VW T6 Multivan: Der Deutschland-Bus

T7 noch in diesem Jahrzehnt

VW T6 Multivan: Der Deutschland-Bus
Der neu VW T6 soll den Absatz weiter befördern. © VW

Kaum ein Modell zeichnet die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland so gut auf wie der VW-Bus. Die sechste Auflage fungiert dabei allerdings fast nur als Übergangsversion.

Von Thomas Flehmer

Das Wirtschaftswunder war noch nicht geboren, da stand schon das Fahrzeug für den beginnenden Wohlstand in der jungen Bundesrepublik Deutschland bereit. 65 Jahre später wird kontinuierlich versucht, das Wirtschaftswunder zu modernisieren – und auch der legendäre VW-Bus hat seine ureigenen Gene behalten, die er nunmehr in bereits sechster Auflage in die Gegenwart überträgt.

Modularer Querbaukasten greift auch beim VW T6

Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist davon auf den ersten Blick nicht sehr viel zu sehen. Kleinigkeiten machen eine neue Frontpartie aus. Kleinigkeiten, die Design-Chef Albert Kirzinger mehr Arbeit bereitet hatten als wenn er im großen Stil an die Front hätte herangehen können. Doch der VW-Weg sieht beim Design Evolution, nicht Revolution vor, wie auch schon Golf oder Passat vorgelebt haben. Die Form haben Transporter, Caravelle oder Multivan mehr oder weniger erhalten, die Revolution fand im Innern statt – wobei Revolution bei einer Wartezeit von 13 Jahren auf die neue Generation auch mit „Umsetzung in die Moderne“ umschrieben werden kann.

Denn mittlerweile verfügt der VW-Konzern über den so genannten Modularen Querbaukasten (MQB), bei dem auch die Nutzfahrzeugsparte aus Hannover kräftig zugegriffen hat. So bei den Fahrassistenzsystemen: Abstandstempomat, City-Notbremssystem, Multikollisionsbremse oder Light Assist heben den T6 auf Passat-Niveau.

Elektrische Heckklappe für den VW T6

Der VW T6 startet am 26. Juni.
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Und auch beim Infotainment-Baukasten griffen die Ingenieure zu, sodass nun auch im VW-Bus das Handy gespiegelt werden kann oder die Rückfahrkamera auf dem 6,33 Zoll großen Monitor auftaucht.

Natürlich ist dabei die große Alltagstauglichkeit und Variabilität geblieben. Diverse Sitzkombinationen können miteinander bis zu neun Sitzen kombiniert werden. Neu dagegen ist die elektrische Heckklappe, bei der allein durch Handauflegen beim Hochklappen die Aufklapphöhe eingestellt werden kann, sodass auch das Zuklappen keine Mühen bereitet. Geblieben ist trotz der knapp 4,90 oder 5,30 Meter Länge je nach Konfiguration die gute Übersicht, die der T6 bietet.

VW T6 mit neuen Dieselmotoren

Der VW T6 startet am 26. Juni.
Den VW T6 gibt es in mehreren Varianten AG/Flehmer

Während die beiden Benzinmotoren bekannt sind, gibt es ein neues Angebot bei den zwei Liter großen Dieselmotoren, die zwischen 62 kW/84 PS und 150 kW/204 PS leisten. Der Löwenanteil wird dabei auf den 110 kW/150 PS starken Selbstzünder sowie den Topdiesel, der im Gegensatz zum Vorgänger noch einmal eine Leistungsspritze von 24 PS erhalten hat, fallen. Während das kleinere Aggregat mit einem Turbo auskommen muss, wird bei der Topmotorisierung mit einem zweiten Lader das so genannte Turboloch bei der Beschleunigung überwunden.

Trotz fehlenden zweiten Turbos reicht aber auch die Kraft des 150 PS starken TDI vollkommen aus. 340 Newtonmeter zwischen 1500 und 3000 Kurbelwellenumdrehungen bringen den Multivan, den es auch wieder mit Allrad gibt, innerhalb von 13 Sekunden auf Tempo 100. Lediglich 9,8 Sekunden benötigt der Topdiesel für den Sprint. Die dabei angegebenen 5,5 oder 5,9 Liter Verbrauch werden dabei nicht allzu sehr übertroffen, da der T6 allein von seiner Konstitution nicht zur Kurvenräuberei neigt. Wer allerdings – erstmals mit einem T-Modell - Geschwindigkeiten bis 203 km/h anstrebt, wird sicher früher die Tanke ansteuern.

Nachfolger des VW T6 in Sicht

Kein günstiges Vergnügen ist der VW T6 als Sondermodell Generation Six
Das Sondermodell VW T6 Generation Six AG/Flehmer

Dabei lädt der T6 auch ein wenig zur sportlichen Fahrweise ein. Denn das Fahrwerk hat nach 13 Jahren natürlich ebenso einen anderen Standard erreicht wie auch die sehr direkt agierende Lenkung. Zudem hat der T6 einige Kilos verloren und kann auch per Dämpferstellung auf den jeweiligen Untergrund eingestellt werden, wobei die Nuancen zwischen Normal, Comfort oder Normal kaum bemerkbar sind.

Die Dämpfereinstellung muss also nicht unbedingt an Bord sein, auf über 40 Seiten gibt es allerdings Alternativen zum Ankreuzen, um den Preis weiter in die Höhe zu schrauben. Bei 29.952 Euro geht es mit dem Einstiegsmodell los. Die beiden Diesel-Volumenmodelle sind schon erheblich teurer. Der 2.0 TDI mit 150 PS kostet mindestens 10.000 Euro mehr, den 204 PS starken Top-Diesel gibt es nicht unter 51.384 Euro. Auch bei den Preisen zeigt sich der Wandel, den auch die Republik vollzogen hat.

Und wie die Modernisierung des ehemaligen Wirtschaftswunders in der Gegenwart an Tempo zugelegt hat, so legt auch die Nutzfahrzeugsparte an Tempo zu. Was sie auch muss: Denn war der T1 vor 65 Jahren noch allein auf weiter Flur, so hat gerade in diesen Zeiten nicht nur Mercedes mit der neuen V-Klasse eine neue Konkurrenz geschaffen. Und während der T5 13 Jahre am Start war, wird die Generation Six nicht so lange durchhalten. Eine neue Auflage soll bis zum Ende der Dekade den ab 26. Juni erhältlichen T6 ablösen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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