Guido Rettig fordert mehr Fahrzeug-Tests im realen Straßenverkehr. Der Chef des TÜV Nord setzt sich zudem dafür ein, dass Prüfgesellschaften Einblick in die Motorsteuerung samt Hersteller-Software erhalten.
Der Vorstandschef des TÜV Nord setzt sich angesichts des VW-Abgasskandals für weltweit einheitliche Fahrzeug-Prüfstandards unter Volllast ein. «Es müssen mehr Tests im realen Straßenverkehr stattfinden. Außerdem setze ich mich dafür ein, dass künftig das Kraftfahrt-Bundesamt - und nicht die Autohersteller selbst - den Prüfdienstleister beauftragt», sagte Guido Rettig in einem Interview mit der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung».
«Dürfen nur Diagnoseeinheiten auslesen»
Der TÜV-Nord-Chef bekräftigte Forderungen der Prüfgesellschaften, Einblick in die Motorsteuerung mit der Hersteller-Software zu erhalten. «Wir dürfen nur die Diagnoseeinheiten auslesen, der Rest wird als geistiges Eigentum der Hersteller betrachtet.» Nach dem VW-Abgasskandal habe sein Unternehmen zehn Tage lang Prüfprotokolle und Prüfstände durchleuchtet: «Das Ergebnis: Wir haben keine Unregelmäßigkeiten gefunden.»
Die zuständige Behörde für Typgenehmigungen - die amtliche Bestätigung, dass serienmäßig hergestellte Fahrzeuge unter anderem die Umweltvorschriften erfüllen - ist in Deutschland das Kraftfahrt-Bundesamt. Es überprüft die Daten aber nicht selbst. Die Auftraggeber – in diesem Fall VW – wenden sich an ein von der Behörde anerkanntes Institut wie den TÜV Nord. Er ist einer der drei großen TÜV-Konzerne in Deutschland. (dpa)