Citroen hat mit dem innovativen C6 alte Traditionen wiederbelebt. Allerdings hält die Oberklasselimousine nicht nur bei den Stärken mit vergangen geglaubten Zeiten Schritt.
Von Thomas Flehmer
Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es im Volksmund. Und doch können Ähnlichkeiten auftreten. Der Autohersteller Citroen hat bisher aber alle Zeiten überlebt. Die Franzosen gelten als innovativ, aber auch ein wenig chaotisch - zumindest in Deutschland. Spezialwerkzeug war früher von Nöten, um zum Beispiel die Lichtmaschine aus einer Ente zu befreien oder Fehler an der Elektrik zu beheben.
Chef lenkt mit
Mit dem C6 hat Citroen ein Stück Geschichte wiederaufleben lassen. Die eigenständige Form der Oberklasselimousine erinnert vom Auftritt an den CX 2400 Prestige, der zu Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts unterwegs war. Weniger schön mutet das Heck mit der kleinen Klappe an. Aber innovativ bedeutete bei Citroen schon immer nicht automatisch schön.
Umso mehr Wohlfühlcharakter hält der Innenraum bereit. Die Sofa-Sitze früherer Jahrzehnte sind zwar verschwunden, trotzdem laden die vier - in weißem Leder gehaltenen - Einzelsitze förmlich zum Lümmeln ein. Bei einem Radstand von 2,90 Metern sind auch die Fond-Passagiere davon nicht ausgeschlossen. Ganz exquisit sind auch die hochwertigen Materialien an den Innentüren und Konsolen. So werden die in den Ablagenfächer liegenden Haribotüten durch britisches Edelholz gekonnt versteckt.
Traditionell komfortabel
Ein Headup-Display, das neben der Geschwindigkeit auch die Anweisungen des Navigationssystems auf der Panorama-artigen Frontscheibe projiziert, sorgt für weiteren Luxus. Dagegen ist der Spurwechselassistent, der per Vibrieren des Sitzes den Fahrer vor unbeabsichtigten Aktionen warnt, schon veraltet. Bei den Mitbewerbern wird gleich ins Lenkverhalten eingegriffen anstatt zunächst die Pobacken zu massieren.
Ansonsten gleitet man in französischer Tradition komfortabel über die Straßen. Die Hydropneumatik bügelt alle Unregelmäßigkeiten, die der jeweilige Asphalt bietet, einfach weg. Wer die 205 PS des Biturbo sportlicher erfahren möchte, schaltet in den manuellen Modus und kann dann den Sprint rasant erfahren. Ansonsten wirkt die Sechsgang-Automatik ein wenig behäbig - selbst für einen Sechszylinder.
Batterie hinter linkem Rücklicht
Historische Dimensionen erreicht der mit Elektronik vollgestopfte C6 aber auch auf negative Weise. Schon nach wenigen gut 400 Kilometern forderte das System zum Anhalten auf und bescherte dem Gelben Engel aus Königslutter einen verspäteten Feierabend. Die Lichtmaschine wurde nicht korrekt aufgeladen. Nach einem kurzen Batterie-Reset konnte es aber wieder weitergehen.
Doch auch bei der Batterie stellen die Franzosen ihren Hang zur Innovation einmal mehr unter Beweis. Das gute Stück sitzt hinter dem linken Heckscheinwerfer. Wer es jemals schafft, die Starthilfekabel an den gut versteckten Polen anzubringen, für den dürften auch die Sicherheitsvorkehrungen von Banktresoren keine Schwierigkeiten darstellen. So scheint sich Geschichte doch irgendwie zu wiederholen.