Müdigkeitswarner als Risikofaktor

Studie der TU Berlin

Müdigkeitswarner als Risikofaktor
Bei Mercedes heißt der Müdigkeitswarner Attention Assist. © Daimler

Nach einer Studie der TU Berlin machen Müdigkeitswarner Autofahrer risikobereiter. So gaben die Befragten an, sich über ihre Müdigkeit hinwegzusetzen, weil ein Fahrassistenzsystem auf sie aufpasst.

Müdigkeitswarner in Autos können schläfrige Fahrer unter Umständen zur Weiterfahrt verleiten, obwohl sie das Gegenteil bewirken sollen - nämlich zu einer Pause motivieren. Darauf weist die Psychologin Katja Karrer-Gauß hin, die an der Technischen Universität (TU) Berlin über Systeme zur Müdigkeitserkennung forscht. «Verheißt ein System Sicherheit, sind Menschen generell risikobereiter», sagte sie.

Für eine Studie im Rahmen ihrer Dissertation hatte die Forscherin unter anderem Berufskraftfahrer interviewt. Die Befragten gaben an, sich gegebenenfalls über die eigene Einschätzung ihrer Müdigkeit hinwegzusetzen und dichter an die Übermüdungsgrenze heranzufahren, wenn ein Fahrerassistenzsystem auf sie aufpasst.

Spätere Pausen durch Müdigkeitswarner

Tests in einem Fahrsimulator legten ebenfalls nahe, dass sich die Probanden durch ein Warnsystem eher motiviert fühlten, gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen, als eine Pause einzulegen. «Im Schnitt waren die Teilnehmer mit Müdigkeitsassistent an Bord 20 Minuten später bereit zu pausieren», berichtete Karrer-Gauß.

Hinzu komme, dass ein aufleuchtendes Kaffeetassen-Symbol im Cockpit oder Warntöne nicht ausreichen, um ermüdete Fahrer umgehend zu einer Pause zu bewegen. «Gerade Berufskraftfahrer stehen oft unter so großem Termindruck, dass es für sie gewichtigere Gründe gibt weiterzufahren, als wegen einer blinkenden Kaffeetasse anzuhalten», weist Karrer-Gauß auf ein Problem hin, gegen das die aktuell verfügbaren Müdigkeitswarner nichts bewirken könnten. «Dazu müsste das Fahrzeug den müden Fahrer zum Anhalten zwingen - aber das ist kaum realisierbar und die Technik würde den Fahrer entmündigen.»

Müdigkeit am Steuer zählt zu den folgenschwersten Unfallursachen. «15 bis 20 Prozent aller schweren Unfälle auf Schnellstraßen sind auf Übermüdung zurückzuführen», sagte Karrer-Gauß. Die Psychologin hatte für die Studie unter anderem 52 Berufskraftfahrer und 19 Forscher interviewt. An den Versuchen im Fahrsimulator nahmen 36 Probanden teil. (dpa)

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