Airbag-Debakel erreicht deutsche Hersteller

Auch BMW und Audi betroffen

Die Airbag-Krise von Takata hat nun auch die deutschen Hersteller in den USA erfasst. Nach VW und Daimler beordern auch Audi und BMW gut eine Million Fahrzeuge in die Werkstätten.

Defekte Zündschlösser, leckende Benzintanks, kaputte Bremsen und Sicherheitsgurte - all das sind Gründe, warum in den vergangenen Jahren Autos zur Reparatur in die Werkstätten beordert wurden. Vor allem war es aber die Gefahr explodierender Airbags, die den Herstellern in den USA 2015 das zweite Jahr in Folge mit Rekord-Rückrufen eingebrockt haben.

Airbags können explodieren

Im Zentrum der Pannenserie: Der japanische Zulieferer Takata, dessen Airbags der Branche schon lange zu schaffen machen. Das Debakel zieht weitere Kreise - auch deutsche Hersteller sind betroffen. Zum Teil recht deutlich, wie sich nun herausstellte. Rund 680.000 Volkswagen-Modelle sollen vorsorglich zurückgerufen werden. Bei Audi sind es rund 170.000, bei BMW und Daimler je 840.000 Wagen.

Das Problem: Takatas Airbags können unvermittelt auslösen und so eine regelrechte Explosion verursachen, bei der Teile der Verkleidung durch den Innenraum des Fahrzeugs geschleudert werden. US-Ermittler gehen von mindestens zehn Todesfällen und zahlreichen Verletzten im Zusammenhang damit aus.

Genaue Ursache immer noch nicht geklärt

Obwohl es seit über zehn Jahren Ärger mit den Airbags gibt, ist die genaue Ursache noch immer nicht abschließend geklärt. Takata meint, die Unfälle stünden im Zusammenhang mit besonders heißem und feuchtem Klima. Bis Mitte 2015 gab es einen Konflikt mit den US-Behörden, um einen landesweiten Rückruf zu vermeiden.

Erst nach Androhung hoher Strafen und Vorladung des Top-Managements vor den Kongress konnte die Rückrufwelle richtig anrollen. «Takatas Versagen, vollumfänglich bei unseren Ermittlungen zu kooperieren, ist nicht akzeptabel und wird nicht toleriert», hatte Verkehrsminister Anthony Foxx zuvor gepoltert.

Bisher 24 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen

Mit zunächst etwa 19 Millionen Fahrzeugen war die Aktion bereits einer der größten Rückrufe der US-Geschichte, bevor sie im Januar auf 24 Millionen Wagen ausgeweitet wurde. Andere Hersteller sind noch deutlich stärker betroffen als die deutschen Autobauer.

Mit über zehn Millionen Rückrufen entfällt der größte Anteil auf Honda. Fiat Chrysler, Ford und Mazda hat es auch in größerem Stil erwischt. Das Takata-Debakel hat die ohnehin schon hohen Rückrufzahlen in den USA 2015 weiter nach oben getrieben.

2015 fast 900 Rückrufe für 51 Millionen Fahrzeuge

«Im vergangenen Jahr gab es fast 900 Rückrufe, die mehr als 51 Millionen Fahrzeuge betrafen», verkündete Mark Rosekind, Leiter der Verkehrsbehörde NHTSA, im Januar. Damit liege die Zahl knapp über dem bisherigen Höchstwert aus dem Vorjahr. Zum Vergleich: Der Neuwagen-Absatz in den USA erreichte 2015 ebenfalls Rekord-Niveau - mit knapp 17,5 Millionen verkauften Autos.

Hatte sich 2014 noch der Zündschloss-Defekt der Opel-Mutter General Motors stark in der Statistik bemerkbar gemacht, so dominierte im vergangenen Jahr klar Takata. Zwar beziehen sich viele andere Rückrufe auf harmlosere Mängel als explodierende Airbags. Trotzdem wirft die hohe Fehlerhäufigkeit ein schlechtes Bild auf die Branche.

«Wenn 13 von 16 untersuchten Herstellern 2015 wegen Sicherheitsmängeln mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen, als diese im gleichen Zeitraum verkauft haben, ist das insgesamt ein bedenkliches Qualitätsniveau», so das Fazit einer Rückruf-Studie zum US-Markt des Experten Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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