SsangYong: Nischenmarke kehrt mit Geländewagen nach Europa zurück

An die koreanische Automarke SsangYong kann sich in Europa kaum noch jemand erinnern. Mit dem Rexton soll etablierten Herstellern von Geländewagen nun wieder Konkurrenz gemacht werden.

Kai Petersen

Jahrelang war die koreanische Nischenmarke SsangYong in Deutschland von der Bildfläche verschwunden. Doch SUVs (Sport Utility Vehicles) erfreuen sich einer ungebrochen großen Beliebtheit. Besonders koreanische Vertreter wie Hyundai oder Kia setzen den etablierten Marken mächtig zu. Grund genug für SsangYong, wieder auf europäischen Markt zurückzukehren.

Die Kletterer Musso und Korando sind alte Bekannte, neuestes Pferd im Stall ist das Topmodell Rexton. Bullig und kraftvoll zeigt sich der jüngste Spross der kleinen SsangYong-Familie. Zumindest hat der Rexton einen kraftvollen Auftritt, hält mit seiner Größe nicht hinter dem Berg und will so Konkurrenten wie BMW X 5, Mercedes M-Klasse oder Kia Sorento beeindrucken.

Heckansicht des Rexton.

Das gelingt zunächst nur am Heck. Es ist das Prachtstück des Allradlers. Bulliges Heck und Rückleuchten im US-Stil - das gefällt. Weniger eindrucksvoll zeigen sich Seitenlinie und Front, die wenig innovativ wirken. Entstanden ist das Blechkleid in der italienischen Designschmiede Italdesign unter Führung von Giorgetto Guigiaro.

Motoren nach Mercedes-Lizenz

Beim Antrieb der SsangYong-Modelle setzen die Koreaner wie bekannt auf Bewährtes. Die Aggregate werden nach einer Mercedes-Benz-Lizenz gebaut; so trifft man auf Stuttgarter Bekannte. Topmodell ist der Rexton RX 320s. Das 3,2-Liter-Aggregat leistet 162 KW/220 PS und ein maximales Drehmoment von 318 Nm. Für den Spurt 0 - 100 km/h benötigt der 1,9 Tonnen schwere Allradler exakt zehn Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemessenen 179 km/h. Keine Spitzenwerte, aber für einen SUV dieser Größe durchaus im Rahmen.

Wer sparsam unterwegs sein möchte, sollte sich für die ebenfalls lieferbare 2,9 Liter Turbodieselversion mit 88 KW/120 PS entscheiden. Er schluckt weniger als zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer. So genügsam zeigt sich der Sechszylinder-Benziner nicht und verbrauchte im Praxistest durchschnittlich 15,9 Liter Super auf 100 Kilometer. Damit übertraf er die Werksangabe um knapp einen Liter. Immerhin verhindert das Tankvolumen von 80 Liter allzu häufige Stopps an der Zapfsäule.

Der Rexton RX 320s ist serienmäßig mit einer Viergang-Automatik ausgestattet, die weich schaltet, jedoch einiges von der Motorleistung schluckt. Nicht gerade die neueste Generation, aber durchaus gut auf den 3,2-Liter-Motor abgestimmt. Die 220 PS werden beim Topmodell variabel auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Die Traktionskontrolle verhindert zudem das Durchdrehen einzelner Räder. Das Fahrwerk des SsangYong wurde sehr komfortabel ausgelegt. Bei schneller Kurvenfahrt, beim Bremsen und Beschleunigen stören übermäßige Nick- und Wankbewegungen der nur 4,72 Meter langen Karosserie.

Bremsen wirken schlapp

Die Bremsen wirken bei Wiederholungsbremsungen ebenfalls etwas schlapp. Keine guten Noten gibt es auch für die Lenkung. Sie ist zwar leichtgängig, jedoch allzu unpräzise und indirekt. Das stört besonders bei schneller Landstraßenfahrt, auf Autobahnen und im Gelände, wo der Rexton ansonsten keinen schlechten Eindruck macht. Dazu tragen insbesondere die Bodenfreiheit von 20 Zentimeter und die kurzen Karosserieüberhänge bei.

Trotzdem dürfte der Rexton nur allzu selten im unwegsamen Terrain anzutreffen sein. Schon interessanter: Der SsangYong kann bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen. Das freut Reiter und Bootsfans.

Zweite Sitzbank des Rexton.

Überzeugen kann das Platzangebot des SsangYong Rexton. Von außen sieht man ihm kaum an, dass bis zu sieben Personen Platz haben. Serienmäßig gibt es Platz für fünf Personen. Die klappbare zweite Rückbank kostet 670 Euro Aufpreis. Jedoch ist die dritte Reihe allenfalls Kindern und Personen bis 1,60 Meter Größe zuzumuten. Kopfstützen gibt es hier nicht. So wird aus dem SUV ein variabler MPV (Multi Purpose Vehicle). Das können bei den Lifestyle-Allradlern nicht viele. Fahrer und Beifahrer können sich ebenso wie die Personen im Fond über ein üppiges Platzangebot freuen. Die Vordersitze lassen jedoch etwas an Seitenhalt vermissen. Auf der Rückbank geht es auch für Erwachsene bequem zu. Der Einstieg in die dritte Sitzreihe ist jedoch umständlich.

Separat zu öffnende Heckscheibe

Eine Sitzheizung ist im Fond nicht lieferbar. Durch den langen Radstand von 2,82 Meter lässt es sich jedoch auch im Fond angenehm aushalten. Der Kofferraum ist mächtig und leicht zu beladen. Praktisch ebenfalls die separat zu öffnende Heckscheibe.

Die Sicherheitsausstattung bietet nur Hausmannskost. Front- und Seitenairbags - dazu ABS und Traktionskontrolle - das war es. ESP oder Kopfairbags bleiben außen vor. Ansonsten verfügt der Rexton in der «s-Version» über eine komplette Serienausstattung: Klimaautomatik, Alufelgen, elektrische Spiegel und Nebelscheinwerfer sind in dieser Klasse jedoch standesgemäß. Zudem gibt es elektrische Ledersitze, Sitzheizung, Tempomat, Regensensor, Einparkhilfe und rustikale Trittleisten. Als Zusatzausstattung stehen ein Navigationssystem und ein Schiebedach für teure 1.590 Euro zur Verfügung.

Armaturenbrett und Mittelkonsole des Rexton sind jedoch Geschmacksache. Die Holzapplikationen und die Oberflächengestaltung der Verkleidungen wirken ebenso wie die Schalter allzu künstlich; ärgerlich, weil ansonsten die Qualitätsanmutung stimmt. Der hochwertig ausgestattete SsangYong Rexton RX 320 s kostet 43.450 Euro, das Basismodell RX 290 liegt bei 32.990 Euro.

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