China: Regierung fordert Aufbau lokaler Marken

Auto Shanghai

China: Regierung fordert Aufbau lokaler Marken
GM präsentiert den mit einem chinesischen Partner entwickelten Baojun 630. © dpa

China hat sich mittlerweile zum weltgrößten Automarkt entwickelt. Nun versucht die Regierung ausländische Autobauer dazu zu bringen, lokale Marken aufzubauen. GM hat bereits einen heimischen Mittelklassewagen auf den Markt gebracht.

China setzt ausländische Autokonzerne unter Druck, gemeinsam mit ihren chinesischen Partnern eine lokale Marke aufzubauen. Die neue Industriepolitik zielt auf einen größeren Know-how-Transfer und eine Stärkung der heimischen Autoindustrie, die trotz zwei Jahrzehnten Kooperation mit dem Ausland immer noch hinter der internationalen Konkurrenz herhinkt. Deutsche Autokonzerne verschließen sich zwar nicht dem Wunsch der chinesischen Regierung, aber konkrete Projekte mit den Deutschen gibt es vorerst noch nicht.

GM präsentiert Baojun 630

Der amerikanische Hersteller General Motors (GM) reagierte hingegen schneller: Auf der Shanghaier Automesse, die am Donnerstag die Pforten für das Publikum öffnete, präsentierten die Amerikaner zusammen mit Shanghai Automotive (SAIC) bereits den «Baojun 630». Der Mittelklassewagen des SAIC-GM-Wuling-Joint Ventures auf der «Buick Excelle»-Plattform wird für 70 000 bis 100 000 Yuan, umgerechnet 7000 bis 10000 Euro, angeboten. Auch der japanische Konzern Nissan plant mit seinem Partner Dongfeng schon konkret eine neue Marke unter dem Namen «Li Nian».

Marktführer Volkswagen, der in Shanghai ebenfalls mit SAIC ein Joint Venture betreibt, sieht die chinesische Begierde durchaus «sportlich», geht aber langsam vor. «Wir hören den Wunsch und wir werden versuchen, ihn zu erfüllen», sagte der China-Chef von Volkswagen, Karl-Thomas Neumann. Wie informierte Kreise berichteten, sollen die Gespräche über eine lokale Marke mit dem chinesischen Partner First Automotive Works (FAW) in Changchun in Nordostchina erfolgen. Aber Volkswagen fürchtet auch mögliche Folgen. «Wir wollen ja nicht unsere Joint Ventures schwächen», sagte Neumann.

Auch in Europa gibt es Industriepolitik

Das Geschäft auf dem größten, aber auch streng reglementierten Automarkt in China ist aus seiner Sicht ein «ständiges Geben und Nehmen». «Wir können nicht gegen die politischen Interessen angehen», sagte der VW-Chef. Selbst in Europa gebe es Industriepolitik, der sich internationale Konzerne anpassen müssten. Eine solche Kooperation in China müsse sich auch nicht unbedingt allein auf Billigwagen erstrecken. «Es gibt viele Option», sagte Neumann. Nichts sei entschieden. Auch sagt er: «Wir wissen nicht, ob wir es überhaupt machen.»

Die chinesische Regierung kann den Autokonzernen eine solche Zusammenarbeit auch schlecht vorschreiben. «Sie meinen es ziemlich ernst, aber sie verstehen auch, dass sie nicht alles diktatorisch angehen können», sagte Larry Wang vom Unternehmensberater McKinsey. Die Möglichkeiten, die Schaffung lokaler Marken von oben anzuordnen, seien «in gewisser Weise begrenzt». Die ausländischen Autokonzerne werden also vielmehr «ermutigt», hier mit ihren chinesischen Partnern zu kooperieren.

Experten sehen durchaus auch eine Chance für ausländische Konzerne, im unteren Preissegment mitmischen zu können, ohne ihren Markennamen zu gefährden. Hier tummeln sich meist junge chinesische Hersteller wie BYD (Build Your Dreams), Geely oder Chery, weniger die alten großen Staatsbetriebe, die Gemeinschaftsunternehmen mit dem Ausland betreiben. Bei den Billigwagen ist der Wettbewerb allerdings auch am stärksten, so dass die Gewinnmargen nur klein sind. Ein chinesisches Auto, das einen respektierten ausländischen Hersteller im Rücken hat, hätte hier allerdings eindeutig einen Wettbewerbsvorteil. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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