Dudenhöffer fordert Soli für Elektroautos

Ein Cent Aufschlag auf Liter Benzin

Dudenhöffer fordert Soli für Elektroautos
Eine Ladestation für ein Elektroauto. © dpa

Elektroautos sind auf deutschen Straßen eine Seltenheit. Damit sich das ändert, fordert der Autoexperte Dudenhöffer ein Anschubprogramm. Drei Jahre lang solle ein Cent auf den Literpreis aufgeschlagen werden.

Die Elektromobilität in Deutschland kommt einfach nicht in Schwung. Im Vergleich zu europäischen Nachbarländern lehnt die Regierung Kaufanreize für E-Autos nach wie vor vehement ab. Dennoch hält die Bundesregierung unverändert an dem Ziel fest, bis zum Jahr 2020 eine Millionen Elektroautos auf den deutschen Straßen haben zu wollen. Ein Ziel, dass Experten längst als unrealistisch ansehen.

Damit das Thema endlich Fahrt aufnimmt, forderte der Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, am Mittwoch bei der Veranstaltung „Elektromobilität. Was müssen wir in Deutschland tun, um den Anschluss nicht zu verlieren?“ ein Anschubprogramm für diese Technologie. Zu den Teilnehmern der Veranstaltung gehörten unter anderem Daimler-Chef Dieter Zetsche, BMW-China-Chef Karsten Engel, Ford-Chef Bernhard Mattes und Nissan-Chef Thomas Hausch. Das von Dudenhöffer vorgestellte Modell „Ein Cent für Elektromobilität“ sieht vor, den Literpreis von Benzin und Diesel für einen Zeitraum von drei Jahren um einen Cent zu erhöhen.

Steueraufkommen von jährlich 650 Millionen Euro

Wie Dudenhöffer erklärte hätte die Preise für konventionelle Kraftstoffe in 2014 einen neuen Tiefpunkt erreicht. „Deflationiert auf das Jahr 2000 kostet derzeit ein Liter Diesel 95,9 Cent und damit weniger als im Jahr 2005. Eine Steuer auf Kraftstoffe von nur einem Cent pro Liter für einen festdefinieren Zeitraum von drei Jahren wäre damit für die Autofahrer mehr als gut verkraftbar“, so Dudenhöffer. Durch ein derart zeitlich befristetes Anschubprogramm würde sich nach den Berechnungen des Wissenschaftlers ein Steueraufkommen von jährlich 650 Millionen Euro pro Jahr ergeben. Damit könnte entsprechend die Nachfrage nach E-Autos gesteigert werden.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer
Ferdinand Dudenhöffer dpa

Nach den vom CAR präsentierten Zahlen sind in Deutschland derzeit gerade einmal 21.000 Elektroautos unterwegs, die an knapp 3000 Ladestationen „betankt“ werden können. Im Vergleich dazu sind es in den USA 223.600 Elektroautos, die an 15.200 Ladestationen mit Strom aufgetankt werden können. In Frankreich fahren derzeit 37.100 E-Autos (8000 Ladestationen), in den Niederlanden sind es 38.200 (3.700 Ladestationen), in Norwegen 25.700 (1300 Ladestationen) und in Japan gibt es sogar 88.500 E-Autos, die 5000 Ladestationen anfahren können. In allen diesen Ländern wird die E-Mobilität durch den Staat gefördert. „Hierzulande fehlen solche Wachstumsimpulse“, stellte Dudenhöffer fest.

Deutschland in Vorreiterrolle bringen

Mit dem nun vorgestellten Modell „Ein Cent für Elektromobilität könnte der Rückstand im Bereich der E-Mobilität nicht nur verkürzt werden, sondern Deutschland auch in eine Vorreiterrolle bringen. Mit diesem Anschubprogramm könnten 250.000 zusätzliche Elektroautos und 80.000 Ladesäulen auf die Straße gebracht werden, „ohne die öffentlichen Haushalte zusätzlich zu belasten“. Das Geld würde zum einen in eine Kaufprämie von 4000 Euro für E-Autos und Plug-in-Hybride als auch in den Ausbau der Infrastruktur in den 60 größten deutschen Städten fließen. Darüber hinaus soll auch das Angebot an Carsharing ausgebaut werden.„Nur wer eigene Erfahrungen mit Elektroautos ohne Kaufdruck sammelt, wird vom Elektroauto überzeugt werden können“, so Dudenhöffer.

Ein BMW an der Ladestation.
Der BMW i3 an einer Ladestation BMW

„Ein echter EV-Soli, kurzfristig und befristet, wie ihn die Universität Essen-Duisburg vorschlägt, würde die entscheidenden Impulse für den Aufbau von e-Mobility-Deutschland setzen“, sagte Nissan-Deutschland-Chef Thomas Hausch laut einer Pressmitteilung. Wie Hausch hinzufügte, seien die Zeiten groß angelegter Feldversuche im Stile der Schaufensterregionen vorbei.“ Das Soli-Modell entlastet öffentliche Haushalte, nimmt Autofahrer in die Pflicht und würde dafür sorgen, dass Deutschland in kurzer Zeit seine Rolle als EV-Leitmarkt auch einnimmt, anstatt nur davon zu reden.“

Auch der BMW-Manager Karsten Engel reagierte positiv auf das Modell. „Deutschland liegt beim Absatz von Elektrofahrzeugen derzeit deutlich hinter Ländern wie Norwegen, China, den Niederlanden oder dem US-Bundesstaat Kalifornien. Damit unser wirtschaftlich starkes Land mit seiner bedeutenden Autoindustrie in Zukunft bei dem Thema nicht weiterhin deutlich hinter seinen Möglichkeiten bzw. Ländern mit einem klaren Förderkonzept bleibt, müssen wir neue Ideen entwickel“, so Engel. „Deshalb ist es sinnvoll, auch Optionen zu prüfen, die bislang noch nicht auf dem Tisch lagen. Die Vorschläge der Universität Duisburg-Essen sind dazu ein guter Diskussionsbeitrag.“

Wie Dudenhöffer sagte, müsse Mit einem Cent zusätzlicher Steuer für einen Zeitraum von 36 Monaten ist das Modell in einem entsprechenden Gesetz jedoch klar festgeschrieben werden, dass die Steuer auch wirklich nur für einen Zeitraum von drei Jahren gelte und nicht verlängert werden dürfte. „Einen zweiten Soli für den Sankt Nimmerleinstag dürfen wir uns in Deutschland nicht erlauben. Ansonsten ist jede Glaubwürdigkeit der Politik verloren“, so Dudenhöffer. (AG/FM)

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