VW Polo: Transfer in der Arbeiterklasse

Apple-Nutzer bleiben außen vor

VW Polo: Transfer in der Arbeiterklasse
Der VW Polo hat ein Facelift erhalten. © VW

Der überarbeitete VW Polo unterscheidet sich äußerlich kaum vom Vorgänger. Dafür sind in den Kleinwagen Elemente aus höheren Segmenten in den Kleinwagen gezogen, die dann auch von der Kostenseite her in Richtung Golf zielen.

Von Thomas Flehmer

Sicher hat sich der Polo in seinen bisherigen 39 Jahren verändert, doch wie der Golf hat auch der ein Jahr jüngere Bruder seine Gene beibehalten – zumindest äußerlich. Während nur kleine optische Retuschen wie größere Lufteinlässe in der Front am Blechkleid stattfanden, hat es unter der Motorhaube und im Innenraum richtig gerappelt und so für etwas mehr als ein Facelift gesorgt.

VW fördert Verbrauchsarmut beim Polo

So gibt es – völlig ungewöhnlich bei Facelifts – ein komplett neues Motorenangebot beim Polo. Alle Aggregate erfüllen dabei die ab September 2014 geltende Euro 6-Norm. Als Sparfuchs ragt dabei der 1.4 TDI Bluemotion Technology mit Stopp-Start-System und Rekuperationstechnik heraus. Ausgestattet mit 75 oder 90 PS soll sich der knapp vier Meter lange Polo mit 3,4 Litern begnügen, was einem CO2-Ausstoß von 88 Gramm pro Kilometer entspricht.

Zum Vergleich: Der erste Bluemotion-Polo, der 2006 auf den Markt kam, stieß noch 99 Gramm CO2 aus. Ab Herbst wird die Bluemotionfraktion durch einen neuen, ein Liter großen Dreizylinder-Benziner mit 95 PS verstärkt, der 94 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft pustet.

VW Polo 1.4 TDI in 10,9 Sekunden auf 100 km/h

Dabei präsentiert sich der Selbstzünder mit drei Töpfen äußerst dynamisch. In 10,9 Sekunden ist Tempo 100 erreicht und bis 184 km/h zieht es den Polo – vollkommen ausreichend. Der gleichstarke Benziner agiert dabei mit fast identischen Leistungswerten. Fünf lang ausgelegte Gänge reichen dabei aus, die Motorengeräusche wären auch mit einem sechsten Gang nicht zu unterdrücken gewesen, sie stören aber während der Fahrt nicht.

Ob 380 Euro für das Sport-Select-Fahrwerk investiert werden müssen, sollte jeder für sich entscheiden. In diesem PS-Bereich wurde die selektive Dämpfereinstellung nicht vermisst.

Sportliche Polo-Versionen folgen

VW hat den Polo besonders unter der Haube stark erneuert.
Beim Cockpit hat VW Hand angelegt VW

Wer mehr benötigt, sollte auf den 150 PS starken Blue GT oder auf die GTI-Version mit 192 PS warten, die im Laufe des Jahres in das Konzernregal rollen. Auch diese Modelle sollen sparsamer ausgefallen sein. Insgesamt spricht VW von einem Sparkurs von bis 21 Prozent gegenüber den Vorgänger-Aggregaten.

Neben den neuen Aggregaten halten nun beim Polo auch Sicherheitssysteme Einzug, die erst vor kurzem aus der Ober- und Mittelklasse zum neuen Golf gestoßen waren und nun sozusagen den Gang in die Arbeiterklasse antreten. Multikollisionsbremse ist serienmäßig an Bord, automatische Abstandsregelung und Müdigkeitswarnung können ebenso optional geordert werden wie LED-Scheinwerfer.

MirrorLink nur für Smartphone-Nutzer

Der VW Polo kommt bei den Kunden an.
Die äußeren Formen des VW Polo sind gleich geblieben VW

Und auch bei der Konnektivität hat VW zugelegt. Mit MirrorLink wird die Oberfläche des Smartphones per USB-Kabel auf das Display übertragen. So können die Funktionen per Touch auf der Mittelkonsole besser bedient werden und Strafen wegen Telefonierens während des Fahrens fallen nicht an.

Allerdings ist das System, das in fünf Wochen erst Einzug hält, auf bestimmte Smartphones begrenzt, Apple-Nutzer schauen ganz in die Röhre. Für sie wird noch ein System entwickelt. Und MirrorLink kann auch nur mit bestimmten Radios geordert werden.

VW bleibt Linie treu

Diese Optionen drehen natürlich die Preisschraube. Während der Basispreis von 12.450 Euro geblieben ist, heben die zahlreichen Optionen – zu denen auch das gut funktionierende Siebengang-DSG gehört – die Preise in die Spähren, aus denen die Assistenzsysteme gerade den Weg nach unten gefunden haben. Der günstigste Diesel kostet 15.600 – allerdings nur mit 75 PS.

Soll die 90 PS-Variante geordert werden, muss mindestens ein Guthaben von 17.800 Euro auf dem Konto stehen. Und für die beliebte Cross Polo-Variante mit Dachreling und Geländeoptik müssen 18.425 Euro aufgebracht werden. So ist VW in den 39 Jahren nicht nur dem Design treu geblieben, sondern auch der Kostenlinie.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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