Hoffnung für VW bei Rückruf in Kalifornien

Auch Daimler im Visier

Hoffnung für VW bei Rückruf in Kalifornien
VW profitiert von hoher SUV-Nachfrage. © dpa

VW kann auf einen kostengünstigeren Ablauf im Abgasskandal hoffen. Die kalifornische Umweltbehörde sieht bei den manipulierten zwei Litern großen Diesel-Motoren große Chancen auf Reparaturmöglichkeiten.

Die kalifornische Umweltbehörde macht dem VW-Konzern Hoffnung für einen kostengünstigeren Weg aus dem Abgasskandal. Behördenchefin Mary Nichols ist optimistisch, dass die Pläne für eine Umrüstung der manipulierten VW-Dieselwagen mit Zwei-Liter-Motor in den USA gelingen: "Unserer Einschätzung nach können die Fahrzeuge so repariert werden, dass die Emissionen um 80 bis 90 Prozent reduziert werden können", sagte Nichols im Interview mit dem "Handelsblatt". Auch bei den größeren Drei-Liter-Motoren ist sie optimistisch.

Würden amerikanische Behörden Rückrufe genehmigen, könnten sich VW-Besitzer in den USA auch für eine Umrüstung ihrer Autos entscheiden. Das dürfte für den Konzern deutlich billiger werden als ein Rückkauf aller betroffenen Wagen.

Emissions-Reduzierung bis zu 90 Prozent

"Einige wollen ihre Autos sicher loswerden. Aber ich denke, viele Leute wollen einfach ihr Fahrzeug behalten, wenn es repariert werden kann", vermutet Nichols. "Wir wissen in beiden Fällen nicht, wie viele das sind, aber wir wollen, dass Volkswagen die Autos reparieren und weiterverkaufen kann."

Nichols stellte in Aussicht, dass leichte technische Defizite bei der Umrüstung durch Zahlungen in den mit VW vereinbarten Umweltfonds ausgeglichen werden könnten: Eine Reduzierung der Emissionen um 80 bis 90 Prozent seien zwar "nicht ganz 100 Prozent, aber dafür gibt es ja einen Fonds, der die Emissionen kompensiert, und zwar vergangene und künftige", sagte Nichols, deren Behörde die Ermittlungen gegen VW ins Rollen gebracht hatte.

Carb lobt VW

Der von VW zu füllende Umweltfonds ist ein Teil des bis zu 15 Milliarden Dollar schweren Vergleichs mit US-Klägern. Mit dem Fonds sollen Projekte für emissionsfreien Verkehr gefördert werden. Denkbar sind zum Beispiel Investitionen in Ladesäulen. Das Geld werde ausgegeben, um die Luftverschmutzung zu verringern", sagte Nichols: "Und die zwei Milliarden Dollar für den Fonds für emissionsfreie Autos kommen von Volkswagen - sie kontrollieren den Fonds." Carb werde die Pläne aber genau prüfen.

Nichols lobt den Konzern für eine größere Bereitschaft zur Zusammenarbeit: "Das Unternehmen ist uns zuletzt deutlich mehr entgegengekommen und war schneller, als es darum ging, Fragen zu beantworten oder uns Dokumente und Informationen zukommen zu lassen."

Nichols optimistisch für Drei-Liter-Motoren

Noch in der vergangenen Woche hatte die Behörde den Rückrufplan des Konzerns für die größeren Drei-Liter-Motoren abgelehnt. In Briefen an die drei Konzernmarken VW, Audi und Porsche bemängelte das kalifornische Umweltamt unter anderem, dass im Rückrufplan genaue Beschreibungen der Manipulationssoftware und der vorgeschlagenen Lösung sowie verschiedene Messdaten fehlten.

Trotz der jüngsten Ablehnung eines Rückrufplans für die größeren Drei-Liter-Motoren ist Nichols auch hier optimistisch: "Wir glauben, dass Volkswagen die meisten Autos reparieren kann. Aber wir müssen die Details dazu noch erarbeiten." Es werde auch Strafzahlungen geben, sagte Nichols: "Die werden allerdings nicht so hoch ausfallen."

Daimler hält Vorwürfe für unbegründet

Auch der Autobauer Daimler muss sich derzeit mit Vorwürfen befassen, Dieselmotoren aus dem Konzern verstießen gegen US-Recht. Der Autobauer hält entsprechende Klagen für unbegründet, führt aber auf Verlangen des US-Justizministeriums derzeit eine interne Untersuchung durch.

Auf die Frage nach möglichen Dieselskandalen bei anderen Autobauern als VW sagte Nichols: "Zu diesem Zeitpunkt verfolgen wir keine anderen Fälle gegen andere Dieselhersteller." Mit dem VW-Skandal habe sich der Markt für Dieselautos zwar eingetrübt: "Aber im Moment steht keine andere Hiobsbotschaft bevor." (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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