VW Tiguan: Auf zu neuen Zielen

Start der SUV-Offensive

VW Tiguan: Auf zu neuen Zielen
Der VW Tiguan hat optisch gewonnen. © VW

Der neue VW Tiguan läutet bei den Wolfsburgern eine SUV-Offensive ein. Damit will Europas größter Autobauer beim Wachstum endlich wieder zulegen. Wenn alle kommenden Modelle über die gleichen Qualitäten verfügen wie der Tiguan, dann stehen die Chancen dafür nicht schlecht.

Von Frank Mertens

Es läuft derzeit nicht gut für Volkswagen auf dem deutschen Markt – und nicht nur hier. So gingen auf dem Heimatmarkt im März die Neuzulassungen mit etwas über 63.000 Fahrzeugen um 6,3 Prozent zurück. Das ist ein sattes Minus.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen kommt einem Fahrzeug wie dem VW Tiguan eine besondere Bedeutung zu. Denn das SUV-Segment ist das Boom-Segment schlechthin. Mit derzeit 30 Prozent gehört es zu dem am schnellsten wachsenden. Die Wachstumskurve zeigt weiter nach oben. So gehen die Prognosen davon aus, dass innerhalb der nächsten vier Jahre weltweit weitere zwei Millionen Fahrzeuge auf diese Fahrzeuggattung entfallen.

An diesem Wachstum will auch der neue Tiguan teilhaben, von dem sich seit seinem Marktstart im Jahr 2007 weltweit 2,8 Millionen Fahrzeuge verkauft haben. Dabei entfallen 25 Prozent der Verkäufe auf Deutschland, 60 Prozent auf Europa und 15 Prozent auf Übersee. „Natürlich soll der neue Tiguan erfolgreicher als sein Vorgänger sein“, gibt Thomas Treptow das Ziel vor. Treptow verantwortet bei den Wolfsburgern die Kompakt-Derivate. „Der Tiguan ist die wichtigste Neuerscheinung der Marke VW in diesem Jahr.“

Moderneres Design

Damit der Tiguan gegen die Konkurrenz bestehen kann, haben die Wolfsburger ihrem Kompakt-SUV nicht nur optisch einen gefälligeren Auftritt verpasst. Dazu gehört auch, dass das Modell mit Frontantrieb in der Höhe um 3,3 Zentimeter auf nun 1,63 Meter niedriger, dafür aber um drei Zentimeter (1,84 Meter) breiter und mit 4,48 Metern um sechs Zentimeter länger geworden ist. Das alles hat dem Tiguan gut getan, der in der neuen Generation deutlich frischer ausschaut als sein Vorgänger.

Der Radstand weist nach den Modifikationen einen Zuwachs mit nun 2,68 Metern von 7,7 Zentimeter auf. Das merken die Passagiere nicht nur an mehr Platz (+ 2,9 Zentimeter mehr Kniefreiheit) im Fond, sondern auch im Kofferraum. Das Volumen legte um 145 Liter auf nun maximal 1655 Liter bei umgelegter Rückbank zu. Bei nach vorn geschobener Rückbank – sie lässt sich um 18 Zentimeter verschieben – stehen 615 Liter zur Verfügung. Im Normalzustand steht Platz für 520 Liter Gepäck zur Verfügung, ein Plus von 50 Litern. Das sind mehr als anständige Werte und machen den neuen Tiguan schon einmal in diesem Bereich zum Klassenprimus.

Erhöhte Sitzposition

VW Tiguan
Klar strukturiert, der Innenraum des Tiguan VW

So optisch gereift der Tiguan von außen erscheint, so hat er auch im Innenraum gewonnen. Die gewohnt hohe Sitzposition ist aufgrund neuer Sitze noch etwas höher geworden und sorgt für eine noch bessere Sicht auf den Verkehr vor einem. Das lernt man im Alltag ebenso schnell zu schätzen wie das 12 Zoll große Virtual Cockpit (Aufpreis 510 Euro). Optional im Angebot ist auch ein Head-Up-Display. Ob man es braucht, muss jeder für sich entscheiden. Auch deshalb, weil die Informationen nicht auf die Windschutzscheibe projiziert werden, sondern auf eine kleine ausfahrbare Plastikscheibe. Der Qualität der Darstellung tut dies aber keinen Abbruch; man muss dafür aber trotzdem noch 565 Euro bezahlen.

Sicherheit ist beim Tiguan ein wichtiges Thema, wie Matthias Thom aus der Konzeptentwicklung betont. Er verweist auf serienmäßig sieben Airbags, einen Front Assist mit Notbremsfunktion, einen Spurhalteassistenten und eine aktive Fronthaube. Sie hebt sich bei einem Aufprall um fünf Zentimeter an und soll dadurch das Schadensrisiko von Fußgängern oder Radfahrer reduzieren helfen.

Auch stark im Gelände



Ein Plus an Sicherheit bietet auch der optionale Allradantrieb, bei VW 4Motion genannt. Er ermöglicht Kunden, die sich wider Erwarten doch einmal ins Gelände verirren, auch dort ein Fortkommen. Dazu gehört beim Tiguan auch die so genannte 4Motion Active Control, die dem Fahrer vier Fahrmodi für die Straße, Schnee und die Fahrt ins Gelände mittels Drehknopf in der Mittelkonsole offeriert. Das funktioniert tadellos, wie ein Abstecher auf einen Offroad-Parcours in Berlin-Köpenick zeigte.

Wer mit dem Tiguan wirklich vor hat, auch mal einen Abstecher ins Gelände zu unternehmen, dem sei das Offroadpaket empfohlen. Es kostet je nach Ausstattungslinie zwischen 330 und 520 Euro, bietet dafür einen nicht nur einen Unterfahrschutz, sondern auch eine Offroad-Front mit größerem Böschungswinkel.

Haupteinsatzgebiet die Stadt

Der Tiguan soll VW in höhere Sphären führen
Macht auch im Gelände eine gute Figur VW

Das ist alles schön und gut – und der Tiguan gibt auch Offroad eine gute Figur ab, doch sein Haupteinsatzgebiet ist und bleibt die Straße. Und hier ist er mit seiner erhöhten Karosserieform ein zuverlässiger Begleiter. Mit ihm kann man doch auch recht flott unterwegs sein, wie auf unserer Fahrt mit dem 190 PS starken 2.0 TDI. Damit kann man dann auch in Kombination mit einem gut abgestimmten DSG recht sportlich unterwegs sein – auch wenn der Verbrauch mit 8,2 Litern bei den Testfahrten doch recht üppig ausfiel.

Für den Tiguan werden vier Ottomotoren und vier Diesel mit einer Leistung von 115 bis 240 PS angeboten. Zum Verkaufsstart stehen der 2.0 TSI mit 180 PS und Allradantrieb und 7-Gang-DSG (ab 34.450 Euro) und der 2.0 TDI mit 150 PS wahlweise mit manuellem Sechsganggetriebe und Frontantrieb (ab 30.025 Euro) oder mit Allrad und DSG (ab 33.925 Euro) zur Verfügung. Das sind Preise, die dann auch nur als Anhaltspunkt gelten sollen. Denn wer sich noch hier und da in der langen Ausstattungsliste bedient, kann noch ein paar Tausender extra locker machen. Dafür bekommt man dann aber ein Auto, das sich keine Schwächen leistet und alle Voraussetzungen mitbringt, an den Erfolg des Vorgängers mindestens anzuknüpfen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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