Renault Megane – extravagant und sparsam

Das extravagante Design des Renault Megane wird immer noch heftig diskutiert. Der Kompakte ist extrem sparsam, in der Commonrail-Diesel-Variante aber nur ohne Rußpartikelfilter erhältlich.

Stefan Grundhoff

Die Franzosen machen es den Deutschen vor. Während viele deutsche Modelle in den vergangenen Jahren oft nicht den gewünschten Erfolg hatten, haben die französischen Autobauer aufgeholt. Citroen, Peugeot und Renault greifen an - besonders in der umkämpften Kompaktklasse.

Design ist Geschmackssache

Waren Autos wie der Renault 19 vor Jahren in der Golfklasse noch belächelt worden, sorgen heute neue Modelle für Aufsehen. So auch die aktuelle Generation des Renault Megane. Der markige Golfkonkurrent fordert alles oder nichts. Die einen finden sein Design außergewöhnlich schön - die anderen empfinden es wegen des auffälligen Hecks als optische Beleidigung. Schon seit Jahren hat kein Auto mehr für eine solche Stildiskussion gesorgt.

Von vorn wirkt der Megane wie ein übliches Fahrzeug der Kompaktklasse. Durchaus sehenswert - aber wenig beeindruckend. Bereits bei der Seitenlinie ändert sich der Eindruck. Unten der betont lange Radstand, oben die ab der B-Säule deutlich abfallende Dachlinie und das beim Fünftürer ungewöhnlich weit nach oben gezogene Heckfenster.

Entenähnliches Heck

Der "Entenhintern".

So richtig munter wird es erst beim Heck. Am Dachende fällt die Heckscheibe wie mit einem Beil bearbeitet fast senkrecht nach unten ab. Es folgt ein leicht ausgestellter Heckbürzel nach Entenart. Keine Frage: ein Modell von der Designstange ist der Megane nicht. Will er aber auch nicht sein.

Der Erfolg des Franzosen - so die Meinung nicht nur der Konkurrenz - wäre wohl noch größer, wenn das Heckdesign nicht so extrem extravagant wäre. Doch visionäre Realmodelle wie der bereits wieder eingestellte Avantime oder die wenig beachtete Luxuslimousine Vel Satis zeigen, dass Renault in Sachen Design bisher nur selten der Mut gefehlt hat.

Commonrail-Diesel ist gute Wahl

Abgesehen von der Stildiskussion sei darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Megane um einen beeindruckenden Vertreter der Kompaktklasse handelt. Insgesamt bietet Renault drei Benzin- und zwei Dieselvarianten an. Die beste Wahl ist der 1.9 dCi, ein Commonrail-Diesel mit geringem Verbrauch und hohem Alltagswert. 120 PS und die variable Turbinengeometrie machen es möglich. Der Reihenvierzylinder leistet 88 KW/120 PS und ein maximales Drehmoment von 300 Nm, das bei 2.000 U/min zur Verfügung steht. Den Spurt 0 - 100 km/h schafft der Fronttriebler in 10,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei gemessenen 194 km/h.

Der Renault hat in jedem Drehzahlbereich üppig Kraft. Dabei zerrt er in Kurven oder auf rutschiger Fahrbahn fast wie ein alter Golf GTI an der Vorderachse. Die hat alle Mühe, diese willige Arbeitskraft auf den Boden zu bekommen. Wird es allzu wild, greift das serienmäßige ESP ein.

Sparsam, aber ohne Partikelfilter

So richtig Freude kommt spätestens an der Tankstelle auf. Renault verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 5,4 Litern auf 100 Kilometer. Es hat Seltenheitswert, aber in unserem Praxistest konnte der Renault Megane die meist allzu ambitionierte Werksangabe sogar um 0,2 Liter unterbieten. 5,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer können sich wirklich sehen lassen.

Wenn nur das Kapitel Russpartikel nicht wäre. Anders als die Konkurrenz verzichtet der Megane 1.9 dCi zumindest derzeit auf einen reinlichen Partikelfilter. So bleibt auch die wünschenswerte Euro-4-Abgasnorm außen vor. Doch noch 2004 soll aufgerüstet werden.

