Alfa Brera: Schönling mit Schwächen

Fans von Alfa Romeo sind leidensfähig. Auch im neuen Brera präsentiert sich das wunderschöne Sportcoupé der Extraklasse mit Schwächen vor allem im Innenraum.

Von Stefan Grundhoff

Alfa Romeo hat 2006 Großes vor. In diesem Jahr sollen insgesamt 20.000 Autos verkauft werden - knapp doppelt so viele wie 2005. Möglich machen sollen das der neue Alfa 159 SW und der rassige Brera.

Zwei Coupes im Angebot

Viel zu lange mussten die Alfa-Fans auf den neuen Brera warten; ein Sportcoupe der Extraklasse. Tolles Design, kraftvolle Motoren und besonders bei der Verarbeitung haben die Italiener nachgelegt. Ein Coupe? Mit dem GT bietet Alfa doch bereits eine Coupeversion an. Eine schöne zudem und nicht einmal betagt.

Bei einer derart kleinen Modellpalette mag es überraschen, dass ein weiterer Sportler die Familie ergänzt, während der große Alfa 166 und der Spider längst abgelöst sein müssten. Zumindest der Spider bekommt in diesem Sommer ebenfalls einen Nachfolger. Vom Styling dürfte er sich kaum vom neuen Brera unterschieden. Der hat auf den vergangenen Automessen bereits die Herzen vieler Italo-Fanatiker geöffnet.

Nichts für große Leute

Der 4,41 Meter lange Brera basiert auf einer verkürzten Plattform des ebenfalls noch recht frischen Alfa Romeo 159. Front und Innenraum sind sich wie aus dem Gesicht geschnitten.

Leider haben die Ingenieure auf den Automessen nicht auf die kritischen Anmerkungen des überwiegend begeisterten Publikums gehört. Bereits hier wurde moniert, dass der Brera für Personen über 1,85 Meter ungeeignet sei. Die Sitzposition ist zu hoch und besonders mit dem Sky-View-Dach sitzt man alles andere als gut.

Das Panorama-Fenster ist so eine Sache. Der Alfa Brera ist immer mit der getönten Dachluke ausgestattet. In der Basisversion ist das Dach jedoch mit einem gewöhnlichen Dachhimmel verkleidet. Erst bei der Ausstattungslinie «Sky View» lässt sich der Dachhimmel elektrisch öffnen und der Blick in die Sterne wird frei. Erst ein Fenster in das Haus einbauen und es dann zunageln. Eine seltsame Politik.

Preisbeginn ab 33.800 Euro

Der Motor des Brera Foto: press-inform

Das Sky-View-Paket kostet beim Einstiegsmodell mit 2.2 Liter JTS-Motor 1600 Euro Aufpreis. Dafür gibt es neben dem dann zu öffnenden Innendach 17-Zoll-Alufelgen, Alu-Elemente und Sitzbezüge in Alfa-Tex. Der Preis liegt dann bei 33.800 Euro. Alles weitere kostet extra. Der Alfa Brera 3.2 JTS kostet teure 7400 Euro Aufpreis, bietet 260 PS und den empfehlenswerten Allradantrieb Q4. Erst später im Jahr kommt der 200-PS-starke Dieselmotor - leider ohne Allrad.

Das Basismodell mit seinem 2,2 Liter großen Vierzylinder ist gut unterwegs. 136 kW / 185 PS sind für ein 1,6 Tonnen schweres Basismodell ordentlich. 0 auf 100 km/h in 8,6 Sekunden könnten aber ebenso etwas imposanter sein als eine Höchstgeschwindigkeit von 222 km/h. Hier ziehen einige Mittelklasse-Diesel flott vorbei.

Heckantrieb wird vermisst

Das Drehmoment von 230 Nm liegt bei 4.500 Touren an. Dabei macht der angenehm klingende Einstiegsmotor keinen Hehl daraus, dass er auf hohe Drehzahlen steht. Dann steigt der Verbrauch jedoch über die versprochenen 9,4 Liter Super auf 100 km.

Auf der Autobahnauffahrt wird schnell einmal bis 7000 Umdrehungen ausgedreht. Passt zu einem Alfa und gerade zu einem Coupe wie dem Brera. Doch bei flotter Gangart vermisst man schnell den Heckantrieb. Das Fahrwerk ist überaus straff abgestimmt. Handschaltung und Lenkung arbeiten sehr solide und geben keinen Anlass zur Klage.

Kein Raum für Beine

Auch ohne Koffer geht es eng im Inneraum zu Foto: press-inform

Das sieht im Innenraum schon anders aus. In Sachen Qualitätsanmutung haben die Italiener mächtig aufgeholt. Zwar immer noch kein Premium, aber nicht nur die chicen Aluminium-Blenden sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Die Sitze können dagegen nicht überzeugen. Hinten nehmen gerade einmal Kleinkinder ohne Murren Platz. Die Kopffreiheit ist sogar angenehm üppig, aber der Beinraum ist faktisch nicht vorhanden. Der Kofferraum lässt sich zwischen 300 und 610 Litern variieren.

Vorne hat man es schwer: Die Kopffreiheit ist nur bei geöffnetem Innendach als solche zu bezeichnen und die Kopfstützen geben allenfalls den Schultern halt. Schalter und Bedienelemente sind wild verstreut. So kann man die Knöpfe für Nebellampen oder Kofferraum- Entriegelung nur im Niemandsland ertasten. Auch die überfrachteten Lenkstockhebel und das nur mittelmäßige Navigationssystem trüben das Bild.

Leiden mit Alfa Romeo

Doch die Alfa-Fans sind bekanntlich hier und da leidensfähiger als andere. Und sie können sich jedes Mal über das tolle Design freuen, mit dem der Brera das Auge des Betrachters verzückt.

Die markanten Leuchteinheiten bestehend aus insgesamt acht Einzellinsen vorn in einer eleganten Symbiose mit dem Scudetto sind ein wahres Meisterwerk. Dazu die Keilform und das knackige Hinterteil. Keine Frage, dass dieser Alfa seine Fans finden wird.

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