Genug Benzin im Blut

Kraftpakete in der Kompaktklasse

Die Sportwagen in der Kompaktklasse erleben derzeit fast einen kompletten Generationswechsel. Zu Gute kommt den kleinen Kraftpaketen ihre Alltagstauglichkeit.

Von Thomas Geiger

Sportwagen haben derzeit ein Imageproblem. In Zeiten von Klimakrise und Konjunkturflaute tun sich selbst PS-Freunde mit dem Kauf neuer Boliden schwer. Die Hersteller haben allerdings eine Lösung in petto: In den kommenden Monaten bringen sie eine Reihe neuer Kraftpakete für die Kompaktklasse zu den Händlern, die mit etwas gutem Willen noch als Familienkutschen durchgehen und teils dennoch mit einem Porsche mithalten können.

Segmentbegründer Golf GTI

«Die kleinen Kraftpakete passen genau zu unserer Zeit», glaubt der Analyst Christoph Stürmer vom Prognosespezialisten IHS Global Insight aus Frankfurt. Die wichtigste Neuheit kommt von VW: Nach dem Wechsel in die sechste Generation des Golf steht nun auch ein neuer GTI an. Das kompakte Kraftpaket hat 1976 die Idee vom Sportler für alle erst bekannt gemacht und wurde seither über 1,7 Millionen Mal verkauft.

Kam das Original mit 81 kW/110 PS aus, hat die zum späten Frühling avisierte Neuauflage einen 2,0-Liter-Direkteinspritzer mit Turbo, der 155 kW/210 PS leistet. Mit maximal 280 Newtonmetern Drehmoment beschleunigt er in 6,0 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht ein Höchsttempo von 240 Stundenkilometern.

Megane RS in Vorbereitung

Der Megane Renault Sport verfügt über 250 PS Foto: Renault

Für den Normzyklus gibt Volkswagen einen Verbrauch von 7,3 Litern auf 100 Kilometer an. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 170 Gramm pro Kilometer. Aber nicht nur die Leistung des GTI hat sich seit 1976 fast verdoppelt. Auch der Preis hat deutlich zugelegt: Statt 13.850 Mark müssen Kunden heute mindestens 26.650 Euro anlegen.

Der GTI ist aber nicht der stärkste der neuen Kompakt-Sportler. So bereitet Renault laut Sprecher Thomas May-Englert die Neuauflage des Megane RS vor, der wie der Golf einen Zwei-Liter-Turbo bekommt. Doch dieser Motor leistet 184 kW/250 PS - zehn Prozent mehr als beim letzten Sport-Mégane und 29 kW/40 PS mehr als beim GTI. Auch mit dem maximalen Drehmoment von 340 Nm ist er dem GTI voraus. Verbrauch, Fahrleistungen und ein Preis wurden noch nicht genannt.

Mazda3 MPS wird sparsamer

Der neue Mazda3 MPS Foto: Mazda

Mazda plant nach den Sommerferien die Neuauflage des Mazda3 MPS. Er wird Sprecher Jochen Münzinger zufolge mit einem 2,3 Liter großen Benzin-Direkteinspritzer ausgerüstet und ist durch einen weiter aufgerissenen Kühlergrill und die markante Hutze auf der Haube sofort als Sportler zu erkennen.

Ein Turbolader bringt die Leistung des Vierzylinders auf 191 kW/260 PS und das maximale Drehmoment auf 380 Nm. Der Sprintwert liegt bei 6,1 Sekunden, das Höchsttempo bei 250 km/h. Mit einem Normverbrauch von 9,2 Litern (CO2: 218 g/km) ist der neue Mazda 3 MPS zwar noch immer kein Sparmeister, er braucht aber immerhin 0,5 Liter weniger als früher.

Focus RS «König der Kompaktklasse»

310 PS geballte Kraft im Focus RS Foto: Ford

«König der Kompaktklasse» ist der neue Focus RS, den Ford im Sommer für 33.900 Euro herausbringt. Ihn treibt laut Projektleiter John Wheeler ein 2,5-Liter-Fünfzylinder mit Turbolader an. Mit 224 kW/305 PS macht er den Focus RS zum stärksten europäischen Ford aller Zeiten und zum weltweit einzigen Fronttriebler mit so viel Kraft.

Der Wagen sprintet in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bis zu 263 km/h. Dabei verbraucht der Motor im Mittel 9,4 Liter und kommt auf einen CO2-Ausstoß von 225 g/km. Auch Wheeler weiß, dass solche Autos derzeit einen schweren Stand haben. Doch Ford trage Klimasorgen mit Econetic-Varianten Rechnung. Er glaubt ohnehin, dass nur die eine Hälfte der Fahrer CO2-Partikel zählt. «Alle anderen haben sich ihre Faszination bewahrt.» Auch Analyst Stürmer glaubt an «an genügend Leute mit Benzin im Blut» (dpa/tmn)

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