Chevrolet Aveo: Auf Männerfang

Kleinwagen mit markantem Design

Chevrolet setzt seine Modelloffensive mit dem Aveo fort. Die GM-Tochter will sich dabei mit einem markanten Auftritt im hartumkämpften Kleinwagensegment Kunden sichern. Was der Aveo zu bieten hat, zeigt unser Test mit dem 1.4 Liter-Benziner.

Von Frank Mertens

Chevrolet hat sich in Deutschland in diesem Jahr einiges vorgenommen. "Unser Ziel ist es, einen Marktanteil von einem Prozent zu erreichen", sagt Steffen Raschig, seit April Geschäftsführer von Chevrolet Deutschland. Bei einem Gesamtmarkt von erwarteten 3,2 Millionen Autos peilt die deutsche GM-Tochter damit rund 32.000 Autos an, "vielleicht sogar noch etwas mehr."

Die Chancen, dass dieses Ziel erreicht werden kann, stehen nicht schlecht. Denn Chevrolet bringt 2011 allein sieben neue Modelle auf den Markt. Raschig hat damit die besten Voraussetzungen, in seinem ersten Jahr als Chef aufzutrumpfen. Zur Erreichung dieser Zielsetzung spielt der neue Aveo eine wichtige Rolle, entfallen auf ihn doch rund 20 Prozent aller Verkäufe.

Selbstbewusste Preisgestaltung

Doch Chevrolet versucht Kunden für den Aveo nicht allein über den Preis zu gewinnen. Die Daewoo-Zeiten sind längst Vergangenheit. Dass unterstreicht auch der Aveo, der Ende Juli als Fließ- und Stufenheck zu den Händlern rollen wird. In der Preisliste beginnt der Kleinwagen in der Basisausstattung LS mit dem 1.2 Liter-Benziner und 70 PS bei 11.990 Euro, mit 86 PS und in der Ausstattungsvariante LT werden schon selbstbewusste 14.690 Euro aufgerufen. Daneben sind noch der 1,4-Liter (100 PS/15.690 Euro) und der 1,6-Liter-Motor (115 PS/17.290 Euro) im Angebot. Ein Diesel ist zum Marktstart noch nicht verfügbar. Der 1.3 Liter Commonrail-Diesel mit 95 PS und Start-Stopp-System folgt Ende des Jahres.

Das Cockpit im Chevrolet Aveo Chevrolet

Bis dahin muss sich die geneigte Chevrolet-Kundschaft mit den Benzinern begnügen – die allesamt über eine Schaltempfehlung und ESP verfügen. Doch welcher Motor sollte es nun sein? Von uns getestet wurde der 1.4 Liter mit 100 PS. Ein Aggregat, das für den Alltagsgebrauch für alle die reicht, die problemlos von A nach B kommen wollen, aber auf Sportlichkeit keinen Wert legen.

Denn ein Ausbund an Spritzigkeit ist dieser Motor nicht, er verrichtet aber solide und recht laufruhig seine Arbeit, so er denn mit dem manuellen Fünfganggetriebe ausgestattet ist. Anders sieht es da schon bei der optionalen Sechsgang-Automatik aus.

Überforderte Automatik

Der 1.4 Liter leistet im Chevrolet Aveo 100 PS Chevrolet

Wer mit ihr unterwegs ist, muss es hinnehmen, dass es beim Gangwechsel nicht nur zu spürbaren Zugkraftunterbrechungen kommt, sondern auch, dass es beim Beschleunigen doch deutlich lauter wird. Den Mehrpreis für die überforderte Automatik von 1400 Euro kann man sich also getrost sparen. Doch zurück zum Motor. Sein maximales Drehmoment liegt bei 130 Nm an, die bei 4000 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass der Aveo doch etwas Zeit braucht, um auf Touren zu kommen. Den Sprint auf Tempo 100 absolviert der Aveo in 12,2 Sekunden – das ist für diese Klasse okay. Die Spitzengeschwindigkeit wird mit 177 km/h angegeben.

Als Verbrauch verspricht Chevrolet 5,9 Liter auf 100 Kilometern. Ein Wert, der bei den Testfahrten im Züricher Umland bei für einen Kleinwagen verbesserungswürdigen 7,4 Litern lag. Das Fahrverhalten des Aveo ist anständig. Das Fahrwerk des in Korea gebauten Aveo ist auf die Bedürfnisse des europäischen Marktes abgestimmt, könnte jedoch noch etwas mehr Straffheit vertragen. Die vermisst man dann, wenn man etwas flotter in die Kurve geht. Hier ist ein leichtes Untersteuern feststellbar. Alles in allem hinterlässt der Aveo aber beim Thema Fahrdynamik einen guten Gesamteindruck. Dazu trägt auch die Lenkung bei, die dem Fahrer eine gute Rückmeldung vermittelt. Auch die Sitze sind ausreichend konturiert und bieten damit einen guten Seitenhalt.

Kofferraum fasst 290 Liter Gepäck

Die Seitenlinie des Chevrolet Aveo Chevrolet

Der als Fließheck knapp über vier Meter lange Aveo – die Limousine ist 360 Millimeter länger – bietet seinen Insassen ausreichend Platz. Selbst Großgewachsene finden im Fond genügend Bein- und Kopffreiheit vor, selbst dann, wenn ein größer Fahrer oder Beifahrer vor ihnen Platz genommen hat. Im Kofferraum findet sich Raum für anständige 290 Liter Gepäck, in der Limousine sind es sogar 502 Liter.

Dass Chevrolet Fortschritte bei der Anmutung des Innenraums gemacht hat, ist spätestens seit dem Cruze bekannt. Und auch im Aveo versprühen die verwendeten Materialien zwar keinen Premiumanspruch, aber für dieses Segment und ein Auto in dieser Preisklasse ist das absolut in Ordnung. Ab der Ausstattungsvariante LT gibt es im Aveo neben 15 Zoll Leichtmetallfelgen, einem CD-Radio und einer manuellen Klimaanlage übrigens serienmäßig eine drahtlose Bluetooth-Freisprecheinrichtung, für dieses Segment bemerkenswert.

Wie Raschig sagt, wolle man in diesem Jahr noch rund 3000 Aveos absetzen, ab 2012, dem ersten vollen Verkaufsjahr, dann 6000 Fahrzeuge. Dann will man vor allem mehr Männer für den Aveo begeistern, für dessen Vorgänger sich bisher mehr Frauen entschieden haben. Gelingen soll das durch ein markantes Design mit einem großen Kühlergrill, Doppelscheinwerfern und dynamisch gezeichneten Linien.

Starke Konkurrenz

Das Heck des Chevrolet Aveo Chevrolet

Ohne Frage hat Chevrolet mit dem Aveo ein attraktives Auto gebaut, doch es begibt sich in das hartumkämpfte Kleinwagensegment. Hier tummeln sich beispielsweise neben dem Klassenprimus VW Polo der Hyundai i20 (als 1.4er ab 15.250 Euro), ein Peugeot 207 (1.4er 14.450 Euro) oder der Corsa der Schwestermarke Opel, der als Fünftürer mit 1.4 Liter-Maschine und 87 PS mit 15.630 Euro in der Preisliste steht. Es wird also spannend sein zu sehen, wie sich der Aveo in diesem Umfeld behaupten wird und ob er auch die Männer zum Kauf animieren kann.

Bilderschau vom neuen Chevrolet Aveo

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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