VW Golf GTD: Neue Messlatte

Effiziente Fahrfreude

VW Golf GTD: Neue Messlatte
VW wechselt Dämpfer auf Kulanz aus. © AG/Flehmer

Über 30 Jahre gibt der Golf GTD bei den kompakten Sportdieseln den Takt vor. Auch die neuste Ausgabe des Selbstzünder-Ablegers vom GTI setzt Maßstäbe im Segment.

Von Thomas Flehmer

Der Startschuss fiel vor über 30 Jahren. 1982 schickte VW erstmals einen sportlichen Kompakten als Selbstzünder-Pendant zum Golf GTI ins Rennen. Der Golf GTD fuhr dem Feld voraus und wird wohl auch mit dem neuen Modell die Spitze im Segment weiter behaupten. Denn der neue Vertreter hat die Messlatte noch einmal höher gelegt.

VW Golf GTD rückt GTI auf die Pelle

Mit nunmehr 184 PS und damit 14 Pferdestärken mehr als im Vorgängermodell sowie einem maximalen Drehmoment über 380 Newtonmetern schmelzen die Leistungsunterschiede zum Altmeister GTI dahin wie Schokolade in warmen Kinderhänden. Mit 7,5 Sekunden benötigt der 2.0 TDI eine Sekunde länger für den Sprint als der 220 PS starke GTI. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit zieht die Benzinvariante 22 km/h weiter auf 250 km/h, doch ist das im ebenso sportlich beschaffenen Innenraum kaum spürbar.

Denn der mit einem Sechsgang-DSG ausgestattete GTD scheint genauso energisch zu ziehen wie ein GTI. Trotz ESP geben auch schon mal die Reifen den anderen Verkehrsteilnehmern die sportliche Untermalung mit. Ansonsten macht sich der Auspuff deutlich bemerkbar. VW hat gleich zwei Soundverstärker eingesetzt, damit auch die Insassen nicht über die Stille des Dieselmotors klagen können, sondern sich mittendrin fühlen statt nur dabei.

VW Golf GTD zwischen Kurvenhatz und Sparsamkeit

Mittendrin ist der GTD auf der Landstraße – und zwar in seinem Element. Die Differentialsperre, die im GTI der vorherigen Generation ihre Premiere feierte, schmückt auch den GTD. Im Zusammenspiel mit der sehr direkten Progressivlenkung verleiht der Golf Gefühle, die sonst nur die britischen Kleinwagen der BMW-Tochter versprechen. Es ist eine Wonne, die Landstraßenhatz durchziehen zu können.

Wird die Pistenjagd nicht allzu sehr übertrieben, machen sich die Vorzüge des Selbstzünders deutlich bemerkbar. Die angegebenen 4,5 Liter Diesel werden zwar verfehlt, aber die Fünf steht vor dem Komma und hat noch viel Platz bis zur Sechs. Und auch in der Stadt blieb der Zeiger knapp unterhalb von sechs Litern.

VW Golf GTD auch auf Autobahn souverän

Der VW Golf GTD gibt den Ton an.
Auf sportlich getrimmt ist das Cockpit des VW Golf GTD AG/Flehmer

Allerdings zählt beim GTD, der äußerlich dem GTI näher steht als dem Serien-Golf, sich dabei aber trotzdem in edler Zurückhaltung übt, nicht immer nur der Vernunftsgedanke. Denn die 184 Pferde wollen auch mal von der Koppel gelassen werden. So kann der Verbrauch auch über neun Liter springen, wenn längere Zeit Tempo 200 oder darüber gehalten werden.

Zwar gibt der GTD auch in dieser Situation eine gute Figur ab, doch die Kurvenräuberei auf der Landstraße erfüllt zumindest den Fahrer mit mehr Freude – auch bedingt durch das DSG, das die erforderlichen Gangeinstellungen ohne Zugkraftunterbrechung schnell bedient.

VW Golf GTD 1000 Euro teurer als GTI

Der VW Golf GTD erhält eine Kombivariante zur Seite gestellt.
Der VW Golf GTD kann auch sparsam AG/Flehmer

Doch der GTD hat auch seine ruhige Seite. Denn auch zum Cruisen eignet sich der Dieselsportler – nicht zuletzt aufgrund des komfortablen DSG – sehr gut. Und dann kommt man den angegebenen Verbrauchswerten auch schon näher – und unterscheidet sich dann deutlich vom Benzinbruder.

Dafür liegt das Anfangsinvest um rund 1000 Euro höher als beim GTI, auch wenn die Kosten für den Sprit diese Differrenz ebenso schmelzen lassen. 29.350 Euro müssen für den GTD mindestens angespart werden. Doch unter 35.000 wird wohl kaum ein Diesel-Sportler den Laden verlassen, um den Golf mit den nötigen Komfort- und Sicherheitselementen zu bestücken. Auch hier legen die Wolfsburger die Messlatte immer recht hoch.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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