Volkswagen gibt Manipulation zu

Abgas-Skandal in USA

Volkswagen gibt Manipulation zu
VW-Chef Winterkorn kündigt Aufklärung an. © dpa

VW hat die Manipulation bei Abgastests eingeräumt. VW-Chef Winterkorn hat eine schnelle Aufklärung angekündigt. Er bedaure, dass man das Vertrauen der Verbraucher enttäuscht habe.

Der Autobauer Volkswagen hat Manipulationsvorwürfe der US-Umweltbehörde EPA bei Abgastests von Dieselautos in den USA eingeräumt. "Die Manipulation an der eingesetzten Software hat es gegeben", sagte ein Sprecher des Konzerns am Sonntag in Wolfsburg.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn selbst hatte sich zuvor in einer Erklärung zu dem Fall geäußert. Direkt zugegeben hatte er die Vorwürfe der EPA aber nicht. «Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben», teilte Winterkorn am Sonntag in einer schriftlichen Mitteilung in Wolfsburg mit. «Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität.» Die US-Umweltbehörde EPA beschuldigt VW, mit Hilfe einer Software die Resultate von Abgasuntersuchungen von Diesel-Pkw geschönt haben.

Externe Untersuchung

VW habe eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben. «Klar ist: Volkswagen duldet keine Regel- oder Gesetzesverstöße jedweder Art», sagte Winterkorn. Volkswagen werde alles daran setzen, Vertrauen, wiederzugewinnen. «Wir arbeiten mit den zuständigen Behörden offen und umfassend zusammen, um den Sachverhalt schnell und transparent vollumfänglich zu klären», sagte der Konzernchef.

Autoexperte Stefan Bratzel ist wie andere Fachleute entsetzt. "Das ist ein Bärendienst für die ganze deutsche Dieseltechnologie", sagt er. Hierdurch würde das Image von Dieselautos - in den USA ohnehin in einer Nische - schwer beschädigt. Auch BMW und Daimler seien dadurch indirekt betroffen. "Man versucht seit Jahren, die Dieseltechnologie zu etablieren in den USA - und jetzt das", sagt Bratzel.

"Das Verfahren sei bedrohlich, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Das Ausmaß sei derzeit nicht absehbar. "Fest steht: es wird teuer", sagte Dudenhöffer. Schon die angedrohten Strafen sind herb: Im schlimmsten Fall drohen Strafen von bis zu 37.500 Dollar (gut 33.000 Euro) pro Auto. Da bisher rund 482.000 Fahrzeuge betroffen sind, summieren sich die theoretisch möglichen Bußgelder auf mehr als 18 Milliarden Dollar - selbst für VW enorm viel Geld. Ob es dazu am Ende wirklich kommt, ist freilich offen.

Die übrigen Autobauer kommentieren die Probleme ihres Rivalen nicht. Eine Werbeveranstaltung für die Branche sei das ganze aber nicht, heißt es bei der Konkurrenz hinter vorgehaltener Hand. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte am Sonntag , es sei zu früh, um die Sache zu bewerten. "Ich weiß viel zu wenig über den Fall, um zunächst mal beurteilen zu können, wie gerechtfertigt der Vorwurf Volkswagen gegenüber ist und ob wir zu hundert Prozent und in jeder Betrachtungsweise davor völlig sicher sein können."

Abgaswerte manipuliert

Doch worum geht es? Die US-Umweltbehörde EPA wirft VW vor, eine spezielle Software eingesetzt zu haben, um die Messung des Schadstoffausstoßes zu manipulieren, wie die EPA am Freitag in Washington mitteilte. Das ermögliche, das Abgas-Kontrollsystem nur bei offiziellen Emissionstests zu aktivieren - und damit bessere Messwerte zu liefern, als sie im Alltag erreicht würden. Der Vorwurf wiegt schwer, am Ende geht es aus Sicht des EPA um Betrug. «Solche Mittel zu benutzen, um die Klimaschutzstandards zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit», sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles.

Betroffen sind Fahrzeuge mit Dieselantrieb der Modelljahre 2009 bis 2014, wie auch VW bestätigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Affäre noch ausweitet. Ihre Behörde werde die Untersuchungen in diesem «sehr ernsten» Fall fortsetzen. Dabei sei es möglich, dass weitere Verdachtsfälle ans Licht kommen, sagte Giles. Das Thema, soviel ist sicher, wird die Branche länger beschäftigen.(AG/dpa)

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