Porsche 911: Als Gebrauchter mögliche Kostenfalle

Porsche 911: Als Gebrauchter mögliche Kostenfalle
Der Porsche 911 vom Typ 997 wurde bis 2012 gebaut. © Porsche

Wer auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach einem Porsche 911 schaut, sollte genau hinschauen. Denn der Sportwagen kann Probleme bereiten.

Der zwischen 2004 und 2011 gebaute Porsche 911 gilt unter Elfer-Freunden als schöner und gelungener Vertreter der legendären Sportwagenbaureihe. Außerdem hat er dank seines besonders guten Abschneidens beim TÜV-Report das Image, äußert robust zu sein.
Im Gegenzug bleibt sein Preis selbst bei fortgeschrittenem Alter recht hoch.

Schnäppchen gibt es auch, doch wenn es sich dann um einen Blender handelt, kann der Elfer aus zweiter Hand zur Kostenfalle werden.

Ein Drittel Cabrios

Wie mit jeder neuen Elfer-Generation legte auch der 997 in Größe zu. Zwischen den zahlreichen Typen gibt es leichte Unterschiede, doch als Richtmaß gelten die 4,43 Meter Länge des klassischen Coupés, das auch den Löwenanteil im Gebrauchtmarkt ausmacht. Immerhin deutlich über ein Drittel der über Onlinebörsen angebotenen 997 sind Cabriolets. Trotz seiner stattlichen Abmessungen sind alle Elfer Zweisitzer, auf der meist vorhandenen Rückbank kann man höchstens im Notfall Kinder mitnehmen. Der Fond ist dafür als Gepäckablage praktisch, denn der Kofferraum unter der Vorderklappe reicht nur für kleines Gepäck.

Mit jeder neuen Elfer-Generation hat Porsche sein Angebot an Varianten ausdifferenziert, die sich in erster Linie bei der Leistung unterschieden. In puncto Leistungsstufen war der 997 in mehrfacher Hinsicht ein neuer Höhepunkt in der langer Elfer-Historie. Das Leistungsspektrum der GTs, Turbos und Carreras reicht von 325 PS bis zu 620 PS.

Ausreichende Basismotorisierung

Bereits die Basismotorisierung im Typ Carrera ist potent, mehr Souveränität bei zugleich höherer Effizienz bieten jedoch die mit dem Facelift 2008 eingeführten Benzindirekteinspritzer. Hier stieg die Leistung beim Carrera auf 345 PS und beim grundsätzlich stärkeren Carrera S auf 385 PS. Ein Quäntchen mehr, nämlich 408 PS, bietet der GTS. Nochmals deutlich souveräner sind die Turbo-Versionen mit 480 PS, 500 PS und 530 PS.

Letzteres Kraftpaket heißt Turbo S, der in 3,3 Sekunden auf Tempo 100 sprinten und maximal 315 km/h erreichen kann. Vor allem für Freunde des Motorsports empfehlen sich die teuren und kompromisslosen Versionen GT2 und GT3 sowie der mit 620 PS extreme und exquisite GT2 RS. Hier gehen die Preise allerdings erst jenseits der 200.000 Euro los – gebraucht wohlgemerkt.

Üppige Ausstattung

Mit Crashtest-Ergebnissen kann ein Elfer grundsätzlich nicht dienen, dafür aber mit einer bereits umfangreichen Sicherheitsausstattung. Diese umfasst unter anderem sechs Airbags und natürlich ESP. Auch sonst ist die Serienausstattung eines 997 bereits in den Basisversionen üppig, wobei die Varianten nach dem Facelift etwas mehr Nettigkeiten wie etwa Bi-Xenon-Scheinwerfer bieten. Eine attraktive Option ist das PASM-Fahrwerk, welches sich auf Knopfdruck wahlweise in Richtung sportlicher Härte oder alternativ Richtung Komfort trimmen lässt.

Wer vor allem auf dynamische Talente Wert legt, sollte nach Exemplaren mit PASM-Sportfahrwerk in Kombination mit Hinterachssperre suchen. Weitere attraktive Dynamik-Optionen sind das Sport-Chrono-Plus-Paket, Keramikbremsen oder die Sportabgasanlage. Ein Allradantrieb, hierauf verweist eine „4“ im Modellnamen, mag in vielen Situationen was Feines sein, doch viele 911-Fans suchen zurecht nach dem klassischen Heckantrieb.

Gute Ergebnisse beim TÜV

Wenn man die Ergebnisse beim TÜV-Report anschaut, scheint der Typ 997 vor allem eines zu sein: eine absolut sichere Bank. Selbst bei älteren Exemplaren haben Mängel bei den Hauptuntersuchungen Seltenheitswert. Dieser Umstand dürfte nicht nur der hohen Qualität der Fahrzeuge, sondern vor allem auch dem enormen Pflegeaufwand, den Elfer-Besitzer bei ihren Schmuckstücken betreiben, geschuldet sein.

Darf man also bei einem nur 25.000 Euro teurem Exemplar – ab etwa hier fangen die Gebrauchtpreise an – bedenkenlos zuschlagen? Nein, denn Schnäppchen sind mit Vorsicht zu genießen. Dass Gier die Vernunft frisst, machen sich nämlich Profi-Käufer gerne zunutze.

Beim Kauf eines Gebrauchten 911 vom Typ 997 sollte man genau hinschauen. Foto: Porsche

Angesichts hoher finanzieller Risiken ist man gut beraten, versteckte Mängel ausschließen zu können. Der berüchtigte Kolbenkipper kann ein kleines Vermögen kosten, vor allem, wenn dieser zum Totalausfall des Motors führt. Auch defekte Kurbelwellen-Simmerringe, neue Bremsen oder ein neuer Auspuff können ganz schön ins Geld gehen. Ein Porsche 911 ist zudem grundsätzlich teuer im Unterhalt. Selbst Inspektionen verschlingen deutlich mehr Geld als bei anderen Autos.

Niedrige Wertverluste

Wer kein Elfer-Experte ist und auf Nummer sicher gehen will, sollte vielleicht besser bei Porsche-Händlern nach Fahrzeugen mit lückenlosem Scheckheft und Approved-Garantie suchen. Mit dem Superschnäppchen könnte es dann schwierig werden. Doch mit der soliden Anlage erkauft man sich im Fall des 997 immerhin auch die Garantie sehr niedriger Wertverluste selbst nach Jahren.

Der Porsche 911 vom Typ 997 ist ein rundum faszinierendes Auto – egal, welche Karosserie und welcher Motor. Tendenziell etwas besser, aber auch entsprechend teurer sind seit dem Facelift 2008 gebauten Exemplare. Doch grundsätzlich kann man bedenkenlos auch nach älteren Exemplaren Ausschau halten. Ältere Schnäppchen bieten allerdings eine tendenziell größere Gefahr versteckter Mängel. Wer einem solchen Blender auf dem Leim geht, wird möglicherweise für seinen Wagemut viel Lehrgeld zahlen müssen. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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