Leichter, attraktiver, dynamischer

Fahrbericht Ford Fiesta 1.6 TDCi

Der neue am 11. Oktober startende Ford Fiesta kann sich zur echten Ansage im Kleinwagensegment mausern. Er leistete sich beim ersten Test keine einzige ausgesprochene Schwäche.

Von Martin Woldt

Der Fabia hat es getan, der Corsa auch und der Ibiza gleich ein ganzes Stück. Der Fiesta nicht. Er verweigert sich. «Es macht keinen Sinn, immer größer zu werden», sagt Chef-Entwickler Jörg Beyer. Die Leute wollten kleine sparsame Autos. Aber mehr Größe bedeute mehr Gewicht, mehr Struktur. Mehr Verbrauch. Der Fiesta sollte bleiben wie er bis dato ist. 3,92 Meter in der Länge, knapp über Polomaß, das muss reichen. Aber reicht das?

Auffälliges Design

Wir werden sehen. Vielleicht soviel vorweg: die Wachstumsstarre fällt überhaupt nicht auf. Sieht man den neuen Fiesta etwa neben einem Focus, Fords Vertreter im nächst größeren Segment, der Kompakten, ist nicht sofort abgemacht, bei wem es sich um den kleinen Bruder handelt. Das liegt am deutlich gewandelten Design. Guckte sich der alte Fiesta noch im Straßenbild mal ebenso weg, drängt sich der Neue regelrecht auf. Das liegt an einer wesentlich aggressiveren Formensprache. War etwa der alte Kühlergrill noch schmallippig wie ein Briefschlitz, mault der neue im Doppelwhopper-Trapez-Format.

Passable Platzverhältnisse

Ausgeprägte Seitenlinien Foto: Ford

Aber da man sich auf der Suche nach den wahren Werten, nicht lange an der Oberflächen aufhalten kann, setzen wir uns einfach mal auf die Rückbank. Trotz abfallender Dachlinie müssen Erwachsene keineswegs in Deckung gehen. Wer nicht gerade häufig mit der Hausgiraffe zum Gassi-Fahren in den Stadtwald muss, sollte die allermeisten Personentransporte ordentlich abwickeln können. Naja, die Kniefreiheit, geht so. Erstaunlich viel Kofferraum bleibt übrig. Mit 295 Litern markiert der Fiesta hinter dem Skoda Fabia (300)den zweitbesten Segmentwert. Mit umgeklappter Rückbank kommen 979 Liter heraus. Nur die Zugänglichkeit des Stauraums über die vergleichsweise hohe Ladekante markiert keine Bestwerte. Da hatten, laut Beyer, Heckaufprall-Gesichtspunkte höhere Priorität.

Flaschenbunker

In der ersten Reihe lässt sich ein deutlicher Komfortzugewinn vermelden. Das liegt vor allem an den neuen Sitzen, die eine gute Oberschenkelauflage und festen Seitenhalt bieten und nicht zur Steißbeinfolter neigen. Liegt aber auch am in der Serie erhältlichen höhen- wie tiefenverstellbaren Lenkrad, mit dem man die Zügel fest in die Hand nehmen und sich gut vor dem Cockpit in Stellung bringen kann. Das präsentiert sich übersichtlich und simpel bedienbar. Allenfalls das Tastenfeld der leicht in den Innenraum ragenden Mittelkonsole wirkt etwas eng und überladen. Genugtuung versprühen die Mannen um Jörg Beyer auch über die Taschen im Türfutter. Da, wo bei anderen Löschblätter in Platzangst geraten, schufen sie Raum für handelsübliche 1,5 Liter Trinkflaschen. Einen Hauch von Luxus versprüht der schlüssellose Startknopf in den beiden gehobenen Ausstattungen Ghia und Titanium, der für sich genommen 430 Euro extra kostet, aber nicht ohne das 1.105 Euro teure Audiosystem funktioniert.

Fahrspaß wie eh und je

Knackiges Heck Foto: Ford

Was bei Ford so gut wie immer funktioniert und auch beim neuen Fiesta wieder den meisten Spaß bereitet, sind die Fahreigenschaften. Die Karosse wurde mit viel Aufwand gedämmt und hält die Straße ziemlich draußen. Was von den Motoren, ob Diesel oder Benziner, durchdringt, klingt wohltemperiert. Die Position auf der Straße muss man schon in Grenzbereichen suchen, ehe das Auto kritisch reagiert, was das serienmäßige ESP allerdings aufzufangen weiß. Löcher und Bodenwellen werden komfortabel ausgebügelt. Wohl als gelungen kann man Fords späten Umstieg von der hydraulisch zur elektrisch unterstützen Lenkung bezeichnen, der mit dem Fiesta vollzogen wurde. Den persönlichen Geschmack überzeugte allerdings eher die in der tiefer gelegten Sportversion etwas fester abgestimmte Auslegung. Die für die Masse der Modelle eingesetzte Komfortversion dürfte bei höheren Geschwindigkeiten ruhig etwas mehr Arbeit abverlangen.

Gewicht abgespeckt

Bis auf den 1,6 Ti-VCT Benziner mit 88 kW/120 PS gibt es keine neuentwickelten Motoren für den Fiesta. Stattdessen wurde viel Feinarbeit an vorhanden Aggregaten geleistet, um insbesondere den Spritverbrauch zu drücken. Da ist zunächst das um 40 Kilogramm abgespeckte Gewicht zu nennen, was mehr geworden wären, hätte die bessere Dämmung, der nun serienmäßige Partikelfilter beim Diesel oder die gewachsene Zahl der Airbags nicht einen Teil davon wieder kompensiert.

Einsparstrategie

Komfortable Fahrerposition Foto: Ford

Messbar bleibt der Effekt gleichwohl. Beim 1,25 Liter Einstiegsbenziner mit 44 kW/60 PS sank der Verbrauch im Mittel von 5,9 auf 5,4 Liter über 100 Kilometer, obwohl der Sprint von null auf hundert in 16,9 statt 18,5 Sekunden gelingt. Im absehbar begehrtesten Motor, dem Benziner mit 60 kW/82 PS wurden der ursprüngliche Verbrauch von 6,2 Liter auch um eine halben Liter gedrückt, was hier aber nur bei gleicher Dynamik gelang. 13,3 Sekunden vermerkt das Datenblatt.

ESP nun in der Serie

Mit dem nun auch beim Fiesta serienmäßigen ESP hat Ford den 2005 vom Kia Rio eingeläuteten Trend im Kleinwagensegment umgesetzt, fünf Airbags, davon ein Knieairbag für den Fahrer, inklusive. Bei 11250 Euro startet der Einstiegsbenziner, der angepeilt Bestseller mit 82 PS wird ab 12.000 Euro zu haben sein. Der 60 kW/90 PS starke Diesel beginnt bei 15250 Euro. Im Frühjahr 2009 soll es einen Econetic-Spardiesel geben, dessen Verbrauch auf 3,7 Liter auf der Normstrecke gezähmt wurde.

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