Knackiger Potenzbolzen

Mit dem neuen 135i Coupe wird die Einer-Baureihe von BMW auch auf dem US-Markt debütieren. Das Topmodell wurde auch deshalb ganz auf die dortige Kundschaft hin konzipiert.

Von Michael Langenwalter

Auf den ersten Blick verwundert es schon, welch enorme Bedeutung der Münchner Autobauer BMW dem dritten Derivat der Einser-Baureihe beimisst. Nach Fünf- und Dreitürer steht ab Ende November nun das auf der IAA erstmals gezeigte 1er Coupe in Deutschland bei den Händlern. «Das ist ein völlig neues, eigenständiges Modell, und nicht nur eine Modellvariante», betont BMW-Sprecher Ulrich Knieps.

Wunderbarer Anblick

Und das stimmt in diesem Fall tatsächlich. Das in Leipzig gebaute Coupe präsentiert sich de facto als zweisitzige Limousine. An der Steilheck-Variante des 1er kann man schlichtweg nichts mehr kürzen; folglich haben die BMW-Ingenieure ein Stück angeflanscht. Das Coupe, dessen Karosserie auf jetzt 4,36 Meter angewachsen ist, hat dadurch optisch deutlich gewonnen. Es sieht einfach klasse aus - besonders beim Anblick von schräg hinten.

Die elegante Linie der Seitenkanten, das nach hinten hin sanft abfallende Dach und der kecke Bürzel auf dem Kofferraumdeckel, unter dem sich ein 380 Liter fassender Stauraum befindet - das macht einfach was her. Auch wenn man anmerken muss, dass die hinteren Sitze nur für Personen mit einer maximalen Körpergröße von 1,75 Meter hin ausgelegt sind, wenn man nicht permanent den Kopf einziehen möchte. Im Frontbereich hat BMW die Designmerkmale der Einser-Reihe übernommen - des Wiedererkennungseffektes wegen.

Neu-Interpretation des BMW 2002

Interpretation des 2002 Foto: AG/Langenwalter

Diesen gibt es auch in anderer Hinsicht. Eine lange Motorhaube, ein kurzes Heck, eine schlanke Fahrgastkabine und rahmenlose Türen - das sind die gleichen Stilelemente wie sie auch den legendären BMW 2002 ausgezeichnet haben. «Das 1er Coupe ist eine neue Interpretation des 2002», so Knieps. Die entsprechenden Motoren sollen das unterstreichen.

Zunächst stehen bei BMW drei Aggregate zur Wahl. Den beiden Selbstzündern im 120d (130 kW/177 PS) und im 123d (150 kW/204 PS) steht der zunächst einzige verfügbare Benziner gegenüber, das 135i Coupe mit einer Leistung 225 kW/306 PS.

Schmankerl zur US-Premiere

Topversion nicht nur für die Straße Foto: BMW

Bei der Fahrpräsentation hatte BMW als einziges Aggregat eben dieses Topmodell vor Ort. Aus gutem Grund: «Das ist die Version, die wir auf allen Märkten anbieten», erläuterte BMW-Ingenieur Stephan Neugebauer. Also auch in den USA, wo die Münchner mit dem 135i Coupe die 1er-Baureihe im kommenden März überhaupt erst einführen werden.

Daher weht also der Wind: ein Potenzbolzen mit einem Dreiliter-Aggregat samt Twin-Turbo-Aufladung, stolzen 306 PS und einem mächtigen Drehmoment von 4000 Newtonmetern, die im Bereich von 1500 bis 5000 Umdrehungen anliegen, als Schmankerl für die auf Leistung fixierte US-Kundschaft, die sich BMW komplett neu erschließen will. Von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden inklusive eines satten Sounds und 250 km/h (abgeregelt) Spitze, da kann im Kompaktbereich keiner mithalten. Ohnehin sieht sich BMW mit dem 135i hier allein auf weiter Flur.

Rennspaß pur

Das M Aerodynamikpaket mit dem vergrößerten Lufteinlass im Frontbereich ist beim Topmodell Serie. Das Coupe bietet Rennspaß pur, wie die ersten Testrunden auf dem Gotland Ring nachhaltig bewiesen haben. Die Kraft wird, wie bei BMW üblich, über die Hinterräder auf die Straße gebracht. Auf den ebenfalls 18 Zoll großen Vorderrädern ist der besseren Straßenlage wegen eine andere Reifengröße aufgezogen.

«Sportfahrwerk bleibt Sportfahrwerk»

Sportfahrwerk garantiert Foto: BMW

BMW wird übrigens keine auf den US-Geschmack ausgelegte Ausgabe anbieten, sondern die europäische Version. Denn «Sportfahrwerk bleibt Sportfahrwerk. Da wird nichts verändert», so Neugebauer.

Die Amerikaner werden die Wahl zwischen der dort beliebten Automatikversion und dem leichtgängigen Sechsgang-Schaltgetriebe haben. Die echten Freaks werden ohnehin die Handschaltung bevorzugen, ist sich Neugebauer sicher.

Teures Vergnügen

Elegante Heckansicht Foto: AG/Langenwalter

Den Durchschnittsverbrauch des 135i gibt BMW mit 9,2 Liter auf 100 Kilometer an, was einem CO2-Wert von 220 g/km entspricht. Im Alltagsbetrieb dürfte sich der Verbrauch trotz aller aufgebotenen EfficientDynamics-Maßnahmen bei rund elf Liter einpendeln, was angesichts der Motorleistung letztlich immer noch in Ordnung ist. Doch dieses Detail ist bei einem solchen Aggregat angesichts des stolzen Grundpreises von 38.950 Euro nicht wirklich wichtig.

Dafür bekommt man freilich BMW-typisch nur die karge Basisausstattung. Will der Kunde das 135i Coupe als Rennmaschine auslegen, kommen noch rund 5000 Euro an Extras dazu. Die Komfortversion mit gleich 43 Sonderausstattungs-Elementen, wie sie BMW bei den Test zur Verfügung stellte, durchbricht dann locker die 50.000-Euro-Grenze.

Hinterreifen bauen rasch ab

Serienmäßig stärkere Bremsanlage Foto: AG/Langenwalter

Dazu kommt unbedingt noch ein zweiter Satz Reifen für die Hinterachse. Wie die Tests unter Rennbedingungen (mit Abbremsen im Start-und-Zielbereich) gezeigt haben, bauen die serienmäßigen Bridgestone-Breitreifen bei Dauerbelastung und rasantem Fahrstil doch relativ rasch ab.

Ist man in den Kurvenpassagen einmal zu schnell dran, greifen die elektronischen Helferlein zeitig, aber erfreulicherweise nicht zu früh ein und verhindern ein Ausbrechen des Fahrzeugs.

Viele weitere Ideen

Mit dem Coupe, bei dem der 125i als Einstiegsbenziner im Frühjahr nachgeschoben wird, ist die Einser-Familie aber noch längst nicht komplett. Ebenfalls 2008 folgt das Cabrio. Und weitere Varianten sind in der Mache. «Sie können sich sicher sein, die Ideen zur weiteren Ausprägung der 1er-Reihe gehen uns nicht aus», verspricht Knups.

Keine Beiträge vorhanden