Kernmarke VW investiert Milliarden in Zukunftsthemen

Kernmarke VW investiert Milliarden in Zukunftsthemen
Das Markenhochhaus von VW in Wolfsburg mit dem neuen Logo. © dpa

Der Sparkurs und starke SUV-Verkäufe haben zu einer Steigerung des Betriebsgewinns der Kernmarke VW beigetragen. Bis 2024 will der Autobauer weitere Milliarden in die E-Mobilität investieren.

«In einem schrumpfenden Gesamtmarkt hat die Marke Volkswagen weltweit Marktanteile dazugewonnen und das operative Ergebnis wesentlich verbessert», sagte Geschäftsführer Ralf Brandstätter am Mittwochabend in Wolfsburg im Rückblick auf das Jahr 2019. Zur genauen Höhe des Ertrags machte er noch keine Angaben. 2018 hatte die Hauptsparte der VW-Gruppe vor Sondereinflüssen wie Rechtskosten für die Dieselaffäre 3,239 Milliarden Euro Gewinn im laufenden Geschäft eingefahren.

Brandstätter erklärte, die Chancen stünden gut, im zu Ende gehenden Jahr auch bei den Verkäufen im Plus zu landen. Volkswagen sei «zuversichtlich, die Auslieferungen des Vorjahres noch leicht toppen zu können». 2018 waren es insgesamt 6.245 000 Fahrzeuge. Über die kommenden fünf Jahre will die Kernmarke des weltgrößten Autoherstellers 11 Milliarden Euro in den Ausbau der E-Mobilität stecken, konzernweit sind es laut den jüngsten Planungen etwa 33 Milliarden Euro. Für «Zukunftsthemen» insgesamt veranschlagt die Sparte VW Pkw bis 2024 Investitionen von rund 19 Milliarden Euro.

34 neue Modelle in 2020

Allein im nächsten Jahr starten 34 Modelle, darunter acht E- oder Hybridautos sowie zwölf SUVs. Im Herbst wird das zweite Fahrzeug der vollelektrischen ID-Reihe erwartet – ebenfalls ein SUV: Der ID Next folgt auf den Kompaktwagen ID.3, dessen Fertigung kürzlich anlief.

«Mittlerweile ist weltweit jeder dritte Volkswagen ein SUV», sagte Brandstätter. Besonders in den USA trieb die hohe Nachfrage nach den Stadtgeländewagen zuletzt die Auslieferungen an. Der oft kritisierte Fahrzeugtyp sei weiterhin nötig, um den Wandel zur Elektromobilität finanzieren zu können, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess in der ARD-Sendung «Maischberger – die Woche». Und ein Ende der Produktion von Verbrennungsmotoren sei erst in etwa 20 Jahren realistisch: «Um 2050 CO2-neutral zu werden, müssen wir 2040 auslaufen.»

Der VW ID.3 ist das erste E-Auto der Wolfsburger auf dem MEB. Foto: VW

Fortschritte macht Volkswagen nach eigenen Angaben beim neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP. Das Thema habe man «in diesem Jahr gut in den Griff bekommen», sagte Brandstätter – nachdem es 2018 wegen Verzögerungen bei der Umstellung erhebliche Probleme gegeben hatte.

Neue Mitarbeiter für Zukunftsthemen

Ein wichtiger Treiber der Gewinnentwicklung sind auch die Einsparungen durch den 2016 gestarteten «Zukunftspakt». 2,6 der 3,0 Milliarden Euro an geplanten Kostensenkungen würden bis zum Ende dieses Jahres erreicht, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz. Der Umbau wird mit einer «Roadmap Digitale Transformation» fortgesetzt – parallel zur Streichung Tausender Jobs entstehen neue Stellen in Bereichen wie Digitalisierung und Entwicklung eigener Software.

«Von den anvisierten 9000 Mitarbeitern in Zukunftsthemen haben wir rund die Hälfte an Bord», berichtete Antlitz. «Die andere Hälfte werden wir in den kommenden Monaten und Jahren zuführen.» In der Autoindustrie fällt künftig weniger, dafür aber spezialisiertere Arbeit an. Diess sagte in der ARD, bis zu 20.000 Jobs dürften bei VW in den nächsten Jahren wegfallen, vor allem beim Verbrennungsmotor.

Pro Jahr soll die Produktivität weiterhin um mindestens 5 Prozent zulegen. «Hier müssen wir in Zukunft noch viel stärker die hohen Produktionskosten durch Fortschritte bei der Produktivität ausgleichen», meinte Antlitz zur Lage in den deutschen Werken.
Für die operative Rendite – also den Anteil des Betriebsgewinns am Umsatz – hat die bisherige Zielmarke Bestand. «Wir können festhalten, dass wir unser Ziel von vier bis fünf Prozent für das Gesamtjahr aus heutiger Sicht erfüllen werden», sagte der Finanzchef. Bis 2022 soll die Rendite auf mindestens sechs Prozent steigen. Sie war bei der VW-Kernmarke im Vergleich zu manchen Wettbewerbern lange Zeit gering. Die Gewinnkraft langfristig zu erhöhen, ist ein Hauptziel von Diess. (dpa)

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