VW-Spitze verzichtet auf Boni-Teile

Passat-Rückruf droht Desaster

VW-Spitze verzichtet auf Boni-Teile
VW-Chef Matthias Müller © dpa

Bei VW scheint die Baustelle der Bonuszahlungen schneller als gedacht geschlossen zu werden. Dagegen finden die Ingenieure beim Rückruf der Passat-Diesel keine schnelle Lösung.

Beim Streitthema Bonuszahlungen für die VW-Spitze zeichnet sich eine rasche Lösung ab. Der Volkswagen-Vorstand will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur freiwillig auf einen Teil seiner umstrittenen millionenschweren Prämien verzichten. Ein Vorschlag liege auf dem Tisch, hieß es aus VW-Kreisen. Details wurden nicht bekannt, ein Sprecher in Wolfsburg wollte sich nicht äußern.

Ein anderes Problem wird den Konzern aber noch wochenlang belasten: Der Diesel-Rückruf des VW-Passats infolge der Abgas-Krise droht zum Desaster zu werden. Trotz Nachbesserungen an der neuen Software ist es Volkswagen bislang nicht möglich, die vorgegebenen Grenzwerte einzuhalten. Nach Angaben eines VW-Sprechers will der Autobauer nun den Rückrufplan ändern und andere Fahrzeuge - darunter den Golf - früher in die Werkstätten rufen.

KBA verweigert Rückruf-Freigabe für Passat

Zum Zeitkorridor beim Passat wollte sich VW nicht äußern. Wie zu hören war, könnte sich der Rückruf noch bis in den Juni verzögern. Eigentlich hatte er Anfang März anlaufen sollen. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) verweigert seit Wochen die Freigabe. Gründe dafür nennen weder VW noch das KBA. Nach dpa-Informationen gibt es Probleme mit Verbrauchswerten. Demnach soll der Diesel-Verbrauch nach dem Aufspielen der neuen Motorsoftware leicht gestiegen sein. Die Besitzer der rund 160.000 2,0-Liter-Fahrzeuge, die von der illegalen Software befreit werden sollen, brauchen also weiter viel Geduld.

Wann nun die ersten Golf-Modelle in den Werkstätten auftauchen könnten, ist letztlich aber auch abhängig von einer Genehmigung der Behörde. Aus Konzernkreisen war zu hören, dass Optimisten auf grünes Licht noch im April hofften.

Schnelles Ende beim Thema Boni erwartet

Beim Streitthema Boni wird es wohl schneller gehen. Mit dem Vorliegen eines Vorstandsbeschlusses könnte die VW-Aufsichtsratsspitze anschließend den Segen der Kontrolleure erteilen. Das sechsköpfige Gremium, das sogenannte Präsidium, kann sich für solche Einzelfragen auch per Telefon- oder Videokonferenz zusammenschalten. Ob eine solche Besprechung zeitnah - womöglich noch am Dienstagabend oder an diesem Mittwoch - ansteht, blieb zunächst unklar.

Aus Kreisen des Sechserzirkels verlautete mit Blick auf eine mögliche öffentliche Erklärung zu den Ergebnissen, dass es frühestens Mittwoch werden dürfte. Ende kommender Woche treffen sich alle 20 Aufseher des Konzerns zu einer Sitzung in Wolfsburg. Es ist anzunehmen, dass das VW-Präsidium das Thema Boni spätestens dann abgeräumt haben möchte.

Auch Ex-Chef Winterkorn zum Verzicht bereit

Das Präsidium hatte sich am Montag noch nicht auf eine Linie zu den Vergütungen einigen können. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine Senkung der Sonderzahlungen für den Vorstand.

Mit Spannung wird erwartet, ob der im Abgas-Skandal zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn ebenfalls bereit ist für einen Bonusverzicht. Laut «Handelsblatt» ist das der Fall. Die Zeitung berichtete dies am Dienstag unter Berufung auf sein Umfeld.

Die Vergütungen des gesamten VW-Vorstands sind wegen der wechselnden Besetzungen und des schwankenden Erfolges über die Jahre nur schwer zu vergleichen. Ex-Chef Martin Winterkorn verdiente zuletzt pro Jahr inklusive seiner Arbeit beim Großaktionär Porsche-Holding fast 17 Millionen Euro. Er war lange Zeit der Spitzenverdiener im Dax. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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