«Formel E als beste Plattform der Elektromobilität»

Schaeffler und Audi verlängern Verträge

«Formel E als beste Plattform der Elektromobilität»
Die Formel E gewinnt weiter an Attraktivität © AG/Flehmer

Die Elektromobilität steckt in Deutschland immer noch in der Nische. Die Formel E zieht immer mehr Hersteller an und kann einen emotionalen Beitrag für mögliche Antriebe in der Zukunft leisten.

Von Thomas Flehmer

Die Forderung nach einer Million Elektroautos bis 2020 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits zurückgezogen. Selbst die so genannte Elektroprämie erhöht die Attraktivität nicht. Zwar wachsen die Verkäufe von Elektroautos, doch die Zahlen sind mehr als bescheiden. Dabei ist die Antriebsart nicht aufzuhalten und wird früher oder später eine größere Rolle einnehmen.

Fehlende Reichweite und Infrastruktur sind die beiden Hauptargumente für das bisherige Scheitern. Einen kleinen Teil will auch die Formel E beitragen, der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen und setzt dabei auf den Faktor Dynamik. „Alles, was vernünftig ist, kann auch emotional sein“, sagte Peter Gutzmer, Entwicklungschef von Schaeffler, der Autogazette.

Daimler folgt in die Formel E

Der Zulieferer aus Herzogenaurach ist seit Beginn der elektrischen Rennserie engagiert und hat am Rande des siebten und achten WM-Laufs in Berlin die Basis für die Zukunft gelegt. „Wir haben mit Audi einen Vertrag abgeschlossen und liefern in den kommenden drei Jahren den Antriebsstrang“, so Gutzmer weiter. Der Vetrrag wird bis einschließlich der Saison 2019/2020 laufen. Die Vereinbarung sieht neben dem Antriebsstrang auch die gemeinsame Arbeit an Elektromotor, Getriebe und der Fahrwerksaufhängung vor.

Audi wird ab der kommenden Saison die Führung des derzeitigen Teams Abt Schaeffler Audi Sport übernehmen. „Die E-Mobility ist ein Pfeiler unserer Zukunftsstrategie“, sagte Peter Mertens der Autogazette. Der neue Entwicklungs-Vorstand von Audi sieht die Formel E als „beste Plattform“ für die Elektromobilität an. So wie die VW-Tochter aus Ingolstadt zeigen immer mehr Hersteller Interesse an der Formel E. Demnächst wird auch Daimler in die Serie einsteigen, in dieser Saison debütierte Jaguar.

Formel E Wegbereiter für Elektromobilität

Schaeffler-Pilot Lucas di Grassi vor dem Start in Berlin
Schaeffler-Pilot Lucas di Grassi vor dem Start in Berlin AG/Flehmer

„Wir müssen den Technologie-Transfer zum Kunden herstellen, dafür passt die Rennserie für Jaguar sehr gut“, sagte Peter Modelhart der Autogazette, „wenn neue Technologien sich in Rennen behaupten müssen, schaffen sie es auch einen besseren Anklang beim Kunden.“ Der Geschäftsführer von Jaguar Land Rover Deutschland will das Thema noch viel stärker promoten, da die „Formel E ein Wegbereiter für die Elektromobilität“ sei.

Und die Formel E ist der Elektromobilität bereits einige Schritte voraus. „In der ersten Saison war alles neu. Wir waren gespannt, ob alles passt, ob es überhaupt jemanden interessiert und ob die Technik funktioniert“, sagt Gutzmer. Die derzeit ausgetragene dritte Saison bestätigt aber den Mut der Vergangenheit. „Die Serie ist gewachsen und anerkannt. Die Technik entwickelt sich weiter und die Formel E bietet spannende Wettbewerbe“, so Gutzmer weiter. Die beiden WM-Läufe auf dem Flughafen Tempelhof boten am vergangenen Wochenende eindrucksvolle Kostproben, auch wenn das aus der Formel 1 bekannte Brüllen der Verbrenner durch das Pfeifen der Elektromotoren ersetzt wird.

Austragungsort Flughafen in der Kritik

Berlins Bürgermeister Michael Müller (l.) und Schaeffler-Entwicklungschef Peter Gutzmer
Berlins Bürgermeister Michael Müller (l.) und Schaeffler-Entwicklungschef Peter Gutzmer AG/Flehmer

Der Entwicklungschef verweist mit Stolz darauf, dass Schaeffler von Beginn an dabei ist und mit Lucas di Grassi auch immer wieder um den WM-Titel mitkämpft. Dessen Teamkollege Daniel Abt ist ebenso begeistert von den Stadtkursen und übt somit Kritik an der Rennstrecke auf dem Flughafengelände. Nicht nur der Beton als Untergrund sei für die Fahrer schwieriger zu händeln, der Profi vermisst die Nähe zu den Zuschauern. „Das Highlight in Berlin war im vergangenen Jahr“, so Abt zur Autogazette.

Damals fand das Rennen nicht auf dem Flughafen statt, sondern auf der Karl-Marx-Allee in der Mitte von Berlin. „Das war eine tolle Atmosphäre, da auch die Leute von den Balkons den Fahrern zugejubelt haben“, schwärmt Abt. Unterstützung erhält Abt vom Audi-Entwicklungsvorstand. „Das ist ja gerade das Konzept der Formel E, dass nicht die Zuschauer zu uns kommen, sondern wir zu den Fans“, sagt Mertens, der zudem das Pensum der jungen Serie lobt. „Wie die Formel in den letzten drei Jahren gewachsen ist, ist beeindruckend. Das ist ganz professioneller Rennsport.“

Ob der professionelle Rennsport noch einmal zum Flughafen Tempelhof zurückkehren wird, steht in den Sternen. Der Austragungsort steht nicht nur wegen des Untergrunds in der Kritik, sondern halt auch wegen der fehlenden Nähe zum urbanen Raum. So könnte es sein, dass selbst Berlin als Austragungsort im nächsten Kalender fehlen wird. Im Gespräch zu sein scheint die Theresienwiese in München, wo im Herbst das traditionelle Oktoberfest ausgetragen wird. Die Verbindung zwischen Rennsport und Gaudi könnte der Elektromobilität weiter dazu verhelfen, aus der Nische zu kommen - auch wenn die eine Million Elektroautos noch auf sich warten lassen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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