Dieselversion des VW Fox rechnet sich nur für Vielfahrer

Mit dem Diesel-Fox will Volkswagen im Flottengeschäft punkten. Beim Partikelfilter haben die Wolfsburger ihre Blockadehaltung immer noch nicht aufgegeben.

Stefan Grundhoff

Die Entscheidung für eine Dieselvariante wird immer mehr zu einem Rechenspiel. Schließlich hat der Preis für Dieselkraftstoff zuletzt enorm angezogen. An einigen Tankstellen werden für den Liter schon 1,05 Euro verlangt. Da lohnt es sich auch beim neuen VW Fox genauer hinzusehen. Der 1.4 TDI verbraucht im Durchschnitt 4,9 Liter auf 100 Kilometer.

Der Dreizylinder bringt es dabei auf eine Leistung von 51 kW/70 PS. Damit schluckt der Selbstzünder im Vergleich zum 1,4 Benziner (55 kW/75 PS) knapp zwei Liter weniger. Normale Stadt- oder Wenigfahrer kommen rein rechnerisch also nicht auf ihre Kosten. Zumal die Anschaffungskosten für den Diesel-Fox mit einem Grundpreis von 11.400 Euro um 1000 Euro höher ist als die des Vierzylinder-Benziners.

Rentables Flottengeschäft

Richtig rentabel wird die Dieselversion des Fox erst ab einer Laufleistung von um die 20.000 Kilometer im Jahr. Damit ist klar, auf welche Klientel die Verkaufsstrategen von VW zielen.

Bei den Flottengeschäften - sprich mit den Großabnehmern in den Bereichen Versand- und Lieferservice - erhoffen sich die Wolfsburger mit ihrem Brasilienimport das große Geschäft. Hier sei der neue Kleinwagen eine interessante Alternative zu den inzwischen oft in die Jahre gekommenen Modellen anderer Hersteller, so Uwe Cohrs, Leiter Produktmarketing bei VW.

Typisches Nageln

In diesem Geschäft gilt auf Grund der enorm hohen Laufleistungen immer noch ein Dieselaggregat als die bessere Wahl. Die Fahrleistungen des Fox mit dem 1.4 TDI unter der Haube können sich wahrlich sehen lassen: Von 0 auf 100 km/h in 14,7 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 161 km/h. Jenseits der 130 km/h-Marke auf dem Tacho geht es mit dem Selbstzünder unter der Haube aber eher zäh weiter. Zudem wird es im Innenraum richtig laut. Schon im Leerlauf bleibt den Insassen nicht verborgen, dass VW an der Dämmung massiv gespart hat. Das typische Diesel-Nageln ist klar vernehmbar.

Keine Probleme beim Beschleunigen

Im Stadtverkehr zieht der knapp 1,1 Tonnen schwere Kleinwagen beim Anfahren flott davon. Dank der serienmäßigen Fünfgang-Schaltung hält der Diesel-Fox im fließenden Verkehr locker mit. Das maximale Drehmoment von 155 Nm, das in einem Drehzahlbereich von 1600 bis 2800 Umdrehungen zur Verfügung steht, sorgt dafür, dass der Fronttriebler auch beim Beschleunigen keine Probleme hat. Für ein gutes Handling sorgt das ausgewogene Fahrwerk. Es ist zwar straff, schluckt Unebenheiten aber locker weg. Die Lenkung vermittelt ausreichenden Kontakt zur Straße.

Partikelfilter «in Vorbereitung»

Partikelfilter noch nicht eingeplant Foto: Werk

Die Euro 4-Norm erfüllt der 1.4 Liter TDI. In Sachen Rußpartikelfilter spielt VW weiter auf Zeit. «Wir bieten Dieselpartikelfilter und Nachrüstsätze als Option an», beschwichtigte Cohrs bei der offiziellen Fahrpräsentation in Kopenhagen. Nur eine gesetzliche Regelung könnte die Wolfsburger zu einem rascheren Handeln bringen.

