VW manipulierte bei CO2-Testabläufen

Beim Messvorgang oder Fahrzeug

VW manipulierte bei CO2-Testabläufen
Auch bei den CO2-Tests wurde manipuliert. © dpa

Volkswagen hatte Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten eingeräumt. Nun wurde bekannt, dass die Testabläufe manipuliert wurden.

Die frisierten Angaben bei Spritverbrauch und CO2-Ausstoß Hunderttausender Wagen des VW-Konzerns haben ihren Ursprung in manipulierten Testabläufen. Die Falschangaben seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selber oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen, sagte ein Konzernsprecher am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Damit aktualisierte der Sprecher frühere Angaben, wonach offenbar lediglich auf dem Papier zu niedrige CO2-Werte angegeben wurden. "Es geht um Werte, die einfach zu niedrig angegeben wurden", wurde am Donnerstag noch gesagt.

Verschiedene Gutachten werden erstellt

Bevor neue Automodelle vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für den Straßenverkehr zugelassen werden, müssen verschiedene Gutachten erstellt werden, unter anderem zu den Abgaswerten. Die Messungen werden von sogenannten Technischen Diensten abgenommen, unter anderem vom TÜV. Das erledigen die Dienstleister entweder auf den eigenen Prüfständen oder direkt beim Hersteller selber.

Der Sprecher sagte: «Nicht alle betroffenen Modelle wurden auf dem Firmengelände in Wolfsburg auf dem Prüfstand getestet.» Einige Modelle seien auch extern überprüft worden. Ein Sprecher stellte aber auch gegenüber der Autogazette klar, dass die "Manipulationen eine VW-Sache" seien und "die "Prüforganisationen nichts mit den Manipulationen zu tun" hätten. Das Unternehmen untersucht jetzt, ob die Prüfstände auf dem Werksgelände oder die Fahrzeuge manipuliert wurden, "oder beide Komponenten", wie der Sprecher weiter ausführte.

Bis zu 800.000 Autos betroffen

VW hatte am Dienstag eingeräumt, dass bei internen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten zahlreicher Modelle aufgefallen seien. Die Angaben zum Ausstoß für Kohlendioxid (CO2) und damit auch zum Spritverbrauch seien zu niedrig ausgewiesen worden. Volkswagen zufolge könnten bis zu 800.000 Autos der Konzernmarken VW, Audi, Skoda und Seat betroffen sein.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erneuerte nach dem Bekanntwerden der Manipulationen bei den CO2-Werten seine Forderung nach einer neuen Konzernstruktur. „Diese neuen Manipulationen zeigen, dass es einer neuen Struktur bei VW bedarf. Dafür braucht es aber eines unabhängigen Aufsichtsrats. Das geht nicht mit dem einstigen Finanzvorstand an der Spitze des Kontrollgremiums“, sagte Dudenhöffer auf Anfrage der Autogazette. „Das Unternehmen muss jetzt wirklich vom Kopf auf die Füße gestellt werden.“ Dudenhöffer hielt dem Unternehmen zwar zu Gute, dass es die Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten am Dienstag noch von sich aus publik gemacht hatte. