Primera-Facelift nur bedingt gelungen

Es hat gerade einmal zwei Jahre gedauert, bis Nissan den Primera überarbeitet hat. An der außergewöhnlichen Karosserieform hat es dabei so gut wie keine Änderungen gegeben – wohl aber am Innenleben.

Jürgen Wolff

Rein äußerlich hat sich nichts geändert: Nissans Primera kommt als Limousine auch facegeliftet mit dem gleichen mutigen Außendesign daher. «Monosilhouette» nennen seine Schöpfer diese Form - in einer langen Linie fließen Motorhaube, Fahrgastkabine und Kofferraumhaube ineinander. Das muss man mögen, will man mit dem Primera warm werden: Ein Auto nach Designschema F ist er nicht.

Einparken mit Kamera

Der Nachteil der extravaganten Karosserieform: Sie macht das Auto unübersichtlich. Vom Fahrersitz aus ist weder Anfang noch Ende auch nur zu erahnen. Damit nicht jedes Einparken zur Beulen-Lotterie wird, haben die Nissan-Techniker dem Fahrer eine Rückfahrkamera spendiert. Sie zeigt - nun auch in Farbe und leicht weit winkelverzerrt - alles, was sich hinter dem Fahrzeugheck verbirgt. Selbst die üblichen Einparkfallen wie Poller oder Blumenkübel sind für den unübersichtlichen Primera also kein Problem - zumal sich das nicht ganz kleine Auto mit der Servolenkung ganz bequem rangieren lässt.

Vor allem innen hat Nissan den Primera aufgewertet. Die zuvor heftig kritisierten weil arg billig wirkenden Türverkleidungen passen nun zur Wertigkeit des ganzen Autos. Die Materialien wirken edler, der Plastik-Look ist verschwunden, die Armlehne passt besser - überhaupt fühlt man sich einfach wohler. Dass die Sitze immer noch zu weich sind, die Lehnen nicht zu jedem Rücken passen und der Seitenhalt allenfalls Durchschnitt ist - nun gut, da hängt viel auch von den eigenen Körperproportionen ab.

Außerhalb des Sichtfeldes

Die Rückansicht des Nissan.

Anders ist das bei den Armaturen - denn die sitzen auch nach dem Facelift immer noch da, wo sie nicht hingehören: In der Mitte des Cockpits. Mag sein, dass ängstliche Gemüter auf dem Beifahrersitz es lieben, wenn sie die gleiche Sicht auf den Tacho haben wie der Fahrer. So lässt sich ein «Du fährst schon wieder zu schnell» einfacher mit Argumenten untermauern. Aber vor allem ist diese Lage unpraktisch - der Fahrer muss wissen, wie viel Punkte er riskiert, nicht der Beifahrer. So aber liegen die wichtigsten Messinstrumente außerhalb des direkten Fahrer-Sichtfeldes.

Schlimmer noch: Wichtige Signale werden nicht immer bemerkt. Die Blinker zum Beispiel. Wer blinkt, leicht rechts abfährt und sich darauf verlässt, dass der Blinker schon zurückspringen wird, hat schon verwachst. Oft springt er eben nicht von selbst zurück. Und da kein Ticken auf das muntere Blinkerlein aufmerksam macht und der grüne Pfeil im Armaturenbrett näher am Beifahrer aufleuchtet als am Fahrer, fährt man die nächsten zehn Kilometer arglos mit Dauerblinken - sehr zum Verdruss der verunsicherten Autofahrer hintendran.

Schlechte Beladungsmöglichkeit

Als Reiselimousine bietet der Primera innen viel Platz - vorne wie im Fond. Und im Kofferraum. Schade nur, dass dieser Kofferraum zumindest bei der Limousine nur durch ein ziemlich enges Loch beladen werden kann. Schon bei großen Koffern oder Getränkekisten ist eine ganze Menge Rangiererei nötig, um alles heil durch diese Ladeluke zu fädeln. Ein wenig ärgerlich auch, wie glatt und haltlos dieser Kofferraum ist: Alles, was ihn nicht gleich ausfüllt, rutscht bei jeder Kurve quer - kein Netz, keine Mulde, kein Spanngurt hält die Tüte mit dem Einkauf. Spätestens nach dem zweiten Zusammenklauben von bunt im Kofferraum verteilten Joghurtbechern und Äpfeln findet die Einkaufstüte nur noch auf der Rückbank Platz.

Ordentlich bestückt ist der Nissan Primera schon mit dem 1,9-Liter Common-Rail-Diesel. Dessen 1870 ccm Hubraum lassen sich 88 kW/120 PS entlocken. Das reicht für 195 km/h Spitzengeschwindigkeit und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h binnen 10,8 Sekunden. Leistung genug für entspanntes Langstreckenfahren und für innerorts. Den Verbrauch gibt Nissan mit einem Schnitt von 5,7 Litern Diesel auf 100 Kilomter an - das dürfte etwas arg optimistisch sein: Im Praxistest verbrauchte der Motor aus dem Hause Renault knapp sieben Liter - bei zugegeben nicht gerade spritsparender Fahrweise. Von der geänderten Fahrwerksabstimmung merkt man im Alltag wenig. Für sportliche Fahrer ist das Fahrwerk immer noch zu weich.

Cruiser werden sich dagegen freuen, wie gut es mit Fahrbahnwellen und Schlaglöchern zurechtkommt. Bleibt noch das Thema Preisgestaltung. In der preiswertesten Version gibt es das Sondermodell Primera Plus schon für 17.990 Euro - mit bereits ordentlicher Ausstattung. Der 1,9 dCi acenta plus mit vier Türen und Sechsgang-Getriebe kostet 22.100 Euro - sicher die beste Wahl, will man nicht gleich auf den 1000 Euro teureren Kombi setzen.

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