Techniker warnte vor Einsatz rechtswidriger Software

VW-Abgasskandal

Techniker warnte vor Einsatz rechtswidriger Software
Die Zulieferer leiden unter dem Abgasskandal © dpa

Der VW-Konzern soll nach einem Medienbericht vor Jahren über die Abgasmanipulation informiert gewesen sein – von einem Techniker und dem Zulieferer Bosch. Unterdesssen erhöht das KBA den Druck auf den Autobauer.

Verantwortliche bei Volkswagen sollen nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» schon vor Jahren Kenntnis vom Einsatz rechtswidriger Software in Autos gehabt haben. Schon 2011 habe ein Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass die Software einen Rechtsverstoß darstellen könnte, berichtet die Zeitung unter Verweis auf einen Prüfbericht der internen Revision von Volkswagen.

Ein Volkswagen-Sprecher wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren. «Wir ermitteln auf Hochtouren und werden die Ergebnisse, sobald wir sie haben, bekanntgeben», sagte VW-Sprecher Peter Thul am Sonntag.

KBA fordert Zeitplan

Das Kraftfahrtbundesamt soll Volkswagen unterdessen aufgefordert haben, bis zum 7. Oktober einen verbindlichen Maßnahmen- und Zeitplan vorzulegen, bis wann die Fahrzeuge auch ohne Manipulationssoftware die verbindliche Abgas-Verordnung einhalten können. Den Bericht der «Bild am Sonntag» bestätigte der VW-Sprecher nicht, er betonte aber: «Wir arbeiten an einer Lösung, die wir mit den Behörden abstimmen werden.» Wichtig sei für das Unternehmen, schnellstmöglich seine Kunden zu informieren. Ob dies direkt oder über die Händler geschehen werde, werde derzeit abgestimmt.

In einem zweiseitigen Schreiben, das der Zeitung vorliege, heiße es, die Behörde sei aufgrund der Rechtslage dazu gezwungen, «die erforderlichen Maßnahmen anzuordnen, um sicherzustellen, dass die hergestellten Fahrzeuge mit dem jeweiligen genehmigten Typ in Übereinstimmung gebracht werden». Ein Entzug der sogenannten Typengenehmigung erfolge demnach erst, wenn VW die Aufforderung des Kraftfahrtbundesamtes nicht beachte. Dann dürften die betroffenen Autos nicht mehr verkauft und bewegt werden.

Warnung auch von Bosch

Bei den Untersuchungen in der Abgas-Affäre sei die interne Revision des Fahrzeugherstellers unterdessen auf ein brisantes Dokument gestoßen, berichtet die Zeitung weiter. Der Zulieferer Bosch habe schon 2007 in einem Schreiben an den VW-Konzern vor einer illegalen Verwendung seiner Technik zur Abgasnachbehandlung gewarnt. Bosch habe die Software an VW geliefert, die allerdings nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb vorgesehen gewesen sei. Nach BamS-Informationen teilte der Zulieferer damals den Wolfsburgern mit, dass der geplante Einsatz gesetzeswidrig sei.

Weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge verschiedener Marken des Konzerns von dem Abgas-Skandal betroffen, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Bei der Kernmarke VW sind es laut Angaben aus Wolfsburg insgesamt fünf Millionen. (AG/dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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