Der jüngste Spross

Kia hat die Cee’d-Familie komplettiert. Nach dem Fünftürer und dem Kombi sorgt nun ein sportlicher Dreitürer mit dem komisch anmutenden Namen pro_cee’d für Fahrfreude.

Von Thomas Flehmer

Nun ist die erste Kia-Familie komplett und Nachwuchs wird nicht mehr erwartet. Als letztes Modell nach dem Cee’d als Fünftürer sowie dem Kombi Sporty Wagon kommt ab dem 18. Januar der sportliche pro_cee'd in die Showrooms des südkoreanischen Autoherstellers. Doch wie bei den Geschwistern ist auch der Dreitürer ein in Europa und für Europa konzipiertes Fahrzeug, das dem Segmentführer Golf ein paar Marktanteile mopsen soll. Rund 2500 Einheiten sollen 2008 einen Käufer oder eine Käuferin finden.

Eigenständiger Wurf

Von der aufregenden Studie, die 2006 auf dem Pariser Salon vorgestellt wurde, konnten ein paar Designelemente in die Serienfertigung mit einfließen, obwohl Kia-Chefdesigner Peter Schreyer erst später dazustieß und mit Hand anlegte. Geblieben sind der komisch anmutende Arbeitstitel und die Schreibweise des jüngsten Cee'd. Erklären kann sich keiner in Europa den Namen, aber er wurde aus marketing-technischen Gründen beibehalten worden.

Gemeinsam mit dem Fünftürer, der vor einem Jahr sein Debüt gab, hat der pro_cee'd lediglich die Motorhaube und die vorderen Kotflügel. Ansonsten versprüht das neue Familienmitglied durch eine verlängerte Fahrzeugfront, einen flacheren Kühlergrill, neue Scheinwerfer, sowie einen niedrigeren Stoßfänger mit Spoilerlippe und tiefen Lufteinlass mehr Sportlichkeit und Aggressivität. Zudem ist der Dreitürer 30 Millimeter flacher als der Erstling.

Und auch die Seitenlinie setzt sich deutlich ab von dem Familienclan. Die Türen sind um knapp 28 Zentimeter breiter und erleichtern so auch den Einstieg für die Gäste im Fond des pro_cee'd. Besonders fällt bei der Seitenansicht die von Radkasten zu Radkasten verlaufende Sicke auf, die den dynamischen Anspruch ebenso unterstreicht wie der am Dachende angebrachte Heckspoiler.

Innen fehlt der Charme

Im Innenraum hat die Designer der Mut verlassen Foto: Kia

Der Innenraum dagegen hat seinen Charme, den die Studie vor knapp eineinhalb Jahren versprühte, weitgehend verloren. Hier wurde der pro_cee'd eingegliedert, wenn nicht das für die zweite Ausstattungsvariante EX erhältliche 380 Euro teure Sportpaket geordert wird. Dann peppen eine schwarze Innenverkleidung, Sitzbezüge mit Profildesign, Sitznähte und Nähte am Lenkrad, Pedalen in Alu-Optik und Türeinstiegsleisten aus Edelstahl den Sportler auf. Hinzu kommen 17 Zoll-Leichtmetallfelgen.

Keine Wünsche offen lässt der 4,25 Meter lange pro_cee'd beim Platzangebot. Die Sitze sind engen nicht ein, geben aber genügend Seitenhalt, der Radstand von üppigen 2,65 Metern sorgt für Freiheit auf allen Sitzen. Das Ladevolumen von 340 Litern ist identisch mit dem Fünftürer. Dieses lässt sich bis auf 1210 Liter erweitern. Trotz der Menge an Platz wird der so genannte Radfahrerblick durch die Beifahrerkopfstütze und ein zu kleines Sichtfenster hinten rechts stark eingeschränkt.

Vier Motoren zur Wahl

Der jüngste Kia-Spross ist ein gutmütiger Geselle Foto: AG/Flehmer

Um den sportlichen Charakter des ebenfalls im slowakischen Zilina gefertigten pro_cee’d zu unterstreichen hat Kia auf die 1,4 Liter-Einstiegsmotoren verzichtet. So stehen jetzt jeweils zwei Benziner und zwei Diesel zur Auswahl, wobei dem von uns gefahrenen 1.6 CRDi das Zeug zum Volumenmodell in die Wiege gelegt wurde. Der 85 kW/115 PS-starke Commonrail-Diesel verrichtet zugkräftig seinen Dienst. 255 Nm stehen dem kleinen Selbstzünder zur Verfügung.

Im Verbund mit einem sportlicheren Fahrwerk kann der leider nur mit fünf Gängen ausgestattete pro_cee’d voll überzeugen. Selbst enge Kurven auf einem Go-Kart-Kurs können den 1358 bis 1500 Kilogramm schweren Diesel nicht in die Bredouille bringen. Dabei soll das Modell lediglich 4,7 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Doch die Fahrfreude, die der sportliche Nachkömmling verbreitet, wird auch den von Kia angegebenen CO2-Ausstoß von 125 Gramm pro Kilometer in die Höhe treiben.

Rechenkünste

Der Pro_Cee’d im Doppelpack Foto: AG/Flehmer

Wem das nicht reicht, muss zum ebenfalls von uns gefahrenen 2.0 CRDi mit 103 kW/140 PS greifen. Hier arbeiten sechs Gänge und ein Drehmoment von 305 Nm. Das sorgt besonders beim Anfahren und bei Steigungen für einen besseren Vortrieb als das kleine Diesel-Triebwerk. Obwohl hier der Verbrauch mit 5,5 Litern angegeben wird, spricht Kia von einem identischen CO2-Ausstoß wie beim 1.6 CRDi. Allerdings konnten die Experten aus Südkorea dieses Phänomen nicht erklären. Rein rechnerisch müsste sich der Ausstoß bei 146,3 CO2 pro Kilometer einpendeln. Allerdings - so Klaus Kühner, Leiter Produktmarketing bei Kia - sei man für Euro 5 gerüstet und könne jeder Zeit nachlegen.

Cabrio kommt nicht

Nicht mehr nachlegen werden die Südkoreaner bei der Cee'd-Familie. Ein angedichtetes Cabrio werde es - wenn überhaupt - erst bei den Nachfolgermodellen geben, so Haydan Leshel, Geschäftsführer von Kia Deutschland. So bleibt der pro_cee'd der Letztgeborene in der Familie.

Wie die Geschwister wartet die Einstiegsversion LX schon mit einer großen Serienausstattung auf. Ab 15.430 Euro beginnt der Spaß mit dem Einstiegsbenziner 1.6 CVVT, der kleine Diesel kostet mindestens 17.665 Euro, in der zweiten Ausstattungsvariante EX 20.080. Der Topdiesel lässt die Einstiegsvariante aus und startet in der EX-Version bei 21.440 Euro. Die Topversion TX beginnt bei 23.275 Euro und beinhaltet schon serienmäßig das Sportpaket.


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