Egal ob Golf, Passat oder T6 – das Design scheint sich nicht groß zu verändern. Für VW-Chefdesigner Albert Kirzinger bedeuten kleine Veränderungen dagegen mehr Arbeit als größflächige Erneuerungen.
Von Thomas Flehmer
Ein Golf bleibt ein Golf bleibt ein Golf lautet die Kritik am Design des VW-Klassikers. Sieben Generationen hat der Kompaktwagen hinter sich gebracht und dabei seine äußerlichen Gene seit 1974 mehr oder weniger beibehalten. Auch Passat, Caddy oder jetzt der T6, der am 26. Juni in den Markt eingeführt wird, wird vorgehalten, sich nicht oder nur kaum zu verändern. „VW-Design ist immer eine Evolution“, sagt Chefdesigner von VW Nutzfahrzeuge Albert Kirzinger im Gespräch mit der Autogazette, „es geht immer darum, eine Geschichte zu erzählen, die man nicht unterbrechen möchte.
Komplett neue Front des VW T6
Dass die äußerlich nur dezent erkennbare Veränderung dem seit 1999 in Hannover ansässigen Designer aus dem bayrischen Wald ein lockeres Berufsleben ermöglicht, geht damit aber nicht einher – im Gegenteil. "Das ist schwerer als einen Sportwagen zu kreieren“, sagt Kirzinger.
Der Designer muss sich mit kleinen Veränderungen zufrieden geben, die im Ganzen dann ein neues Gesamtwerk ergeben. „Bei der Front des neuen T6 sind keine großen neuen Elemente denkbar. Trotzdem ist alles neu.“ Im Vergleich zum Vorgänger sind besonders die Änderungen am Grill mit seinen drei Chromleisten sowie den Nebelscheinwerfern sichtbar – aber auch erst, wenn der Laie beide Modelle miteinander vergleichen kann. „Wir suchen mit subtilen Mitteln nach Dynamik“, so Kirzinger. Dabei ergibt ein kleiner Schlenker Tiefe und Dynamik, an deren Ende der T6 mit einer „gelassenen Souveränität“ vorfahren soll.
Wichtige Geschichte des VW T6 im Vordergrund
Auch an der Seite fällt zum Beispiel kaum auf, dass die Spiegel tiefer gesetzt wurden und so für einen Schuss mehr Dynamik sorgen sollen. „Wir müssen immer aus dem Vollen fräsen wie ein Stück Holz, dass bearbeitet wird“, sagt der Designer, „und trotzdem soll das Fahrzeug einen dynamischen Auftritt erhalten. Das ist das Schwierige an der Geschichte.“
Und gerade beim so genannten Bulli ist die Geschichte sehr wichtig. Denn die Kunden kaufen mit einem neuen Modell auch die historische Geschichte, die der T1 vor 65 Jahren gelegt hat. „Unsere Kunden sind im Privatbereich nicht nur Familien, sondern auch Singles, die sehr aktiv sind und den T1 vor Augen haben“, sagt Kirzinger.
Erste Skizze muss sitzen
Was für den privaten Bereich gilt, ist in der gewerblichen Sparte, die rund 67 Prozent der Gesamtverkäufe ausmacht, nicht minder wichtig. Hier hat sich der Transporter ein gewisses Standing erarbeitet, aufbauend auf den Vorgängergenerationen. „Beim Sportwagen kann man immer einen Cut machen“, sagt Kirzinger, „das geht in der T-Reihe nicht.“
Besonderen Druck verspürt der Designer dabei von Anfang an – und das nicht nur wegen des Designs, sondern auch wegen der Kosten. Darum müsse „auch gleich die erste Skizze sitzen“. Beim T6 entstand so auch die Zweifarbigkeit, mit der das Sondermodell Generation Six ausgestattet ist. Kirzinger überzeugte VW-Chef Martin Winterkorn mit dem Hinweis auf die Historie, in der zum Beispiel der Samba-Bus die Vorlage lieferte. Der große Chef gab schnell seinen Segen. Denn nicht nur ein Golf bleibt ein Golf bleibt ein Golf.