VW E-Up: Sinnvoll eingesetzte Elektromobilität

Gewaltiger Aufpreis für elektrischen Kleinstwagen

VW E-Up: Sinnvoll eingesetzte Elektromobilität
Der VW E-Up fährt emissionsfrei durch die Stadt. © VW

Der VW E-Up erweist sich als das ideale Stadtauto. Klein und wendig sowie je nach Ladung emissionsfrei unterwegs. Doch der Aufpreis für den alternativen Antrieb ist mehr als happig.

Der Elektroantrieb findet sich heute noch überwiegend in Hybriden oder Plug-in-Hybriden, wo er zusammen mit einem konventionellen Verbrenner arbeitet. Die Autohersteller nutzen diese Antriebsformen häufig dazu, den Verbrauch ihrer großen Limousinen oder SUVs zumindest auf dem Papier auf ein erträgliches Maß zu drücken. Bei den reinen Elektroautos ist das anders, sie finden sich mit Ausnahme von Tesla-Produkten vor allem in kleineren oder kompakten Fahrzeugen wieder. Unser Testwagen zählt mit seinen 3,54 Metern Länge sogar in die Kategorie der Kleinstwagen, angesiedelt irgendwo zwischen dem noch kleineren Smart Fortwo und einem Kleinwagen der 4-Meter-Klasse.

Wir sprechen über einen VW Up, genauer gesagt über den E-Up. Soviel vorweg: Der Viersitzer ist ein rollender Widerspruch. Einerseits überzeugte er im Test als nahezu ideales Elektroauto, andererseits wird der Preisaufschlag für diese Technik bei einem Kleinstwagen viel deutlicher als etwa beim Golf. Ein normaler Up mit fünf Türen und 90 PS steht mit knapp 13.000 Euro in der Preisliste, unser E-Up mit 82 Elektro-PS kostet mit 26.900 Euro mehr als das Doppelte. Selbst wenn man noch ein wenig Mehrausstattung rausrechnet: Der Aufpreis ist gewaltig - auch wenn man derzeit 4000 Euro Elektroprämie abziehen kann.

VW E-Up in 3,5 Sekunden auf 50 km/h

Dabei zeigt sich die E-Mobilität in einem solchen Fahrzeug eigentlich als viel sinnvoller als in einem amerikanischen Sportcoupé. Der E-Up ist wie seine Schwestermodelle nicht nur kurz, sondern auch handlich und überaus wendig, verfügt über gute Sitze, eine schöne Lenkung und fährt sich angenehm. Das ideale Stadtauto also, und wo sonst sollte der leise und lokal saubere E-Antrieb besser zum Einsatz kommen als in unseren überlaufenen Innenstädten?

Zudem ist der Up von Haus aus das in seiner Klasse fahraktivste und komfortabelste Auto, beste Voraussetzungen also für die Variante mit einem ja immer superschnell ansprechenden Elektromotor. Nach dreieinhalb Sekunden sind 50 km/h erreicht. Okay, bis auf Tempo 100 geht es nicht ganz so schnell weiter, aber diese Marke schafft der kleine Stromer immerhin in 12,4 Sekunden.

Auch VW E-Up leidet unter Kernproblemen der Elektromobilität

Aber es geht ja gar nicht um solche Tempi oder gar die Vmax von 130 km/h. Das ist auch gar nicht zu empfehlen, weil sich die Batterie in diesem Geschwindigkeitsbereich schneller leersaugt, also man bangend auf die Restkilometeranzeige gucken kann. Nein, der E-Up ist ein Auto für die Stadt und man genießt sowohl die Ruhe, als auch hin und wieder mal einen sportlichen Ampelstart nach der Rotphase. Es ist halt immer wieder schön, wenn man Fahrer einer Nobelklasse verblüffen kann. Zumindest auf den ersten 30 Metern. Und dazu noch das gute Gewissen, in diesem Moment emissionsfrei unterwegs zu sein. Woher der Strom für die Batterie kam und wie die Umwelt-Gesamtbilanz eines solchen Fahrzeugs aussieht, lassen wir hier mal gnädig außen vor.

Aber auch die sofort ins Auge fallenden Nachteile sind immer die gleichen. So auch beim Up: Trotz Sommerwetters und alles in allem recht vorsichtiger Fahrweise darf mit nicht viel mehr als 120 Kilometer echter Reichweite gerechnet werden. Freie, nicht defekte Ladesäulen sind zudem selten, Schnellladestationen ähnlich häufig zu sehen wie ein Yeti (nein, nicht der von Skoda). Man sollte also möglichst schon zuhause oder während der Arbeit nachladen können und auch sonst jede Möglichkeit nutzen, die Batterien wieder zu füllen.

Woraus man erneut den derzeit für alle reinen batterieelektrischen Fahrzeuge geltenden Schluss ziehen darf: Ein solches Auto ist toll für die Stadt, aber nicht für ihre Bewohner. Seine Heimat ist schon wegen der Ladeproblematik der Speckgürtelring vor der Stadt, sein Revier ist allerdings die City. Das gilt auch und ganz besonders für den quirligen E-Up. Auch wenn man seine Vorteile letztlich wirklich sehr teuer erkaufen muss (AG/SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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