VW Golf 8: Beginn der Abschiedstour

Weltpremiere in Wolfsburg

VW Golf 8: Beginn der Abschiedstour
Der VW Golf geht bereits in die achte Generation. © dpa

Der Autobauer Volkswagen hat in Wolfsburg die Weltpremiere des Golf 8 gefeiert. Der Bestseller sorgt dabei optisch und technisch für Akzente.

Der VW-Konzern hat alles auf die Elektromobilität ausgerichtet. Der Wolfsburger Autobauer hat sich dabei kein geringeres Ziel gesetzt, als zum weltweit führenden Anbieter von Elektroautos zu werden. So wird ab Sommer des kommenden Jahres mit dem ID.3 das erste auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten basierende Fahrzeug auf den Markt kommen. Im Anschluss daran wird die ID-Familie um weitere Fahrzeuge nach und nach ergänzt.

Doch auch wenn VW-Chef Herbert Diess den Konzern auf die E-Mobilität eingeschworen hat, bleiben die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor vorerst elementarer Bestandteil des Modellangebots. Mit diesen Autos finanziert der Konzern die kostspielige Transformation zu einem Anbieter von E-Autos.

Golf bleibt wichtigstes Modell

VW-Chef Herbert Diess bei der Präsentation des neuen Golf in Wolfsburg. Foto: dpa

Neben den SUVs zählt dabei der VW Golf zu den wichtigsten Modellen. Von ihm wurden seit Start der ersten Generation weltweit 35 Millionen Fahrzeuge gebaut. Nun kommt bereits die achte Generation des kompakten Bestsellers auf den Markt. Seine Weltpremiere feierte der VW Golf 8 am Donnerstagabend am Firmensitz in Wolfsburg.

„Seit sieben Generationen hat der Golf mehr als 35 Millionen Kunden überzeugt. Von einem neuen Golf wird in der gesamten Automobilindustrie erwartet, dass er den Maßstab setzt“, sagte Diess. Entsprechend wurde der Golf komplett neu gestaltet, „aber natürlich bleibt ein Golf ein Golf, weil seine Grundidee zeitlos ist“, sagte VW-COO Ralf Brandstätter. „Mit dem Golf haben wir immer schon neue Technologien und Innovationen demokratisiert“, fügte der Manager hinzu.

Und so viel kann man sagen: der neue Golf hat nicht nur technisch, sondern auch optisch deutlich gewonnen. VW-Chefdesigner Klaus Bischoff ist es mit seinem Team gelungen, den neuen Golf deutlich dynamischer zu machen, Dazu trägt nicht nur die neue Front, sondern auch die nach hinten ansteigende Linienführung bis hin zur C-Säule bei. Die C-Säule sei, so sagt Bischoff, das prägende Design-Element des Golfs. Sie sorge dafür, dass die Karosserie nach vorn an Dynamik gewinne. Durch die tiefgezogene Dachlinie würde zudem eine neue Sportlichkeit entstehen, so der Chefdesigner. Der Golf jedenfalls wirkt in Generation acht deutlich aufregender, hat den Hauch von Langweiligkeit verloren.

Abmessungen bleiben kompakt

Auch wenn der Bestseller nun durch die neue Linienführung flacher und gestreckter wirkt, hat VW seine Abmessungen kompakt gehalten: der Golf 8 bringt es auf eine Länge von 4,28 Meter, eine Breite von 1,79 Meter und einer Höhe von 1,45 Meter. Der Radstand liegt bei 2,64 Meter. Das sorgt dafür, dass auch größere Personen im Fond bequem sitzen können, wie eine erste Sitzprobe zeigt.

Natürlich setzt auch der neue Golf wie bereits sein Vorgänger auf die Elektrifizierung, auch wenn es ihn nicht mehr als reines E-Auto geben wird. So gehören zum Motorenangebot nicht nur Mild-Hybride, sondern auch zwei Plug-in-Hybride mit einer Leistung von 204 und 245 PS. Sie ermöglichen elektrische Reichweiten von deutlich über 50 Kilometer. Daneben gehören klassische Verbrenner mit einem Leistungsspektrum von 90 bis 300 PS zum Angebot.

Darunter befinden sich auch zwei Dreizylinder-Benziner (90 PS/110 PS) und zwei neue Vierzylinder-Diesel (115/150 PS). Ein neues manuelles Sechsganggetriebe soll im Zusammenspiel mit den Motoren die Effizienz des neuen Golfs weiter steigern. Diess sieht verbesserte Verbrennungs- und Hybridmotoren als „wichtigen Zwischenschritt, um unseren Anteil von 1 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß bis 2050 auf null zu senken“. Dass man beim Golf nun keinen ausschließlichen E-Antrieb mehr anbietet, liegt laut VW vor allem an der parallel anlaufenden ID-Familie. „Aus unserer Sicht ergänzen sich diese Produkte“, sagte Brandstätter.

Schwarmintelligenz wird Realität

BUndestrainer Joachim Löw am Steuer des neuen VW Golf. Foto: dpa

Mit Blick auf die Digitalisierung wartet der neue Golf mit allem auf, was das Konzernregal zu bieten hat. Dazu gehört beispielsweise, dass der Golf 8 konsequent vernetzt vorfährt. Dazu gehört auch dass er serienmäßig über Car2X verfügt. Dadurch ist es möglich, dass der Fahrer oder die Fahrerin Informationen über die Verkehrsinfrastruktur erhält. So wird der Fahrzeuglenker darüber informiert, was sich im Umfeld von 800 Meter abspielt: Ist es glatt, gibt es einen Unfall, ist ein Auto am Straßenrand stehen geblieben? Antworten auf Fragen wie diese werden dem Fahrer in Display seines Fahrzeuges angezeigt, sodass er sich auf eine nahende Gefahr einstellen kann. Damit würde die Schwarmintelligenz Realität.

Der VW-Konzern konzentriert die Produktion der neuen Golf-Generation am Stammsitz, wo rund 8400 Menschen am Golf der achten Generation arbeiten. Zuletzt wurde das „Brot-und-Butter“-Modell neben Wolfsburg auch im mexikanischen Puebla und in Zwickau gefertigt. Pro Jahr kann VW in Wolfsburg laut Produktionsvorstand Andreas Tostmann bis zu 450-000 Stück bauen – deutlich mehr als 2018 mit rund 320 000 Golf-Modellen. Die gesamte Stückzahl soll konzernweit bei etwa 800 000 liegen. Der neue Golf wird ab Anfang Dezember zunächst in Deutschland und Österreich verkauft, ehe andere Märkte folgen. Der Golf bleibt, Elektromobilität hin, Elektromobilität her, das nach wie vor wichtigste Modell der Wolfsburger, auch wenn der Abschied naht. Mehr als zehn Generationen von dem Bestseller dürfte man wohl nicht mehr sehen, bevor der Schwenk zu reinen E-Autos vollzogen wurde.

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