Yamaha MT-09: Gutes noch besser gemacht

Yamaha MT-09: Gutes noch besser gemacht
Die neue Yamaha MT-09 geht nun beriets in die dritte Generation. © Yamaha

Bereits der Vorgänger der Yamaha MT-09 konnte überzeugen. Die neue Generation des Naked Bikes der Koreaner setzt aber noch eins oben drauf.

Die beiden Buchstaben MT in der Modellbezeichnung der Yamaha-Nakedbikes stehen für „Master of Torque“, also Drehmoment-Meister. Diesen Anspruch erfüllten MT-07 und die MT-09 auch schon bisher.

Acht Jahre nach dem Erscheinen der ersten MT-09 geht nun deren dritte Generation an den Start; neuer, größerer und stärkerer Motor, neuer Rahmen, neues Fahrwerk, neue Elektronik, neues, noch aggressiveres Outfit, weniger Gewicht – das sind die wichtigsten Unterschiede zur vorigen Version. Weiterhin bietet sie viel fürs Geld: 9.800 Euro erscheinen für die neue MT-09 günstig.

Gut umgesetztes Konzept

Das seinerzeitige Konzept ist trotz vieler neuer Teile nicht verwässert, sondern noch besser umgesetzt worden. Der Lenkkopf wurde deutlich tiefer positioniert, damit sich das Einlenkverhalten verbessert. Jetzt genießen Fahrer mehr Lenkpräzision in allen Phasen. Fast genügt es schon, ans Einlenken nur zu denken, so sensibel geht die neue MT-09 in Schräglage.

Beim Antrieb musste man die Euro-5-Hürde überspringen, zudem sollte mehr Drehmoment und ein wenig Mehrleistung herauskommen, und zwar bei geringerem Fahrzeuggewicht. Durch das motorische Bodybuilding ergeben sich nun folgende Triebwerksdaten: Hubraum 890 (vorher 847) ccm, Leistung 119 PS (115 PS) bei 10.000 U/min., Drehmoment 93 Nm bei 7.000 U/min (87,5 Nm bei 8.500 U/min.). Dass der Durchzug deutlich besser ist, zeigt sich schon auf den ersten Kilometern. Kraft genug gibt’s in wirklich jeder Lebenslage. Dabei hilft auch die in den unteren Gängen etwas kürzere Übersetzung. Den Normverbrauch von 5,0 Litern verfehlten wir wegen sehr flotten Fahrens um 0,6 Liter. Wer ein wenig zurückhaltender unterwegs ist, dürfte den Normverbrauchswert leicht erreichen können.

Leicht zu schaltendes Getriebe

Das Getriebe schaltet sich leicht und präzise, die Kupplung strapaziert noch nicht einmal zarte Damenhände, obwohl dieser Hebel – anders als der Bremshebel – nicht weitenverstellbar ist. Der neue Quickshifter beherrscht beide Schaltrichtungen; sein Arbeitsbereich beginnt bereits bei 2.200 U/min. und er tut’s ohne Murren auch bei wenig Gas. Der charakteristische MT-Sound ist nach wie vor existent und präsent, erscheint aber nicht als lästig.

Der Aluminiumgussrahmen ist, wie der Motor, ebenfalls neu. Die Wandstärken sind an einigen Stellen jetzt nur noch 1,7 mm stark. 2,3 Kilo spart man auf diese Weise am Chassis. Auch am Heckrahmen hat man Gewicht gespart, an der neuen, steiferen Schwinge ebenfalls. Besonders bemerkenswert sind die neuen Alu-Räder; mit weniger Material kommt kein anderes gegossenes Alu-Rad von Yamaha aus. Was bringt das alles beim Fahren? Kurz gesagt: Mehr Vertrauen, mehr Fahrspaß. Vergleichsweise wenig hat Yamaha an der Bremsanlage geändert; neu ist das Bosch-ABS vom Typ 9.1MP; es agiert kaum merklich und ist eine feine Weiterentwicklung.

Einstellbare Federgabel

Die USD-Gabel ist bei gleichem Federweg von 13 cm um 39 mm kürzer, steifer und voll einstellbar. Am Zentralfederbein sind Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar; wer diesbezüglich höhere Ansprüche hat, sollte die ebenfalls neue SP-Version der MT-09 ins Auge fassen. In den 1.800 Euro Mehrpreis ist ein voll einstellbares Öhlins-Federbein enthalten. Auch die Gabel der SP bietet mehr als im Basismodell; zusätzlich weist die SP-Variante einen Tempomat und eine Reihe verfeinerter Ausstattungsteile sowie die Farbgebung Icon Performance auf.

Auch an der Ergonomie der MT-09 hat Yamaha im Bereich des Lenkers und der Fußrasten gefeilt. Die Sitzposition ist entspannt, das Gefühl beherzten Zugreifens stellt sich auf Anhieb ein. Bei der Serienmaschine herrscht Ruhe am Helm, während die Scheibe des Weekend Pack bzw. des Urban Pack deutliche Windgeräusche mit sich bringt. Turbulenzen gibt es aber erfreulicherweise nicht, dafür einen durchaus nennenswerten Windschutz.

Elektronik auf dem neusten Stand

Die Yamaha MT-09 wartet mit viel Elektronik und Fahrassistenzsystem auf. Foto: Yamaha

Ein neues, sehr hohes Niveau erreicht die MT-09 bei Elektronik und Fahrassistenz. Bis hin zur Sechsachsen-Sensorbox ist alles da, was die Technik derzeit hergibt: schräglagenoptimiertes ABS, Traktionskontrolle, Slide-Kontrolle und ein Abhebe-Kontrollsystem fürs Vorderrad. Zusammengefasst werden die Regelungen in zwei vorkonfigurierten Riding-Modes, dazu gibt es die Möglichkeit, alle einzeln zu deaktivieren oder einen persönlichen Mode zu konfigurieren, bei dem alle vier Segmente individuell einstellbar sind.

Auch das Motor-Mapping ist in vier Stufen hinterlegt; es reicht von zahm bis superscharf in drei Stufen und bietet zusätzlich eine Soft-Stufe mit limitierter Motorleistung für sehr grip-schwache Fahrsituationen. Angezeigt wird alles in einem vollkommen neuen TFT-Farbdisplay, das mit 3,5 Zoll Diagonale kompakt gehalten ist. Die Bedienung über ein Rändelrad auf der rechten Lenkerseite erfordert ein wenig Gewöhnung, funktioniert dann aber recht gut. Auch der LED-Scheinwerfer in Projektionstechnologie ist neu.

Kleines Display

Abgesehen von den etwas klein geratenen Info-Leisten im TFT-Display lässt sich an der Yamaha MT-09 nur sehr wenig mäkeln: Wünschenswert wären Winkelventile an den Rädern und selbstrückstellende Blinker. Alles Wichtige vom Warnblinker über ordentliche Spiegel bis zur Einbindung der Yamaha-App auf dem Smartphone ist vorhanden.

Insgesamt bietet die jetzt 189 Kilo wiegende Yamaha MT-09 des Jahrgangs 2021 sehr viel Gegenwert fürs Geld; mehr Motorrad für knapp unter 10.000 Euro ist anderswo nicht wirklich erhältlich. Sie fährt besser denn je, zieht besser denn je, verbraucht weniger als zuvor und schaut mittlerweile aus wie ein japanischer Transformer. Das Äußere der neuen Generation ist, wie vieles, Geschmackssache. Unstrittig ist, dass die Funktion der MT-09 in ihrer Klasse dicht an die Perfektion gelangt ist. (SP-X)

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