Caravan-Salon: Roadster unterm Doppelbett

Der Caravan-Salon in Düsseldorf ist jedes Jahr das Mekka für Camper. Die Wohnmobil-Ideen werden immer schicker, exklusiver, luxuriöser – und sind manchmal völlig abgedreht.

Von Sebastian Viehmann

«Pack' die Badehose ein, und den kleinen SLK, und dann nichts wie ab zur Côte d'Azur...» Unter diesem Motto könnte das Messe-Highlight der Firma Volkner Mobil stehen. Von außen sieht deren Mega-Camper «Performance» fast aus wie ein Bus: 11 Meter lang, 14 Tonnen schwer, aufgebaut auf einem Volvo-Fahrgestell mit 430-PS-Dieselmotor. Der Clou steckt direkt unter Schlafzimmer und Bad. Zwischen den Achsen parkt ein Mercedes SLK. Die Mini-Garage besteht aus einer hydraulischen Plattform, die sich per Fernsteuerung wie ein Bettkasten ein- und ausfahren lässt. In die Schublade passt auch ein BMW Z4, ein Peugeot 205 oder ein Mini Cooper Cabrio. «Sie könnten sogar eine E-Klasse mitnehmen, dann müssten wir Ihnen das Fahrzeug aber auf 12 Meter strecken», sagt Stephanie Emgen von Volkner Mobil.

SLK nicht im Preis enthalten

Campingmobil mit ausziehbarem Erker Foto: press-inform

Kein Problem - schließlich baut das Wuppertaler Unternehmen den Luxus-Camper in Handarbeit und nur auf Bestellung. 855.000 Euro kostet der Spaß, inklusive Komplettausstattung mit flauschigem Doppelbett im Heck, Leder-Clubsesseln, edler Holzausstattung, gekacheltem Bad mit Dusche und ausfahrbarem Flachbild-Fernseher im Wohnbereich.

Der SLK ist natürlich nicht im Preis enthalten. Aber den dürften die meisten ernsthaft interessierten Käufer ohnehin schon in der Garage stehen haben.

Smart gratis dazu

TSL mit Smart Foto: press-inform

Das Kontrastprogramm dazu steht zwei Stände weiter: Ein Wohnmobil auf Fiat Ducato-Basis mit bunt gepolsterten Möbeln im Ikea-Stil und Chemie-Klo im Heck. Platz für einen SLK gibt es nur als Modellauto auf dem Küchentisch - dafür ist das mobile Freizeitvergnügen mit 55.000 Euro halbwegs erschwinglich.

Der Trend zum «Auto im Auto» ist in der Caravan-Branche nicht mehr wegzudenken. Der klassische Reisebegleiter ist - wen wundert es - der Winzling Smart. Beim Hersteller TSL gibt es als Messeangebot für jedes verkaufte Groß-Mobil sogar einen Smart gratis dazu. Aber auch alte Mini Cooper Cabrios oder der Knuddel-Roadster Daihatsu Copen passen in die rollenden Garagen am Heck vieler Camping-Busse.

Schließlich lässt es sich im drei Meter langen Roadster angenehmer um die Kurven von Nizza flitzen als im zwölf Meter langen Camper. Der Markt für Mega-Wohnmobile - der teuerste in Düsseldorf ausgestellte Luxus-Kreuzer kostet satte 1,2 Millionen Euro - ist allerdings winzig.

«Snob»-Effekt

Bischoff und Scheck "Manitou" Foto: press-inform

Beim Branchen-Riesen Niesmann und Bischoff schätzt man den europaweiten Bedarf an über 250.000 Euro teuren Wohnmobilen auf etwa 300 pro Jahr. Modelle wie Niesmann und Bischoffs Flagschiff ClouLiner 990SG entstehen nur auf Bestellung. Mit edlen Stoffen und Hölzern, feinsten Bad-Armaturen und hochgerüsteter Technik erinnern in solchen Schiffen nur noch die Schutzbügel in den Weinglas-Schränken daran, dass man sich nicht in einem 5-Sterne-Hotel befindet. Einzige Beschränkung: Wohnmobile, die in Deutschland zugelassen werden sollen, dürfen nicht länger als zwölf und nicht höher als vier Meter sein.

Wem selbst solche Kreuzer nicht exklusiv genug sind, der muss zu Bischoff und Scheck gehen. Das Expeditionsfahrzeug «Manitou» auf MAN-Basis mit zuschaltbarem Allradantrieb zeigt schon durch seinen gewaltigen Überroll-Bügel an der Fahrerkabine und die fünf mächtigen Zusatzscheinwerfer im Dach, wohin die Reise geht: Überall, wo man hin will. Die obere Hälfte der Wohnkabine lässt sich aus- und einfahren, so dass das 4,60 Meter hohe Ungetüm in Fahrt nur 3,60 Meter hoch ist. Etwa fünfmal pro Jahr werde solch ein Fahrzeug verkauft, so der Sprecher von Bischoff und Scheck. Er spricht vom «Snob-Effekt»: «Das ist ein Fahrzeug für Leute, die sich auch aus einer elitären Masse noch abheben wollen». Zu den Kunden gehörten viele Käufer aus dem arabischen und osteuropäischen Raum.

Wohnwagen noch im Trend

Der Basisanhänger von Carado Foto: press-inform

Doch der Caravan-Salon hält auch reichlich rollende Heime bereit, die für Otto Normal-Camper erschwinglich sind. Sogar der gute alte Wohnwagen hat noch längst nicht ausgedient. Ihre Premiere auf der Messe feierte die deutsche Marke Carado aus dem Hymer-Konzern.

Mit einfach, aber gemütlich ausgestatteten Camping-Mobilen und Wohnwagen samt Doppelbett für die Kleinen liegt der Schwerpunkt auf Familienfreundlichkeit. Der Basis-Hänger von Carado ist ab 10.690 Euro zu haben.

Wer mehr Wert auf traute Zweisamkeit legt, kommt bei den Wohnwagen von «TabMe» auf seine Kosten. Die runden Winzlinge aus dem Tabbert-Konzern surfen beim Design voll auf der Retro-Welle und sind ab 6.690 Euro zu haben. Auf einer Fläche von drei mal zwei Metern bieten die Wohn-Kugeln die passende Schäferstündchen-Atmosphäre für lauschige Sommernächte. So wird auch der ein oder andere Messe-Besucher mit wehmütigen Erinnerungen vor den Wohnwagen-Klassikern stehen, die in Halle 15 vor stilechter Kulisse aufgebaut sind. Kitschig-schöne Gespanne wie der Opel Ascona mit dem Mostard-Hänger «Yvonne» zeigen, dass Camping schon immer gemütlich war - auch ohne Roadster unterm Doppelbett.

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