Opel setzt beim Insignia auf Bumerangs

Opel stellt den Insignia Stückchenweise vor. Neben dem neuen Hoffnungsträger feiert eine neue Lichttechnik Premiere. Dabei müssen die Ingenieure eine Gratwanderung beschreiten, um Kunden die Innovation nahe zu bringen.

Von Thomas Flehmer

Im Juli 2008 stellt Opel den Vectra-Nachfolger Insignia auf der London Motorshow vor. Nachdem die Rüsselsheimer zum Ende des vergangenen Jahres schon einmal einen Blick auf die Rückleuchten gewährten, folgte nun Anfang des Jahres die Vorstellung einer neuen Lichtgeneration im Frontbereich. So wird der neue Hoffnungsträger, der ab Herbst erhältlich sein wird, mit einer neuen Generation des vor über vier Jahren erstmals eingesetzten Adaptive Forward Lightning (AFL) ausgestattet sein. Für Opel ist das AFL ein wichtiges Bestandteil für das neue Mittelklassemodell, sagt Ingolf Schneider. «In Deutschland wurde das AFL in den vier Jahren über 94.000 Mal verkauft», so der Leiter Produktentwicklung Lichttechnik, bei der Präsentation der neuen Generation des AFL.

Mehr Sicherheit und Fahrspaß

Deshalb wurde das gemeinsam mit dem Lichtspezialisten Hella entwickelte AFL modifiziert und um mehrere Varianten erweitert. Neben dem bereits vorhandenen Abbiegelicht, Autobahnlicht und Fernlicht mit erhöhter Leistung verleiht das neue System nun noch mehr Sicherheit im Verkehr. Die Scheinwerfer passen sich dabei dem jeweiligen Streckenprofil sowie den äußeren Bedingungen an. Denn rund 82 Prozent aller Unfälle passieren nachts oder bei schlechtem Wetter, dazu lässt die Sehkraft bei Fahrern über 45 Jahren - einem großen Klientel für Opel - nach. Die Neuerungen sollen deshalb nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern zugleich den Fahrspaß deutlich aufwerten.

Mit einem neuen Stadtlicht, das für eine breitere Lichtverteilung sorgt und bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h aktiv ist, können auch sich am Straßenrand aufhaltende Personen frühzeitiger erkannt werden. Das Landstraßenlicht leuchtet stärker als das Straßenlicht und beleuchtet zudem den linken und rechten Rand stärker, «ohne dass dadurch der Gegenverkehr geblendet wird», sagt Thomas Feid.

Steuerelektronik lenkt Walze

Das Autobahnlicht strahlt weiter als zuvor Foto: Opel

So werde auch beim Schlechtwetterlicht bei Regen und Schnee der rechte Rand mehr beleuchtet, die an der Straße weilenden Personen aber ebenfalls nicht geblendet, sagt der Projektleiter für die Frontbeleuchtung des Insignia. Durch eine spezielle Steuerelektronik mit vielen Fahrzeugsensoren werden Straßen- und Lichtverhältnisse abgetastet bis die Software innerhalb kürzester Zeit entscheidet, welche Lichtfunktion die optimale ist.

Zwischen den Bi-Xenon-Scheinwerfern, die von sich aus den Autoinsassen schon eine gute Sicht bescheren, ist eine Walze angebracht, auf deren Mantelfläche sich die für die jeweiligen Straßenverhältnisse berechneten Konturen befinden. So geht das Licht auf Landstraßen und Autobahnen etwas höher, in der Stadt verbreitert sich der Lichtkegel.

Gratwanderung für Hersteller

Der Innenraum der Konzeptstudie GTC kommt dem Serienmodell sehr nahe Foto: Opel

Bei den ersten Testfahrten auf dem Opel-Prüfgelände bei Dudenhofen konnten mit einem Prototypen keine großartigen Unterschiede zwischen den einzelnen Walzeneinstellungen festgestellt werden, da auch die Lichtverhältnisse auf dem Testgelände nicht denen des alltäglichen Verkehrs entsprechen.

Doch auch im Alltag wird der Kunde nicht unbedingt immer etwas merken, für Opel ein Crux. «Wir müssen eine Gratwanderung beschreiten zwischen einem «Nicht-Erkennen' und einem zu nervösen Wechsel der Einstellungen», sagt Feid. Erkennen die Kunden keine Unterschiede, fragen sie beim Händler nach, ob sie die knapp 1000 Euro nicht richtig angelegt haben - fallen die Unterschiede zu stark aus, wird dieselbe Frage gestellt. Bis zum Marktstart des Insignia wollen die Ingenieure aber den optimalen Zwischenweg gefunden haben, um Irritationen zu vermeiden. Immerhin hatte knapp jeder zweite Vectra-Fahrer das Optionspaket geordert. Durch die neuen Funktionen ist das AFL deutlich aufgewertet worden.

Vier Bumerangs als Kennzeichen

Tagfahrlicht deutlich zu erkennen Foto: Opel

Auch bei der Optik setzt Opel dabei auf das neue System. «Das AFL hat für Designer eine neue Welt mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet», sagt der Malcom Ward, Chefdesigner Mittelklassefahrzeuge bei General Motors Europe. Während in der automobilen Vor- und Frühzeit die Leuchten lediglich funktionale Aufgaben zu erledigen hatten, «spielen Scheinwerfer nun eine große Rolle für die Proportionen der Fahrzeuge. Die Technologie wird durch die Formsprache visualisiert», so Ward.

So soll das neu konzipierte Tagfahrlicht - begonnen beim Insignia - die Formsprache aller Opel-Modelle der Zukunft kennzeichnen. Bisher wird der eckige Lichtkranz von den Ingenieuren noch als «OK-Häkchen» bezeichnet. Bis zur Einführung des Fahrzeuges soll ein richtiger Name für die an Bumerangs erinnernde Tagfahrlichter, die vorn wie hinten identisch angebracht wurden, gefunden werden.

Insignia nah an Konzeptstudie

Die Konzeptstudie GTC Foto: Opel

Dem Trend in die Zukunft geschuldet ist die Verwendung von sparsamen LED-Leuchten. Während bei herkömmlichen Tagfahrleuchten ein Mehrverbrauch von 0,2 Litern auf 100 Kilometer anfällt, ist der Aufwand im neuen Insignia kaum messbar. Messbar ist allerdings die noch nötige Kühlung der LED-Leuchten, die bereits beim Überschreiten einer Temperatur von 125 Grad Celsius ihren Geist aufgeben.

Bis allerdings eine LED-Technologie ohne aufwändige Kühlung salonfähig ist, wird der Insignia wohl bereits ein erstes Facelift erlebt haben. Zwei Teile - die vorderen und hinteren Leuchten - hat Opel nun vorgestellt. Zudem versichern die Opelaner, dass das Modell nah an die überaus sehenswerte Konzept-Studie GTC heranreiche. So kann sich jeder schon ein gewisses Bild des neuen Hoffnungsträgers machen - mit oder ohne Licht.

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