Oldtimer-GP begeistert die Massen

Beim alljährlichen Oldtimer-Grand-Prix treffen sich Rennfahrer aus ganz Europa. In verschiedenen Rennen treten sie noch einmal mit ihren alten Rennboliden gegeneinander an.

Von Stefan Grundhoff

Einmal im Jahr ist es soweit. Autolegenden wie ein knallroter Ferrari 250 TR, die Shelby Cobra oder ein Aston Martin DB 3 donnern im Renntempo über den Nürburgring. An drei Tagen sind in der Eifel Preziosen zu bestaunen, die sonst in Ausstellungen ihr Dasein fristen.

Rennen ist ein Publikumsmagnet

Doch die jahrzehntealten Rennwagen sind nicht nur zu bestaunen. Ihre Piloten kommen an den Nürburgring um zu gewinnen. In über 20 Rennen treten die unzähligen Porsche 911 RS, die Bugatti T51 und alte Formel-1-Renner gegeneinander an. Das Publikum kam auch bei der 34. Auflage des AvD Oldtimer-Grand-Prix wieder in Strömen. Das Eifelwetter war kalt und nass. Der Stimmung an der Strecke tat das ganze keinen Abbruch. Wann bekommt man solche Renner sonst schon einmal zu Gesicht? Die Fahrer kennen ihre historischen Renner wie aus dem „FF“, haben mit ihnen schon tausende von Kilometern abgespult und jede Schraube mehrfach umgedreht.

Maserati Oldtimer Modell Foto: press-inform


Die echten Experten kommen sogar mit einem eigenen Team an den Ring. Bei den Renn-Höhepunkten wie dem SuperSports Cup oder dem Grand-Prix-Masters trifft man auf harte Konkurrenz. Da tut eine professionelle Vorbereitung Not. Rennwagen wie der McLaren M8F von Peter Hoffmann oder der March 707 von Mike Wrigley treten in der heißen Can-Am-Serie gegeneinander an. 800 kg werden von mehr als 800 PS über den Grand-Prix-Kurs katapultiert. Bei ohrenbetäubendem Lärm kommen Erinnerungen an die heißen Rennjahre von 1966 bis 1971 hoch. Die Zahl der Autoklassen in den einzelnen Rennen ist unüberschaubar. Wohl das einzige Manko an dem Drei-Tages-Event am Nürburgring. Bei Unterscheidungen wie Motor vorn, Motor hinten oder einer Einstufung in Felgengrößen müssen selbst ausgemachte Experten zweimal hinschauen, wer unter dem Strich nunmehr gewonnen hat.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Anders sieht es beim historischen AvD-Marathon 400 aus. Im Gegensatz zu den Rennen am Wochenende geht es am Freitagnachmittag mit Vollgas über die kurvige Nordschleife. Mercedes 300SE, Porsche 911 RSR oder Aston Martin DB3 kämpfen im historischen Langstreckenpokal um den Sieg. Am Ende siegte ein Jaguar E-Type - nicht zum ersten Mal. Die Piloten schenken den betagten Rennversionen beim Duell Mann gegen Mann nichts. Im Karussell oder im Pflanzgarten wird gekämpft bis auf des Messers Schneide. Keine Rücksicht auf Verluste, keine Rücksicht auf die Werte, die hier bewegt werden.

Merceds 300 SLS Foto: press-inform

Bei den Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs sieht es auf den ersten Blick etwas weniger risikofreudig aus. Doch wer genau hinschaut, kann beim Grand-Prix-Masters der alten Formel-Boliden oder der FIA Formel-Junior den bekannten Sportsgeist entdecken, der dem Nürburgring über Jahrzehnte seinen legendären Ruf eingebracht hat. Das Publikum kommt voll auf seine Kosten - nicht nur im Rennen, sondern besonders im Fahrerlager. Absperrungen, genervte Teamchefs und angespannte Mechaniker sieht man nur hier und da.

Der Kontakt zu den Fans ist das A und O. Schnell geht ein lockeres Gespräch in eine tiefgründige Fachsimpelei über. Nach ein paar Minuten sitzt man in einem Maserati 8CM Baujahr 1934, einem Connaught A4 von 1960 oder einem ERA R4D von 1935. Viele Fahrer sind noch älter als ihre fahrbaren Untersätze und können endlose Geschichten erzählen, an welchen Rennen sie nach dem Zweiten Weltkrieg bereits teilgenommen haben. Gerade deshalb kommen Jahr für Jahr tausende Motorsportfans zum Oldtimer-Grand-Prix. Solche Geschichten, solche Typen und solche Autos gibt es europaweit eben nur hier.


Keine Beiträge vorhanden