Chevrolet Aveo: Gute Hausmannskost

Chevrolet Aveo: Gute Hausmannskost
Der Chevrolet Aveo © Foto: press-inform

Chevrolet schickt einen Nachfolger des Kalos in einen europäischen Nischenbereich. Trotz Stufenheck kann der Aveo seine Herkunft als Kleinwagen aber nicht verleugnen.

Von Andreas Kessler

Die Nachfrage nach Kleinwagen mit Stufenheck ist größer als angenommen. Im Süden und Südosten Europas sowie in Deutschlands Osten gibt es durchaus einen Markt für die kleinen Limousinen. Für Chevrolet nicht die einzigen Gründe, einen Nachfolger für den Kalos mit Stufenheck ins Rennen zu schicken. Immerhin hatte diese Version dem Autoimporteur 43 Prozent aller Kalos-Verkäufe ausgemacht. So peilt Chevrolet für Europa im ersten, nicht ganz vollständigen Unternehmensjahr 25.000 Verkäufe des Aveo an. Jeder zehnte Chevrolet wäre somit ein Aveo.

Optisch wohlgeraten

Wer den Aveo mit der Erinnerung an die Stufenheckausgabe des Kalos betrachtet, ist angenehm überrascht: Optisch wohlgeraten, sehr eigenständig präsentiert sich die viertürige, 4,31 Meter lange Limousine und erinnert nicht mehr an wie mit dem Storchenschnabel verkleinerte Versuche in diesem Segment aus den 80ern und 90ern.

Kopffreiheit fehlt

Trotz allem ist der Aveo ein Kleinwagen, der allenfalls als Viersitzer bezeichnet werden kann. Was hinten zum echten Fünfsitzer fehlt, ist nicht nur Innenraumbreite, sondern vor allem Kopffreiheit. Die ist naturgemäß vorne in Hülle und Fülle vorhanden; wer sie jedoch ausnutzen muss, findet leider katastrophal kurze Kopfstützen vor. Voll ausgezogen reichen die im Unfall-Fall oft entscheidenden Sicherheitselemente selbst bei Fahrern mit knapp 1,80 Metern Körpergröße nur bis in den Nacken. Wie sich das auf die noch ausstehende Crashprüfung nach Euro-NCAP auswirkt, bleibt abzuwarten.

Die restliche Sicherheitsausstattung besteht aus Doppelairbags, Seitenairbags (erst ab der LT-Ausstattungsversion), Gurtstraffern und ABS. Ein ESP wird erst im Laufe des Jahres 2007 erwartet, zusammen mit der Einführung des Dieselmotors.

Hausmannskost unter der Haube

Unter der Haube bietet der Aveo Hausmannskost: Zur Einführung im März kann man zwischen zwei Motorisierungen und einem 5-Gang-Getriebe oder einer 4-Gang-Automatik (nur 1,4 l - Motor) wählen. Der als Einstieg gedachte 1,2-Liter-Vierzylinder mit 8 Ventilen und 72 PS dürfte auf dem deutschen Markt nur eine Nebenrolle spielen. Selbst nur wenig über den Grundbedürfnissen des Autofahrens liegende Ansprüche werden von diesem Motor kaum befriedigt.

Besser und bei Bedarf automatisch schaltend (Aufpreis 1.000 Euro) ist man mit dem 1,4-Liter-16V-Triebwerk unterwegs, obwohl sich dessen 94 PS auch nur wie 75 Pferde anfühlen. Die Werte für den Standardsprint von 0-100 km/h liegen bei 13,7 Sekunden (Aveo 1.2) bzw. 11,1 Sekunden (Aveo 1.4). Als Höchstgeschwindigkeit nennt Chevrolet 157 km/h bzw. 176 km/h. Interessant dürfte daher der Selbstzünder werden, der gegenwärtig in Korea in einer Zusammenarbeit mit den Dieselspezialisten von VM-Motori aus Italien entsteht.

Klar gegliedertes Cockpit

Übersichtliches Cockpit Foto: press-inform

Einmal in Schwung gekommen, ist das Fahren mit dem neuen Aveo jedoch keineswegs freudlos: Obwohl ohne ESP, stellt die kleine Limousine ihren Fahrer kaum vor unlösbare Aufgaben. Die relativ üppige Bereifung (185/55 R 15 Reifen auf 16-Zoll-Felgen) sorgt für Bodenhaftung, das 4-Kanal-ABS auch bei Vollbremsungen für die Lenkbarkeit der Fuhre. Hier ist offenbar die Wunschliste der Europäer abgearbeitet worden.

Das gilt auch für den Arbeitsplatz des Fahrers: Das Cockpit ist klar gegliedert mit vier chromgefassten Rundinstrumenten, einer Mittelkonsole mit der Audio-Einheit und den bedienungsfreundlich großen Drehreglern für Klima und Lüftung. Wer will, kann sich für den Platz zwischen den Rundinstrumenten einen Bordcomputer bestellen. Alles sitzt da, wo es hin gehört und macht dabei einen höherwertigen Eindruck als beim Vorgänger.

Unzeitgemäßer Kofferraum

Der Kofferraum ist unzeitgemäß angeordnet Foto: press-inform

Der Kofferraum fasst 400 Liter, das ist im Vergleich zu den Wettbewerbern Seat Cordoba und Skoda Fabia leider nur Platz drei. Was aber schlimmer ist als das fehlende Volumen sind die völlig unzeitgemäß weit in den Kofferraum hinein schwingenden Bügel des Kofferdeckels, die zumindest die Verwendung von Hartschalenkoffern sinnlos erscheinen lassen. Immerhin ist die Lehne der Rückbank in zwei Teilen umklappbar, das Polster hingegen verharrt an seinem Platz und bildet eine unschöne Stufe.

Preislich liegt der Einstig beim Chevrolet Aveo (11.990 Euro) genau zwischen Seat Cordoba «Reference» (12.640 Euro) und Skoda Fabia Sedan «Classic» (10.990 Euro). Dabei haben ihm die Marketing-Strategen eine erfreulich komplette Ausstattung mit auf den Weg gegeben: Details wie Klimaanlage, CD-Radio, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung gibt es bei den VW-Töchtern nur gegen Aufpreise oder in teureren Edelversionen.

Pluspunkt Autogas

Nicht für Geld und auch nicht für gute Worte gibt es dort etwas, mit dem Chevrolet in letzter Zeit überraschende Verkaufserfolge erzielt: In den Aveo kann man sich für 1.990 Euro eine Autogas-Anlage einbauen lassen, die die Kosten für den relativ hohen Kraftstoffverbrauch der Motoren (im Drittelmix 6,4 bzw. 6,7 l Super/100 km) auf Kleinwagenwerte schrumpfen lassen.



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