100 neue H-Kennzeichen

Seit 1.1.2016 Oldtimer

100 neue H-Kennzeichen
Der Opel Omega löste 1986 den Rekord ab. © Opel

Seit dem 1.1.2016 sind über 10 Automodelle in den Oldtimer-Status gewechselt. Um das H-Kennzeichen zu erhalten, müssen vorher aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt worden sein.

2016 dürften die Zulassungsbehörden einen neuen Höchststand bei Anträgen für historische Fahrzeuge verzeichnen, waren doch die neuen Alten des Jahrgangs 1986 nachhaltiger gegen vorzeitige Verschrottung geschützt als frühere Modelle. Langzeit-Rostschutz, bessere Teilebevorratung und Abgas-Katalysatoren ermöglichten sogar manchem Massenmodell das Überleben.

VW Golf mit Allrad und Opel Kadett Cabrio

Gerade die ab Mitte der 1980er Jahre gebauten Volumenautos ohne große Fangemeinde könnten deshalb vermehrt von den finanziellen Vergünstigungen der H-Zulassung profitieren. Erteilt wird das Oldtimerkennzeichen nur für Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind, sich aber auch im technisch einwandfreien, originalen Zustand befinden.

Darunter vergessene Helden mit futuristischem „Mäusekino“ im Cockpit, also Digitalanzeigen und Sprachcomputer á la Renault 11 TSE oder Austin Maestro, aber auch Dauerabonnenten auf vordere Plätze der Verkaufscharts, wie VW Golf (ab 1986 mit Allrad) oder Opel Kadett (erstmals als Cabrio) und der Importchampion Fiat Uno. Familien fuhren 1986 noch nicht SUV, dafür hoch und eckig in Form von 4WD-Vans wie Nissan Prairie oder Honda Civic Shuttle.

Trend zum Cabrio

Chevrolet öffnete 1986 die Corvette.
Chevrolet öffnete 1986 die Corvette. Chevrolet

Frischluft war fesch, wie herausnehmbare Glasausstelldächer im Zubehörhandel verrieten, vor allem aber das Cabrio-Comeback mit 15 Premieren. Dabei waren US-Modelle wie Chrysler Le Baron und Chevrolet Corvette, die den Ruf nach Sonne dank kurzer Lieferfristen schneller erfüllen konnten als die Cabrios von BMW (325i) oder Saab (900 Turbo), für deren Verträge im Kleinanzeigenmarkt rekordverdächtige Aufpreise gezahlt wurden. Von dem Run auf Faltdach-Fahrzeuge profitierten nicht zuletzt Oldies wie der 20 Jahre alte Alfa Spider und der 15 Sommer zählende Mercedes SL, die sich 1986 noch einmal schick machten für Kunden, die klassische Stoffmützen schätzten.

Andererseits wagten sich damals neue exklusive und exotische Engländer über den Ärmelkanal, dies jedoch in homöopathischer Dosis. Die offenen AC Cobra MK IV, Aston Martin V8 Vantage Volante und TVR 420 waren schlicht zu kostspielig – im Unterschied zu den neuen, von Karossiers aufgeschnittenen Japanern wie Subaru Justy oder Toyota MR-2. Die allerdings wiederum teurer waren als der von Pininfarina formvollendet geöffnete Peugeot 205. Mit diesem kleinen Cabrio und neuen Varianten seines Kompaktklassestars 309 schickte Peugeot 1986 still und leise seine Tochtermarke Talbot in die ewigen Jagdgründe, wo die Talbot Samba, Solara und Horizon sich mangels effektiven Rostschutz dann rasch selbst auflösten.

BMW bringt 7er

Der Audi 80 kam 1986 auf den Markt
Audi setzte auf Aerodynamik Audi

Die Formen wurden 1986 oft vom Windkanal diktiert. So rühmte die Werbung den Audi 80 (B3) wegen seines „Aero-Designs“ und der vollverzinkten Karosserie. Der Opel Omega ersetzte nicht nur den über 30 Jahre in vielen Generationen gebauten Rekord, sondern er brillierte mit einem niedrigen cw-Wert von 0,28. Zusammen mit relativ geringem Gewicht – das Notrad statt des vollwertigen Ersatzrades zählte zu den Megatrends des Jahres – garantierte die gute Aerodynamik hervorragende Fahrleistungen. Neuer Superstar unter den deutschen Full-Size-Limousinen wurde 1986 der BMW 7er (E32), den es im Folgejahr auch mit Zwölfzylinder-Zepter gab.

1986 erblickte der 7er BMW das Licht der Welt
Der 7er BMW avancierte zum Superstar BMW

Lancia lancierte den spektakulären Thema 8.32 mit Ferrari-Motor sowie den Thema Station Wagon, ehe der Delta einmal mehr den Rallye-WM-Titel sicherte. Derweil feierte Alfa Romeo die gelungene Markteinführung des Mittelklassemodells 75. Auch scharfe Coupés waren bereits lieferbar: AC Ace, Aston Martin Vantage Zagato oder Honda Prelude mit Allradlenkung etwa, aber auch der Wankelspezialist Mazda RX-7 in Neuauflage, ein schneller Toyota Supra und der Volvo 480 ES als Erbe des unvergessenen 1800 ES „Schneewittchensarg“. (SP-X)

Vorheriger ArtikelMotorrad-Branche auf Retro-Welle
Nächster ArtikelVW verzichtet auf große Rabattaktionen
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden