Durstiger Kompaktsportler

Sparsamkeit ist für den BMW 130i ein Fremdwort. Doch wer sich für den 265 PS starken Kompaktsportler entscheidet, der denkt an vieles, aber nicht unbedingt an den Verbrauch.

Von Stefan Grundhoff

Das Outfit des 4,24 Meter langen BMW 130i könnte unauffälliger kaum sein. Ein rot wäre sportlich, schwarz geheimnisvoll und weiß viel zu trendig. Doch wer erwartet unter der Haube dieses hellgrünen 1er BMW schon 265 PS? Zu viel Leistung für einen Kompakten? Blödsinn und pure Geldverschwendung? Sicher nicht.

Idealbesetzung 120d

Denn beim 1er zeigen die Bayern eindrucksvoll, wie breit eine Produktpalette gespreizt sein kann. Sicher, der 120d ist in der 1er-Reihe wohl die Idealbesetzung und nach der letzten jährigen Modellpflege hat auch der 120i sein Phlegma verloren. Der 1er BMW macht längst nicht allein durch seinen Fahrspaß von sich reden. Den Motor wurde weit nach hinten versetzt, das tolle Fahrwerk und die Antriebskraft sind dort wo sie hingehören - ans Heck. Das kannte man alles bereits seit Marktstart.

Die zaghaft ausgefallene Modellpflege brachte nicht viel Neues außer Verbräuchen, die bei der Konkurrenz für Angst und Schrecken sorgten. Audi, VW, Mercedes und sogar die hybriden Toyotas mussten beim dieselnden 1er BMW in punkto Sparsamkeit ihre Waffen strecken. Bremsenergierückgewinnung, intelligentes Energiemanagement und eine Start-Stopp-Automatik bietet derzeit kein Konkurrent.

Sparsamkeit als Fremdwort

Der Sechszylinder-Motor im BMW 130i hat 265 PS Foto: Press-Inform

Von Sparsamkeit will der 130i trotz seines Ökolooks nichts wissen. Auch wenn man es ihm nicht ansieht - man kann in der kompakten Liga subjektiv und objektiv kaum forscher unterwegs sein. Der Reihensechszylinder mit beeindruckenden drei Litern Hubraum, 315 Nm maximalem Drehmoment und 195 kW / 265 PS verbreiten erst auf den zweiten Blick Angst und Schrecken. Der Range-Rover-Fahrer aus Heidelberg wurde jenseits der 200 km/h ein Opfer seiner eigenen Überschätzung.

Wer es darauf anlegt, drückt die Tachonadel des knapp 1,5 Tonnen schweren 130i an die 270er-Marke. Offiziell abgeriegelt wird bei Tempo 250, mit etwas Luft nach oben. 0 auf 100 km/h liebt der Hecktriebler besonders - machbar in gerade einmal sechs Sekunden. Beeindruckend das Spurtpotenzial 80 auf 120 km/h in nur 5,8 Sekunden.

Dabei soll keinesfalls der Eindruck entstehen, der dreitürige Geheimniskrämer sei etwas für Heizer und Raser. Wenn etwas begeistert, dann ist es der seidenweiche Lauf des Reihensechszylinders. Der Klang dezent und kraftvoll, oben herum etwas bissig, aber nie nervig. Kraft in allen Lagen und das ganze mit einer souveränen Lässigkeit, die es bei den automobilen Nachwuchskräften derzeit kein zweites Mal gibt. Auf Landstraßen sind die präzise Lenkung, die knackige Schaltung und die dadurch hervorgerufene Verschmelzung von Fahrer und Auto eine wahre Wonne. Dass dies seinen Preis hat, kann man sich vorstellen. Zum einen animiert der 130er zu - vorsichtig ausgedrückt - ambitionierter Fahrweise.

Gedanken an Diesel

Durstig - der BMW 130i an der Zapfsäule Foto: Press-Inform

Zum anderen ist er im Gegensatz zu den Vierzylindermodellen mit keiner Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Nur eine Schaltpunktanzeige hebt den Zeigefinger, früh hoch zu schalten, dabei dreht man den Langhuber so gerne und wenig verbrauchsgünstig aus. Gerade in der Innenstadt zeigt er sich durstig - zu gierig ist sein Verlangen, als dass man nicht spätestens beim Tanken das ein oder andere Mal an die Spar- und Spaßbüchse 120d denken müsste, der in der Realität rund die Hälfte des Kraftstoffs verbrennt. Wer den BMW 130i standesgemäß bewegt, kommt nicht unter die Zehn-Liter-Marke - gerne sind es rund zwölf. Auch angesichts der sportlichen Fahrleistungen schlicht und einfach zu viel. Ein Frage bleibt: wie mag BMW nur die Werksangabe von 8,3 Litern auf 100 Kilometer erwürfelt haben?

Kofferraum im BMW 130i Foto: Press-Inform

Wenn schon sportlich, dann auch richtig werden sich die meisten 130er-Fans denken. Das Sportpaket ist daher eine sinnige Sache schon damit man nicht zum wiederholten Mal auf der Autobahn als 116i-Verkehrshindernis wahrgenommen wird. Ansehnlich-provokante Schweller und ein 18-Zoll-Radsatz, der weiteren Abrollkomfort raubt, lässt man sich in München gerne teuer bezahlen. Statt der 33.500 Euro Basispreis sind somit mindestens 35.550 Euro zu berappen - bei 18 Zoll noch mehr.

Mit den beliebten Extras wie Ledersitzen (1780 Euro), Xenonlicht (820 Euro) oder Navigation mit Bluetooth (unglaubliche 3620 Euro) stürmt der BMW nicht nur an der Ampel nach vorn. Die elektrischen Sportsitze sollte man seinem Rücken und dem sportlichen Anspruch gönnen. Erst dann gibt es genug Seitenhalt und eine vernünftige Beinauflage. Hinten gibt es zwei Einzelsitze, die im realen Dreitürer-Alltag wohl nur selten für den Personentransport gedacht sind. Sie dienen zumeist der Erweiterung des ansonsten 330 bis 1.150 Liter großen Laderaums.

Zerklüftete Mittelkonsole

Das Heck des BMW 130i Foto: Press-Inform

An das etwas spärlich instrumentierte Cockpit, iDrive und die zerklüftete Mittelkonsole hat man sich längst gewöhnt. Die Materialien wirken wertig, wie man es bei einem Auto der 40.000-Euro-Liga verlangen kann. Dass man den 260 Euro teuren Tempomaten nicht nur an einem dritten Lenkstockhebel ertasten muss, ist ärgerlich genug. Dass der Tempomat jedoch nicht zeigt, wann er eingeschaltet ist, gehört in die 70er Jahre. Das gilt im Allgemeinen auch für die bittere Serienausstattung, die zwangsläufig viel finanzielle Luft nach oben lässt.

Beheizte Sitze, Xenonlicht und Navigation sind überall teuer, aber eine Klimaautomatik kostet beim Top-1er nochmals 560 Euro Aufpreis - frech wäre untertrieben. Das gilt auch für die USB-Schnittstelle. In der Computerindustrie ist so etwas für ein paar Euro als Vierfach-Version zu bekommen. Die Bayern fordern für einen Hauch Hightech 300 Euro. Im Kapitel Preis / Leistung holt sich der BMW eine Tracht Prügel. Doch für sportliche Fahrer eben nur hier.

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