Nun sollte man annehmen, dass für ein Modell, das ab dem 29. April in Deutschland offiziell verkauft wird, die entsprechenden Teile zumindest vorrätig sind, falls sich die Kunden dafür interessieren würden. Denn bestellt werden kann der neue Fox bereits jetzt. Nichts da. «Sie sind für den Fox erst in Vorbereitung», musste Cohrs eingestehen.

Einfacher Umbau zum Lieferwagen

Die Wolfsburger haben ein ganz bestimmtes Produkt vorzuweisen: Den Fox gibt es hierzulande nur als Dreitürer und in einer einzigen Basisversion. Werden weitere Ausstattungsdetails gewünscht, können sie in diversen Paketen dazugekauft werden. Da hier die Modelle im Flottenbetrieb meist als Lieferwagen herhalten, ist hier auch der Platz im Innenraum entscheidend. Und davon bietet der 3,83 Meter lange Fox reichlich - zumal durch seine Höhe von 1,54 Metern. Der normale Kofferraumvolumen von 260 Liter lässt sich auf mehr als 1016 Liter erweitern. Der gerade genannte Wert ergibt sich, wenn die Rückbank erst zusammengeklappt und dann hochkant hinter die beiden Vordersitze verstaut wird. Zwei Handgriffe, und die Sache ist erledigt.

Es geht aber auch noch einfacher: Die Rückbank lässt sich nämlich auch ganz herausnehmen. Eine Alternative wäre das «Vario»-Paket, für das 147 Euro fällig werden. Dahinter verbirgt sich eine um 15 Zentimeter verschiebbare Rückbank, bei der die Rückenlehne symmetrisch geteilt ist. Die große Heckklappe erleichtert das Einladen.

Unempfindliche Materialien

Übersichtliches Cockpit Foto: Werk

Auf den straffen, aber bequemen Sitzen vorne können es sich Fahrer und Beifahrer so richtig gemütlich machen. Die Kopf- und Beinfreiheit ist enorm. Für den ganzen Papierkram gibt es genügend Ablagemöglichkeiten. Selbst unter den Sitzen haben die Ingenieure Schubladen versteckt. Auch an Getränkehaltern herrscht kein Mangel. An den Türen lassen sich sogar 1-Liter-Flaschen unterbringen. Zudem ist alles recht unempfindlich.

Der schwarze Kunststoff im Cockpitbereich, der hier und da durch silberne Applikationen aufgelockert wird, mag zwar nicht besonders geschmackvoll sein. Kleine Kratzer machen ihm aber nichts aus. Zudem ist alles solide, bisweilen gar massiv verarbeitet. Das gilt auch für das Cockpit. Alles ist übersichtlich und einfach zu bedienen - genau das richtige für die Dauerbenutzung. Ungewohnt bei VW sind diesmal der Lichtschalter sowie der Drehschalter für die Heckscheibenheizung außen an den beiden Lenkstockhebeln positioniert. Auch an die Außenwirkung hat VW gedacht. Das pfiffige Design kommt durch knallige Farben noch besser zur Geltung. Und an der Karosserie ist viel Platz für die Firmenwerbung.

Sicherheit kostet Extra

Die Geschäftsführung wird es auch sein, die darüber entscheidet, wie viel Luxus sie ihren Angestellten gönnt. In der Grundversion ist der Fox ziemlich karg ausgestattet. Annehmlichkeiten gibt es nur gegen Aufpreis. ESP (400 Euro) und Seitenairbags (225 Euro) sollten es schon sein. Mindestens. Denn der Fox verfügt serienmäßig nur über ABS sowie Fahrer- und Beifahrerairbag. Die Klimaanlage (1225 Euro), ein elektrisches Schiebe- und Ausstelldach (810 Euro) oder das VW-Radiosystem (450 Euro) vom Preis her hier schon in Richtung Luxus. Aber Chefs, die ihren Angestellten auch was gönnen, soll es ja auch noch geben.

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