Das Kofferraumvolumen ist üppig.

Die Zeiten, in denen die Renault-Kompaktklasse in Kurven ihre Probleme offenbarte, sind lange vorbei. Die Gegenwart sieht anders aus. Das Fahrwerk des Megane ist überzeugend abgestimmt. Lange Bodenwellen oder unangenehme Querfugen schluckt das Auto ohne Probleme - er ist dabei überaus agil. So kommt die Fahrfreude nicht zu kurz. Die leichtgängige elektrische Servolenkung macht in der Innenstadt Pluspunkte. Trotz geschwindigkeitsabhängiger Regelung fehlt bei schnellem Autobahntempo etwas der Bodenkontakt.

Gute Noten gibt es ebenfalls für das gut abgestimmte Sechsganggetriebe, das serienmäßig im 1.9 dCi zum Einsatz kommt. Es lässt sich leichtgängig schalten und arbeitet vorbildlich mit dem drehmomentstarken 1,9-Liter-Commonrail-Diesel zusammen.

Deutlich zurückhaltender als das Blechkleid zeigt sich das Design des Innenraums. Die Sitze sind stramm gepolstert und bieten für Piloten jeder Größe gute Voraussetzungen für eine entspannte Fahrt. Die Sitzverstellung könnte allerdings etwas besser positioniert sein. Der Einfachheit halber gehören die Verstellelemente nun mal besser an die Seiten.

Ablage im Fahrzeugboden

Ebenfalls komfortabel geht es im Fond des Fünftürers zu. Die Sitze sind auch hier bequem und die serienmäßigen Kopfstützen lassen sich weit herausziehen. Die Beinfreiheit ist ebenfalls in Ordnung - der 2,62 Meter lange Radstand macht es möglich. Erfreulich sind die zahlreichen Ablagemöglichkeiten - zum Beispiel auch im Fahrzeugboden.

Das Kofferraumvolumen lässt sich von 330 auf bis zu 1190 Liter vergrößern. Das Umlegen der Rückbank geschieht mit wenigen Handgriffen. Die Instrumente liegen gut im Blick, könnten ebenso wie das komplette Cockpit jedoch etwas filigraner gearbeitet sein. Im Dunkeln sind die Bedienelemente gut beleuchtet - keine Verwechslungsgefahr. Einziges Manko ist der Lichtschalter am überladenen Blinkerhebel. Nicht nur Stand-, Fahr- und Fernlicht, sondern auch die Nebelscheinwerfer werden hier überflüssigerweise bedient. Das kann die Konkurrenz mit eigenen Schaltern an der Armaturentafel deutlich besser. Das CD-Soundsystems kann praktischerweise über den Bediensateliten am Lenkrad bedient werden.

Vorbildlich in Sachen Sicherheit

Die Sicherheitsausstattung des Renault Megane ist vorbildlich: ABS, Bremsassistent, ESP, Front-, Seiten- und durchgehende Kopfairbags. Als Option gibt es sogar Seitenairbags hinten. Zudem wird die Lenksäule beim Frontaufprall ebenso vom Fahrer wegbewegt wie das Bremspedal. Der Renault Megane schaffte fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest.

Der Renault Megane 1.9 dCi ist leider unübersichtlich in den Ausstattungspaketen Megane, Megane Confort und Megane Luxe sowie vier einzelnen Designlinien erhältlich. Der Confort sollte es schon sein. Er bietet für 1.250 Euro Aufpreis zum Basismodell unter anderem elektrische Spiegel, manuelle Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und Regensensor. So kostet der fünftürige Renault Megane 1.9 dCi Confort-Dynamique 19.800 Euro. Sinnvolle Extras sind anklappbare Außenspiegel (75 Euro), Klimaautomatik (400 Euro), Navigationssystem (ab 980 Euro), CD-Soundsystem (620 Euro) und Sitzheizung (250 Euro).

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