Porsche Cayenne V6: Streit um VW-Motor

Am Porsche Cayenne V6 scheiden sich die Geister. Für die einen ist er der günstige Einstieg in die Welt der Edel-Allradler – für die anderen schlicht ein VW mit Porsche-Logo.

Jürgen Wolff

Für Porsche selbst ist der Cayenne längst so etwas wie eine Lizenz zum Geld drucken. Vor allem in den USA verkauft sich der Edel-SUV (Sports-Utility-Vehicle) blendend und sorgt für satte Konzerngewinne. In Deutschland wurden vergangenes Jahr gut 6000 Cayenne zugelassen, in den USA waren es fast 20.000.

Ein VW-Motor aus dem Touareg

Die Heckansicht. Foto: Press-Inform

Da lag die Versuchung nahe, mit einer Einstiegsversion das Feuer am Brennen zu halten. Der «kleine» Cayenne sieht aus wie ein Porsche - ob es auch einer ist, darüber wird unter den eingefleischten Porsche-Fans seit seinem Erscheinen erbittert gestritten. Denn unter der Motorhaube grummelt ein V6-Motor aus dem Hause Volkswagen. Diesen Geburtsfehler gleicht für Marken-Puristen auch der Umstand nicht aus, dass die Porsche-Ingenieure heftig Hand an den Motor gelegt haben, der auch den Phaeton, den Golf R32 und den Cayenne-Bruder Touareg antreibt.

Wer den Cayenne V6 startet, wird denn auch sogleich mit einem sehr viel satteren Brummen belohnt, als er es von dem VW-Original kennt. Die Zuffenhausener Akustik-Designer haben ganze Arbeit geleistet. Und der Blick ins Datenblatt bestätigt: Nicht nur der Sound ist besser. 30 PS mehr leistet der drehfreudige und kultivierte V6, nachdem ihn Porsche in der Mangel hatte. Dazu kommen fünf Nm mehr Drehmoment. Und die insgesamt nun 310 Nm liegen schon bei 2500 U/min an und bleiben konstant bis 5500 U/min.

Ehrbare Leistungsmerkmale

Die kleine Heckklappe lässt sich separat öffnen. Foto: Press-Inform

Nur: Das reicht zwar allemal, um aus dem V6-Cayenne einen herausragenden SUV zu machen. Aber nur schwerlich einen souverän sportlichen Porsche. Denn der Sechszylinder hat trotz seiner 184 kW/250 PS merklich Mühe, den knapp 2,5 Tonnen schweren SUV voran zu treiben. Von 0 auf 100 km/h braucht er 9,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 214 km/h. All das sind Werte, die jedem anderen Fahrzeug dieser Klasse zur Ehre gereichen. Aber bei einem Porsche?

Immerhin ist der Verbrauch recht sportlich: 13,1 Liter gibt Porsche im Mix an - im Test waren es eher 17 Liter: SuperPlus, damit es sich auch lohnt - für den Tankwart.

Mit geöffneter Kofferraumklappe. Foto: Press-Inform

Legt man mal alle Vorbelastungen durch den Namen Porsche zu den Akten, dann bleibt ein vorzüglicher Reise-SUV mit Alltagsnutzen übrig. Äußerlich unterscheidet sich der V6-Cayenne auf den ersten Blick nur durch das Typenschild, die 17-Zoll-Felgen und die schwarz eloxierten Bremssättel von seinen stärker motorisierten Brüdern S und Turbo.

Platz bietet er denn auch gewohnt reichlich - sowohl vorne als auch hinten und im Gepäckabteil. Das lässt sich leicht durch die weit öffnende Heckklappe beladen. Größere Zeitgenossen sollten beim Einsteigen auf ihren Kopf achten - wegen des hohen Einstiegs holt man sich schnell eine Beule.

Billig-Plastik

Dass die Sitze passen wie maßgeschneidert, muss bei einem Porsche kaum extra erwähnt werden. Und ebenso wenig, dass alle Schalter und Anzeigeinstrumente genau da sind, wo sie hingehören oder die Verarbeitung erstklassig ist. Eher unverständlich ist bei so viel Stimmigkeit die gelegentlich unverständliche Materialauswahl. So wirken zum Beispiel die Lenkrad-Schaltknöpfe für die optionale Tiptronic wie aus Billig-Plastik.

Alle Instrumente sind an ihrem Platz. Foto: Press-Inform

Beim Fahrwerk erweist sich der Cayenne als echter Porsche: Straff, agil, dynamisch, exzellent abgestimmt. Wer will, kann damit komfortabel reisen - oder sportlich durch kurvenreiche Pass-Straßen swingen. Im Gelände kommt der Allradler schon mit der serienmäßigen zuschaltbaren Getriebeuntersetzung bestens klar. Die Lenkung ist präzise, sensibel und direkt. Die Geräuschkulisse hinterlässt gemischte Gefühle: Beim entspannten Cruisen ist es auch bei hohem Tempo innen angenehm leise - beim Beschleunigen kann der Motor dagegen ganz schön laut werden. Auch ein Pluspunkt: Das Überholimage des Cayenne ist schlichtweg beeindruckend.

Basis-Cayenne für unter 50.000 Euro

Für 48.984 Euro Basispreis ist mit dem Porsche Cayenne V6 der Einstieg ins Segment der Edel-SUV zu haben - der Cayenne S kostet mehr als 60.000, der Turbo über 100.000 Euro. Aber auch beim Sechszylinder dürfte das Bestellpaket kaum unter 50.000 Euro bleiben - zu üppig ist die Aufpreisliste, zu verlockend der ein oder andere Posten darin. Sinnvoll sind sicher die Automatik Tiptronic S (2575 Euro), Navigation (2813 Euro), Dachreling (568 Euro), Luftfederung mit Niveauregulierung (2888 Euro) oder das Advanced Offroad Technik-Paket (3752 Euro).

Keine Beiträge vorhanden