B-Klasse: Der Mercedes unter den Vans

Die B-Klasse von Mercedes bietet eine große Variabilität und ein sportliches Fahrverhalten. Dieser Compact Sports Tourer wird es der Konkurrenz im Buhlen um Kundschaft schwer machen.

Frank Mertens

Bereits bei der Vorstellung des Golf Plus von Volkswagen hat man sich die Frage gestellt: Wieso soll ich jetzt noch den Golf V kaufen? So ist es auch bei der neuen B-Klasse von Mercedes. Wieso soll ich jetzt noch die A-Klasse kaufen?

Geringer Preisunterschied zur A-Klasse

Schließlich bietet die B-Klasse, die die Stuttgarter als Compact Sports Tourer bezeichnen und im Juni auf den Markt bringen, ein deutlich attraktiveres Auto. Wenn es überhaupt einen Grund für den Kunden gibt, sich zukünftig eher für die A- als die B-Klasse zu entscheiden, dann ist es der Preis: So kostet das Einstiegsmodell, der B 150 mit 70 kW/95 PS, mit 21.808 Euro rund 3000 Euro mehr als der fünftürige A 150 mit gleicher Motorisierung. Da können die Marketingstrategen in Stuttgart noch so viel davon reden, dass die B-Klasse ein anderes Publikum ansprechen soll als der kleinere Bruder - die A-Klasse wird gegen die Konkurrenz aus dem eigenen Hause arg zu kämpfen haben.

Dynamisch: Die Mercedes B-Klasse. Foto: Werk

Denn für diesen überschaubaren Mehrpreis bekommt man in der B-Klasse einen deutlichen Mehrwert. Und das bedeutet vor allem mehr Platz und folglich mehr Komfort: Die B-Klasse, die technisch auf der A-Klasse beruht, bringt es auf eine Länge von 4,27 Meter (A-Klasse: 3,84 Meter), eine Breite von 1,78 Meter (1,76 Meter) und eine Höhe von 1,60 Meter (1,59 Meter). Trotz dieser kompakten Außenmaße bietet die B-Klasse - dessen dynamischer Design als rundherum gelungen zu bewerten ist - ein großzügiges Raumangebot, wie man es sonst nur von größeren Limousinen kennt.

Das Heck der Mercedes B-Klasse Foto: Werk

Gelungen ist dies den Entwicklern von Mercedes durch das so genannte Sandwich-Konzept, das Motor und Getriebe teils platzsparend unter der Fahrgastzelle anordnet. Dieses System bietet nicht nur Platz- sondern vor allem Vorteile bei der Sicherheit: Denn so schiebt sich der Motor bei einem Aufprall nicht in den Fahrgastraum, sondern schräg nach unten und lenkt die Aufprallenergie dorthin, wo sie nicht so viel Schaden anrichten kann.

Gutes Raumangebot

Bleiben wir beim Raumangebot: Selbst wenn auf dem Fahrer- und Beifahrersitz großgewachsene Personen sitzen, bleibt den Fondpassagieren dank des langen Radstandes von fast 2,78 Metern genügend Beinfreiheit, um sehr komfortabel sitzen zu können. Das Einsteigen in die B-Klasse ist ohne gymnastische Übungen möglich; man kann sich kommod in die Sitze sinken lassen. Zudem verfügt die B-Klasse auch hinten über ausreichend Höhe, damit unliebsame Berührungen mit dem Dachhimmel vermieden werden.

Bietet ausreichend Platz: Der Innenraum der B-Klasse. Foto: Werk

Apropos Sitze: Sie sind ausgesprochen bequem, wenngleich man sich gerade für größere Fahrer und Beifahrer eine längere Beinauflage wünschen würde. Der Seitenhalt ist zwar auch bei schnellen Kurvenfahrten akzeptabel, könnte aber ein wenig mehr Widerstand bieten. Die Sitzlehne des Beifahrersitzes lässt sich übrigens serienmäßig umklappen, was den Transport langer Gepäckstücke ermöglicht. Wer die B-Klasse als Transporter verwenden will, für den bietet Mercedes ein Easy-Vario-System an: Für 290 Euro Aufpreis lassen sich Fondsitze und der Beifahrersitz komplett ausbauen. Der Kofferraum bietet ein beachtliches Volumen von 544 bis 2245 Litern - genug für einen längeren Familienurlaub.

