Peugeot 607: Ein Trendsetter mit Problemen

Das Coupé 607 ist ein Klassiker von Peugeot. In Deutschland hat das Auto aber einen schweren Stand. Dabei hat es viel zu bieten.

Jürgen Wolff

Der Medienrummel bei der Vorstellung des neuen CLS von Mercedes-Benz war riesig. Doch ein Coupé mit vier statt der üblichen zwei Türen ist eigentlich nichts ungewöhnliches. Der französische Autohersteller Peugeot hat solch einen Wagen schon seit Jahren Programm: Den 607.

Das Peugeot-Spitzenmodell zeigt genau die schwungvoll elegante Linienführung, die gemeinhin Coupés (klassisch definiert als zweitüriger 2+2-Sitzer) zugewiesen wird. Nur ist im Peugeot-Coupé auch hinten Platz für erwachsene Mitfahrer.

Seltenheit macht Exklusivität aus

Das Heck.

Annähernd so exklusiv wie der doppelt so teure CLS ist der 607 allein schon deshalb, weil er selten ist. Denn die Oberklasse ist hierzulande fest in deutscher Hand. In Frankreich fährt Präsident Jacques Chirac den Peugeot 607 als Dienstwagen.

Der 607 ist eine Stufenheck-Limousine mit vorne quer eingebautem Motor und Frontantrieb. Neben dem 3,0 Liter großen und 152 kW (207 PS) starken V6 hat Peugeot einen Vierzylinder-Benziner mit 2,2 Liter Hubraum und 116 kW (158 PS) Leistung im Programm.

Von uns getestet wurde der 607 mit dem 2,2 Liter großen Hdi-Motor. Das Volumenmodell in der 607-Reihe leistet 98 kW (133 PS) und stellt ein maximales Drehmoment von 314 Nm bei 2000/min zur Verfügung. Der Durchschnittsverbrauch wird von Peugeot mit 6,7 Liter Diesel pro 100 Kilometer angegeben.

Rußarm, aber nicht ganz auf der Höhe

Als erstes Serienauto überhaupt bekam der 607-HDi einen Rußpartikelfilter spendiert - ohne Aufpreis. Das macht ihn nach wie zu einem der rußärmsten Dieselmotoren der Welt. Leider ist er etwas in die Jahre gekommen und schafft nicht die strenge Euro-4-Abgasnorm.

Der Diesel macht den 607 zwar nicht unbedingt zum Renner, aber seine harmonische Leistungsentfaltung beschleunigt das voll beladen rund zwei Tonnen schwere Auto durchaus flott in 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 205 km/h. Dass man einen Selbstzünder fährt, merkt man allenfalls bei kaltem Motor, nur dann ist das typische Nageln wahrzunehmen.

Durch die Piloteinspritzung, die eine geringe Menge Kraftstoff vor dem eigentlichen Explosionsvorgang in die Brennräume einspritzt, läuft die Verbrennung weicher ab - und ohne Nageln. Zwei Ausgleichswellen, die gegenläufig zur Kurbelwelle mit doppelter Motordrehzahl laufen, sorgen zudem für einen hohen Akustik- und Schwingungskomfort. Selbst bei schneller Fahrt bleibt es im Innenraum angenehm ruhig.

Wahlweise gibt es den 607 mit einem gut abgestimmten Sechsgang-Schaltgetriebe oder einer Viergang-Automatik mit Tiptronic. Deren elektronisch gesteuertes Getriebe hat 32 Schaltkennlinien programmiert, um sich dem Fahrstil des Fahrers anzupassen. Außerdem kann das System das gefahrene Streckenprofil erkennen und berücksichtigen: So schaltet es zum Beispiel bei einer Bergabfahrt oder einem starken Bremsen selbsttätig zurück.

Fahrwerk ist Meister aller Lagen

Das Fahrwerk ist der Klasse entsprechend gutmütig und Meister aller Lagen. Dank seiner elektronischen Dämpferverstellung wird das Fahrwerk mit zunehmendem Tempo straffer. Das bringt zusammen mit der elektronischen Stabilitätskontrolle eine hohe Fahrsicherheit auch im Extrembereich. Allenfalls in schnell gefahrenen Kurven schiebt das Auto leicht über die Vorderräder.

Die Elektronik geht leider zu Lasten des Fahrkomforts. Vor allem kurze Wellen und Querfugen dringen gelegentlich durch. Das komfortabel ausgelegte Fahrwerk führt außerdem zu spürbaren Seitenneigungen und deutlichen Tauchbewegungen beim Lastwechsel.

Die Lenkung des 607 ist leichtgängig und exakt, passt gut zur Gesamtcharakteristik des Fahrzeuges. Einflüsse des Frontantriebs sind kaum, der Kontakt zur Straße dagegen immer zu spüren. Auch Reisende im Fond sitzen bequem und haben viel Platz für die Beine. Für Fahrer und Beifahrer ist der Platz sogar üppig. Die (Leder-)Sitze sind absolut langstreckentauglich und vielfach verstellbar.

Der Kofferraum fasst 601 Liter und ist dank der umklappbaren Rücksitze sehr variabel. Ein bisschen ärgerlich ist beim Beladen die hohe Kante. Die Verarbeitung des Autos ist makellos, die Farben und Materialien gediegen und der Klasse angemessen.

Überhaupt hat Peugeot dem «besten Auto, das Frankreich zu bieten hat» (Eigenwerbung) an Komfort- und Sicherheits-Features alles mitgegeben, was Patent- und Lizenzabteilung zu bieten haben. Dazu gehören ESP, ABS, Bremsassistent und Bremskraftverteiler, automatische Reifendruckkontrolle, acht Airbags, Regensensor, Einschaltautomatik für das Abblendlicht und ein Tempomat.

Handschuhfachkühlung und Bordcomputer

Mit pfiffigen Details setzt sich die Liste fort. Da wären die getrennt regelbare Klimaanlage, Handschuhfachkühlung, Bordcomputer, bei einer Vollbremsung automatisch einschaltende Warnblinkanlage und - Gag, aber praktisch - einen auf Knopfdruck schließenden Kofferraumdeckel.

Nicht zuletzt dank seiner sehr guten Ausstattung ist der Peugeot 607 HDi mit einem Preis von 31.150 Euro ein sehr günstiges Angebot. Nahezu alle vergleichbaren Autos deutscher Produktion sind deutlich teurer - und sehen meist langweiliger aus.

Keine Beiträge vorhanden