VW setzt auf ein offenes Öko-System – und Alexa

Kooperation mit Amazon

VW setzt auf ein offenes Öko-System – und Alexa
VW-Entwicklungschef Frank Welsch stellt neue Cockpitfunktionen vor. © VW

VW will die digitalen Welten im Auto mit Blick-, Gesten- und Sprachsteuerung noch einfacher machen. Doch nicht nur das: Mit Alexa von Amazon lässt sich nun auch vom Auto aus die Heizung daheim steuern.

Von Frank Mertens

Volkswagen erfindet sich angesichts des Dieselskandals gerade neu. Nicht nur, dass die Wolfsburger nach langem Anlauf mit der Elektromobilität durchstarten und bis zum Jahr 2025 eine Million elektrisch angetriebene Fahrzeuge absetzen wollen, setzen sie auch auf eine weitere Vernetzung des Autos – und das nicht nur vor dem Hintergrund des autonomen Fahrens.

Dem Fahrer soll damit ein deutlicher Mehrwert geboten werden. Er soll mit Blick-, Gesten- und Sprachsteuerung die digitale Welt seines Autos noch einfacher als bisher nutzen können. Gepaart sein wird das mit neuen Services, die dem Fahrer eines Volkswagens das Leben erleichtern sollen.

Offenes Öko-System

Wie das aussehen kann, zeigte der Hersteller jetzt auf der weltgrößten Elektronikmesse CES in Las Vegas und fasst dies unter dem Begriff Öko-System zusammen. Es wird ein Öko-System sein, das von VW entwickelt wird, aber allen Partnern offen steht. „Wir wären nicht gut beraten, hier wichtige Player außen vor zu lassen“, sagte Volkmar Tanneberger, Leiter der Elektrik- und Elektronik-Entwicklung. Doch eines sei auch klar, sagte Tanneberger, man werde jetzt beispielsweise nicht selbst zu einem Anbieter von Musik. Die Devise sei klar: „Schuster bleibe bei Deinen Leisten.“

Einer der Partner, die der Autobauer für sein Öko-System gewonnen hat, ist der US-Versandhändler Amazon. Mit ihm hat VW „Alexa“ ins Auto gebracht, einen Assistenten, mit dem man beispielsweise von unterwegs der Heizung mitteilen kann, dass man bei seiner Rückkehr nach Hause bitte eine Raumtemperatur von 21 Grad haben möchte. Voraussetzung dafür ist indes die Ausstattung der Wohnung mit einer Smart-Home-Steuerung.

Mehr Annehmlichkeiten durch Alexa

CES Amazon Alexa neu Aufmacher VW
Alexa ist neu bei VW VW

Natürlich kann mit „Alexa“ auch das Licht, die Rollläden oder die Musikanlage angesteuert werden, sodass mich bei der Heimkehr mein Lieblingslied empfängt. Zu den Services gehören aber auch Wetterinformationen, aktuelle News oder Prime-Dienste des Versandhändlers, der ja neuerdings auch dem Lebensmittelhandel Konkurrenz macht. Wenn also der Kühlschrank leer ist, kann ich von unterwegs eine Bestellung aufgeben.

Doch nicht nur das: Die Kommunikation funktioniert nicht nur aus dem Auto heraus, sondern auch vom heimischen Wohnzimmer aus. Dank moderner Vernetzung kann ich nicht nur Fahrzeugfunktionen abrufen, sondern dem Auto auch sagen, dass ich in Kürze von Berlin nach München in die Leopoldstraße fahren will, sodass er die Navigation für mich schon einmal programmiert. „Das Auto steht längst nicht mehr für sich allein, es ist vernetzt, ist Teil des Öko-Systems“, sagte VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch. Der Kunde ist „always on“, wie es auf dem VW-Stand in Las Vegas heißt. Schöne, neue Welt.

Navigationsoberfläche in einem VW VW

Wer glaubt, dass diese neue Funktionen und die zunehmende Vernetzung nur in den kommenden Elektro-Autos wie dem I.D. zu finden sein werden, irrt. Sie finden auch Einzug bei den klassischen Fahrzeugen mit Verbrenner. "Auch wenn wir 2025 eine Million Elektroautos verkaufen werden, produzieren wir noch zu 75 Prozent Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, entsprechend wird es diese Technologie auch dort geben", so Welsch.

Damit die Kommunikation zwischen Alexa und dem Fahrer auch tadellos funktioniert, arbeitet man bei VW auch an einer verbesserten Sprachsteuerung, die dann auch kontextbasiert funktioniert, wie der Entwicklungschef sagte. Gibt man dem Fahrzeug die Information, ich habe Hunger, listet es einem die in der Nähe befindlichen Restaurants auf. Damit der Fahrer sich auch in der neuen Digital-Welt noch besser zurechtfindet, gestaltet VW auch das Cockpit neu. Dazu gehört neben der Gestensteuerung, die 2015 auf der CES vorgestellt wurde und mittlerweile bereits verbaut wird, eine Blicksteuerung, 3D-Grafiken und Augmented Reality im Head-Up-Display. Dank zweier hinter dem Lenkrad übereinander gelegte Bildschirme entsteht ein 3D-Effekt. Daneben erfasst die Kamera die Blickrichtung des Fahrers und steuert so die Inhalte der Grafik. Eingeblendet wird so nur das, was der Fahrer sehen kann. Und wann wird es mit der schönen neuen Welt bei VW so weit sein? Man werde diese Stufen nach und nach zünden, beginnend mit dem neuen Passat im kommenden Jahr.

Vorheriger ArtikelLebhafter Straßenverkehr erhöht Demenzrisiko
Nächster ArtikelSubaru überarbeitet Kompaktsportler WRX STi
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden