«Autos fahren nicht mit Rohöl»

Gegenläufige Preisentwicklung

Der ACE fordert aufgrund der Preissenkung des Barrel Rohöls ein Nachziehen der Tankstellen. Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband gibt in der Autogazette zu bedenken, dass Fahrzeuge nicht mit Rohöl fahren.

Auch wenn der Ölpreis seit Tagen kräftig sinkt, bleiben die Preise an den Tankstellen konstant stabil. Der ACE Auto Club Europa hat daher die Mineralölwirtschaft aufgefordert, Preissenkungen an den internationalen Ölmärkten schneller an die Autofahrer weiterzugeben. In den vergangenen Wochen ist der Preis für ein Barrel Rohöl von 147 Dollar auf unter 120 Dollar eingebrochen.

Im Gespräch mit der Autogazette wies dagegen Klaus Picard, Geschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), darauf hin, dass die Fahrzeuge nicht mit Rohöl fahren, sondern einen anderen Kraftstoff benötigen. «Maßgeblich für die Preisentwicklung ist nicht die Entwicklung an den Rohölmärkten, sondern an den Produktenmärkten», so Picard.

Produktenmarkt maßgeblich

An den Produktenmärkten können sich Angebot und Nachfrage nach Produkten mit bestimmten Spezifikationen gelegentlich unabhängig von der Rohölpreisentwicklung preisbeeinflussend auswirken. Das kam in den letzten Frühjahren vor, wenn die Raffinerien der USA nicht in der Lage waren, die Nachfrage nach einem Produkt zu befriedigen. Daraufhin kauften die amerikanischen Händler den Kraftstoff am europäischen Märkt und verstärkten somit die Nachfrage am Produktenmarkt.

«Fakt ist», so Picard, «dass die Preise am Produktenmarkt nicht so stark gefallen sind wie die Preise am Rohölmarkt.» Zugleich wies der Geschäftsführer daraufhin, dass sich Preise an den Zapfsäulen in Deutschland laut ADAC in den vergangenen 23 Tagen um bis zu 14,4 Cent für Superbenzin und 12,9 Cent für die Diesel zurückgegangen sind. Allerdings verschweigt Picard, dass zuvor am 5. Juli 2008 mit 1,58 Euro ein absolutes Allzeithoch für Super erreicht worden war.

Steigerungen sofort weitergegeben

Zuvor hatte der ACE kritisiert, dass eine Senkung der Preise an den Zapfsäulen Wochen dauere, eine Steigerungen dagegen sofort an die Verbraucher weitergegeben werde. ACE-Pressesprecher Rainer Hillgärtner hatte deshalb die Politik aufgefordert, im Interesse der Verbraucher die Möglichkeiten des Wettbewerbs- und Kartellrechts anwenden und voll ausschöpfen. Bereits in der vergangenen Woche hatte der ADAC zu einer Protestaktion aufgerufen.

Wie der ACE am Mittwoch in Stuttgart weiter erklärte, ist der Preis für einen Liter Super Benzin binnen 24 Stunden im bundesweiten Durchschnitt aller Tankstellen um etwa vier Cent auf rund 1,48 Euro gestiegen. Ähnlich deutlich sei die Preissteigerung beim Dieselkraftstoff ausgefallen, der Liter kostete danach am Mittwoch im Schnitt 1,44 Euro.

Sensibler Markt

Dabei könnten die Verbraucher laut der Internationalen Energieagentur (IEA) auf weitere Entspannung noch in diesem Jahr hoffen. «Fortgesetzte Anzeichen eines wirtschaftlichen Abschwungs des US-Markts und in anderen Industriestaaten begrenzen den Ölverbrauch in diesen Ländern», sagte IEA-Chefanalyst David Fyfe der «Berliner Zeitung». Allerdings können Naturkatastrophen den Preis auch wieder in die Höhe treiben. «Wir befinden uns inmitten der US-Hurrikan-Saison, die zeitweise das Angebot im Herbst vermindern könnte», so Fyfe weiter.

Picard dagegen möchte sich keinen Blick in die Zukunft des Ölpreises erlauben, auch wenn derzeit keine größeren äußeren Einflüsse zu erkennen sind. «Der Markt reagiert sehr sensibel. Das ist wie beim Lottospiel und nicht seriös.» (AG)

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