Frunk: Kofferraum unter der Fronthaube

Frunk: Kofferraum unter der Fronthaube
Der Frunk im Volvo XC40 bietet Platz für 31 Liter Gepäck. © Mertens

Dort, wo früher der Motor saß, haben Elektroautos nun ein kleines Gepäckabteil: den so genannten Frunk.

Das Wort kombiniert „Front“ und „Trunk“ – also „Vorderseite“ und „Kofferraum“ – und bedeutet genau das: einen Kofferraum unter der Fronthaube, wo bei den allermeisten Autos der Verbrennungsmotor sitzt. Diese Art der Konstruktion ist streng genommen nicht neu – bietet aber im E-Auto erstmals echten praktischen Wert.

Dass es den Frunk überhaupt gibt, hat mit den konstruktiven Eigenheiten des E-Autos zu tun. Weil der Antrieb und die verwandte Technik im E-Auto kleiner ausfallen oder an die Hinterachse wandern, steht ist im klassischen Motorabteil unter der vorderen Haube plötzlich Platz. Weil man auf die lange Nase aber aus diversen optischen (Proportionen) und technischen Gründen (Knautschzone) nicht verzichten will, muss der Leerstand sinnvoll genutzt werden.

Ähnlich wie bei Mittel- und Heckmotor

Die Lösung in Form eines zusätzlichen Ladeabteils liegt nahe. Ähnliche Konzeptionen kennt man bereits von Sportwagen mit Mittel- oder Heckmotor, wo sie in praktischer Hinsicht aber kaum überzeugen. Mangels Alternativen nutzen die Insassen das bessere Handschuhfach angesichts des generellen Platzmangels an Bord dann meist trotzdem, zumindest für leichtes Handgepäck während des Wochenend-Trips.

Bei E-Mobilen ist das Nutzen-Potenzial aber antriebsbedingt höher, denn in jedem Modell muss irgendwo das Typ-2-Kabel für die öffentlichen Ladesäulen untergebracht werden. Im normalen Kofferraum nimmt es Platz für den Großeinkauf weg oder ist auf der Urlaubsfahrt nur mit viel Fummelei unter Koffern und Taschen hervorzuziehen. Anders im Frunk, wo es gut erreichbar gelagert werden kann.

Nicht jedes E-Auto hat einen Frunk

Trotzdem haben längst nicht alle E-Mobile ein vorderes Gepäckabteil. Am größten ist die Chance eines zu finden bei Modellen, die von vornherein als E-Mobile konzipiert waren, etwa den Fahrzeugen von Tesla, dem BMW i3 oder dem Ford Mustang Mach-E. Auch Porsche Taycan, Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 verfügen über einen Frunk. Dazu kommt eine Handvoll von E-Autos, die auf Verbrenner-Plattformen stehen, aber trotzdem das Gepäckfach in der Front bieten, darunter Polestar 2 und Audi E-tron. VW hingegen verzichtet beim ID.3 auf einen Frunk. Auch bei den Konzerngeschwistern von Audi, Seat und Skoda gibt es ihn nicht.

Ein Verzicht der Hersteller kann diverse Gründe haben. So muss im Vorderwagen zwar kein Motor mehr untergebracht werden, trotzdem ist aber Raum für Batterie- und Antriebskühlung nötig. Und auch Scheibenwischwasser und Bremsflüssigkeit müssen irgendwo eingefüllt werden. In manchen Fahrzeugen bleibt dann einfach kein Platz mehr für ein Gepäckfach. Zudem gibt es auch praktische Gründe für eine Frunk-Skepsis.

MG Marvel mit 150 Liter Volumen

Der MG Marvel R bieten den aktuell wohl größten Frunk mit 150 Liter. Foto: MG

Denn je nach Karosserie-Form kann es umständlich und schwierig sein, an das Fach zu gelangen, ohne sich die Klamotten an der möglicherweise schmutzigen Karosserie zu versauen. Dazu kommt: Um eingeklemmte Finger zu verhindern, müsste wohl in den meisten Fällen ein Gasdruckstoßdämpfer verbaut werden – Kosten und Aufwand, den sich die Hersteller gerne sparen.

Den aktuell größten Frunk bietet der MG Marvel R mit 150 Litern, knapp vor dem Ford Mustang Mach-E mit 135 Litern. Objektiv gesehen passt dort neben dem Ladekabel nicht viel mehr als eine Sporttasche hinein. Ford ist jedoch in gewisser Weise optimistischer und hat in seinen Frunk einen Notöffner eingebaut, mit dem die Klappe von einer versehentlichen eingeschlossenen Person im Notfall von innen entriegelt werden kann. In der Praxis kann es sich dabei aber nur um ein kleines Kind handeln. Weil der Fluchtweg-Griff in den USA aber für alle geschlossenen Kofferräume vorgeschrieben ist, ist er auch im Frunk des Mustang zu finden. (SP-X)

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