Ford Transit: Sperre bei 110 km/h

Downsizing für Euro 5

Ford Transit: Sperre bei 110 km/h
Der Ford Transit wurde mit Sparmaßnahmen ausgestattet © Ford

Ford führt beim Transit neue Sparmaßnahmen ein. Der Kult-Transporter hat dabei seine Stärken wie Schwächen behalten.

Der Ford Transit geht mit neuen hochmodernen Dieselmotoren ins Modelljahr 2012, die nach Euro 5 zertifiziert sind und dem Kölner Klassiker zu mehr Effizienz verhelfen sollen. Zusätzlich wird er mit Eco-Paket und Energie-Rückgewinnungssystem aufgewertet. Auch wenn die Verantwortlichen vom "umfassend verbesserten Transit" sprechen, zeigt der erste Fahreindruck, dass das meiste so bleibt, wie es ist: die Stärken ebenso wie die Schwächen.

Bei 110 km/h wird abgeregelt

Schon bei der ersten Sitzprobe weiß man nicht wohin mit dem linken Fuß. Und die Lenksäule kann noch immer nicht an die Sitzposition angepasst werden. Das übersichtliche Cockpit birgt keine Geheimnisse – oder doch. Die Eco-Taste, verschämt rechts unter dem Lenkrad versteckt, hat es in sich. Damit aktiviert man die Start-Stopp-Automatik und den Geschwindigkeitsbegrenzer, der der Sparsamkeit zuliebe bei 110 km/h abregelt – ob man so einen leistungsfreudigen Fahrer zu einer wirtschaftlichen Fahrweise erzieht, bleibt zu bezweifeln.

Die wesentlichen Neuheiten sitzen wie erwartet unter der Haube. Der neue Duratorq TDCi-Vierzylinder mit 2,2 Litern Hubraum löst die bisherigen 2,2- und 2,4-Liter-Motorisierungen ab - nicht nur in den Fronttrieblern, sondern auch in allen Modellen mit Heck- und Allradantrieb. Der Turbodiesel steht für die frontgetriebenen Modellvarianten in den Leistungsstufen 74 kW/100 PS, 92 kW/125 PS und 103 kW/140 PS zur Wahl. Der Transit mit Heckantrieb ist mit 74 kW/100 PS, 92 kW/125 PS und der 114 kW/155 PS starken Topmotorisierung erhältlich.

Spürbares Absenken des Geräuschniveaus

Die Eco-Taste des Ford Transit befindet sich rechts vom Lenkrad Ford

Der in Zusammenarbeit mit dem französischen PSA-Konzern entwickelte Motor erhält ein modifiziertes Commonrail-System, das den Kraftstoff mit maximal 1800 bar Einspritzdruck in die Brennräume injiziert, er wird von einem neuen Turbolader mit variabler Geometrie beatmet. Verbessert wurde auch die Abgasreinigung; mit Abgasrückführung und einem beschichteten Dieselpartikelfilter erfüllt der Ford Transit in allen Varianten die Abgasnorm Euro 5. Eine Zahl werden sich die Transit-Interessenten ganz besonders merken: Alle Ford Transit müssen nur alle 50.000 Kilometer zum Service in die Werkstatt.

Die neue Einstiegsmotorisierung lässt keinen spürbaren Verzicht erkennen – jedenfalls nicht im halb ausgeladenen Dreitonner. Statt 85 PS sind es jetzt 100 PS, der Vierzylinder stemmt hier bis zu 310 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Die lange Übersetzung des Antriebs, die zu einem niedrigen Kraftstoffverbrauch beitragen soll, steckt das kultivierte Aggregat gut weg – mit häufigem Griff zum Schalthebel ist man durchaus flott unterwegs. Vielleicht noch ein Wort zur Akustik: Hier erfüllt der Nutzfahrzeug-Evergreen höhere Ansprüche. Neu gestaltete Motorabdeckungen und eine optimierte Führung der Ansaugluft senken das Geräuschniveau im Cockpit spürbar ab.