Übersichtlich: Das Cockpit. Foto: Werk

Das Cockpit der Mercedes B-Klasse ist klar strukturiert. Die Instrumente sind dort, wo man sie erwartet und gut zu bedienen. Das einzige, was stört, ist der direkt über dem Blinkhebel liegende Tempomat. Diese Anordnung ist wenig durchdacht. Die Verarbeitungsqualität ist, wie man es von Mercedes kennt, wertig. Unverständlich ist allerdings, weshalb bei der Wahl von Ledersitzen (Aufpreis: ab 1682 Euro) nicht auch die Seitenverkleidung komplett in Leder gehalten ist. Wer soviel Geld ausgibt, der möchte oberhalb der Türverkleidung keinen Stoffbezug vorfinden.

Sechs Motoren

Für die B-Klasse werden insgesamt vier Benzin- und zwei Dieselmotoren angeboten. Wobei wir bei der ersten Fahrpräsentation in Barcelona die Topmotorisierung getestet haben, den B 200 Turbo mit 142 kW/193 PS (27.840 Euro). Der Zwei-Liter-Vierzylindermotor erreicht dank seines Turboladers bereits ab 1800 Umdrehungen pro Minuten ein maximales Drehmoment von 280 Nm, das er bis 4850 U/min hält. Der 200er Turbo beschleunigt so in 7,6 Sekunden von null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 225 km/h angegeben. Der Verbrauch soll sich laut Werksangaben auf 8,2 Liter belaufen.

Das Innenleben der B-Klasse. Foto: Werk

In Kombination mit dem Sportpaket (684,40 Euro beim B 200 Turbo) bietet dieses Auto viel Fahrspaß. Selbst auf den engen Kurven des katalonischen Hinterlandes kann man so sehr, sehr sportlich durch die Kurven fahren. Die sechs Gänge lassen sich präzise schalten - zu kritisieren gibt es hier nichts. Der lange Radstand in Kombination mit dem hervorragenden Fahrwerk - die Hinterachse wurde neu entwickelt - sorgt für eine gute Straßenlage. Und wenn man einmal zu schnell in die Kurven fährt, greift das ESP behutsam ein. Die elektromechanische Servolenkung passt sich den unterschiedlichen Geschwindigkeiten an und spricht auf die kleinste Lenkbewegungen sofort an. Allerdings würde man sich etwas mehr Rückmeldung wünschen. Ohne Sportfahrwerk liegt die B-Klasse aber schon nicht mehr so satt auf der Straße. Der hohe Schwerpunkt fordert seinen Tribut. Doch dieses Auto ist halt auch kein Sportwagen.

Die B-Klasse wird von Mercedes optional mit einem Rußpartikelfilter angeboten. Wer ihn jetzt ordert, muss dafür bis zum Juni einen Aufpreis von 545,20 Euro zahlen. Ab dem Sommer wollen die Stuttgarter dann, wie angekündigt, alle Diesel-Pkw des Konzerns in Deutschland serienmäßig mit einem Filter anbieten. Dadurch wird sich dann auch der Endpreis erhöhen - wohl in gleicher Größenordnung, die man jetzt auch für den optional zu bestellenden Filter auf den Tisch legen muss.

Mit der B-Klasse bringt Mercedes einen attraktiven Kompakt-Van, pardon, einen Compact Sports Tourer, auf den Markt, der nicht nur der A-Klasse Kunden streitig machen wird. Auch die Konkurrenz von VW mit dem Golf Plus, von Ford mit dem C-Max oder Opel mit dem Zafira wird dies zu spüren bekommen - trotz eines in der Tat hohen Preises für den Neuen aus Stuttgart.

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