Tiefflug im Bugatti Chiron ein Fall für den Staatsanwalt

Tiefflug im Bugatti Chiron ein Fall für den Staatsanwalt
Schafft offiziell Tempo 420: Bugattis 1500 PS starker Chiron © Bugatti

Ein tschechischer Multimillionär ist in einem Bugatti Chiron mit Tempo 417 über die A2 gerast. Jetzt laufen Ermittlungen gegen den Mann.

Die Wahnsinnsfahrt eines 58-Jährigen über eine deutsche Autobahn hat ein Nachspiel. Die Polizei habe am Montag Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen illegalen Straßenrennens eingeleitet, sagte eine Sprecherin in Magdeburg. Die Staatsanwaltschaft werde den Fall prüfen. In einem Internet-Video ist zu sehen, wie der Mann in einem Bugatti Chiron über die A2 schießt. Dieses Verhalten sei nicht zu verantworten, sagte die Polizeisprecherin. Der tschechische Multimillionär Radim Passer hatte die Aufnahmen vor zwei Wochen auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht.

Das Bundesverkehrsministerium äußerte sich kritisch. Jegliches Verhalten im Straßenverkehr, das zu einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmern führe oder führen könne, werde abgelehnt, teilte eine Sprecherin mit. Auf dem im Video gezeigten Streckenabschnitt zwischen Berlin und Hannover gilt den Angaben zufolge keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Der Multimillionär Passer ist in Tschechien bisher weniger als Freund schneller Autos, sondern als Immobilienmagnat in Erscheinung getreten. Die tschechische Ausgabe der Wirtschaftszeitung „Forbes“ schätzt Passers Vermögen auf umgerechnet rund 270 Millionen Euro.

Dudenhöffer: Wollen wir Späße für Multimillionäre erlauben?

Im Sommer 2021 hat Volkswagen die Marke Bugatti an den kroatischen E-Auto-Spezialisten Rimac verkauft. Foto: dpa

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist eine Fahrt mit mehr als 400 Kilometern pro Stunde höchst gefährlich. „Je höher die Geschwindigkeit, desto länger der Bremsweg. Und zwar nicht nur linear, sondern exponentiell“, sagte der emeritierte Professor der dpa. „Wollen wir Multimillionären erlauben, auf öffentlichen Straßen ihre Späße zu treiben, die Menschenleben gefährden können?“, fragte Dudenhöffer. Man müsse darüber nachdenken, was auf deutschen Autobahnen erlaubt sein sollte und was nicht. Der Verkehrsminister könne etwa per Gesetz nur noch Autos zulassen, die eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit nicht erreichen.

Mehrere deutsche Autobauer wie BMW, Audi und Mercedes-Benz hatten sich bereits 1987 auf eine freiwillige Selbstbeschränkung und auf eine Tempo-Abriegelung bei 250 Kilometern pro Stunde geeinigt. Doch nicht jeder geht diesen Schritt mit. Der in dem Video gezeigte Bugatti Chiron wurde 2016 vorgestellt. Er verfügt über einen 16-Zylinder-Mittelmotor mit 1500 PS. Die Entwicklung des Supersportwagens geht auf die Zeit zurück, als Volkswagen unter dem damaligen Chef Ferdinand Karl Piëch die Luxusmarke erworben hatte. Im Sommer vergangenen Jahres hatte VW die Marke mehrheitlich an den kroatischen E-Auto-Spezialisten Rimac verkauft.

Für ein Umdenken sprach sich die Deutsche Umwelthilfe aus. „Die Bundesregierung erlaubt mit ihrem Nein zum Tempolimit explizit diese Ultra-Raserei auf 70 Prozent der Autobahnstrecken“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er forderte den neuen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zum Handeln auf. „Wir brauchen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen jetzt – für Klimaschutz und Sicherheit.“ (dpa)

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