Kein Fünfzylinder mehr im Angebot

Der Topdiesel des Ford Transit verfügt über 155 PS Ford

Mehr Biss legen die Motoren mit 125 PS und vor allem mit 140 PS an den Tag. Beide hängen reaktionsfreudig am Gas und bringen die 3,5-Tonner im mittleren Drehzahlbereich zügig auf Trab. Mit ihren Drehmomentwerten toppen sie ihre Wettbewerber, im Fahrbetrieb wird das Temperament durch die lange Übersetzung spürbar gezügelt. Tempo 100 wird im sechsten Gang mit 1600 Umdrehungen realisiert, die Ford-Techniker senken mit den neuen Getrieben das Drehzahlniveau um 250 Umdrehungen bis 650 Umdrehungen. Schnelle Autobahnpassagen müssen so nicht teuer bezahlt werden, aber ob man innerorts damit spart? Eine Schaltempfehlung im Display mahnt beim Transit-Chauffeur eine niedertourige Fahrweise an, die Start-Stopp-Anlage des Eco-Pakets spart an der Ampel.

Als Spitzenmotorisierung im Hecktriebler fungiert jetzt der mit 155 PS leistungsstärkste TDCI-Diesel, er löst sowohl die 2,4-Liter-Variante mit 140 PS als auch den büffelstarken 3,2-Liter-Fünfzylinder mit 200 PS ab. Und gleich vorweg: So fulminant wie seine hubraumstärkeren Kollegen tritt er nicht an, auch wenn 385 Newtonmeter Drehmoment in dieser Klasse schon Maßstäbe setzen. Er braucht ein paar Drehzahlen mehr, um in Tritt zu kommen – die lange Übersetzung, auch hier, fordert Unterstützung mit passender Schaltarbeit. Auf der Autobahn zählt der stärkste Transit zu den Schnellen, er ist der Kandidat für den Zugbetrieb. Und er entschädigt mit sparsamem Dieselkonsum, wie der Hersteller mit einem CO2-Wert von 189 g/km schon mal verspricht.

Erneuerung der Nutzfahrzeugpalette

Weiterhin mit Hochdach ist der Ford Transit bestellbar Ford

Wer auf umweltgerechten und sparsamen Betrieb achtet, wird mit dem Eco-Paket bedient. Es umfasst verbrauchsreduzierende Technologien wie ein Start-Stopp-System, das vier Prozent Kraftstoffeinsparung bringen soll. Es wird mit einem deaktivierbaren Geschwindigkeitsbegrenzer (auf 110 km/h) kombiniert, Ford setzt hier auf die Erkenntnis der Fahrer. Einen Schritt weiter gehen die Econetic-Modelle, die zusätzlich mit dem intelligenten Lichtmaschinen-Ladesystem SRC (Smart Regenerative Charging) ausgestattet werden. Die Lichtmaschine lädt hauptsächlich im kostenfreien Schubbetrieb, ein modernes Batterie-Management regelt den Betrieb. Den Transit Econetic gibt es als Kompaktmodell und als mittellangen Kastenwagen mit Hochdach.

Die neuen Motoren und die aufgewertete Technik schlägt sich nur moderat in den Preisen nieder. Ford Nutzfahrzeuge-Chef Bernhard Schmitz spricht von etwa 1000 Euro mehr. Der Kunde spart dafür bei den verlängerten Serviceintervallen und profitiert von zwölf Jahren Gewährleistung auf Durchrostung - die Transit-Karosserie wird zu 85 Prozent verzinkt. Doch nichts bleibt, wie es ist. "Bis 2014 wird das gesamte Ford-Nutzfahrzeugprogramm erneuert", kündigt Schmitz schon heute an, "zur IAA 2012 lohnt ein Besuch am Ford-Stand". (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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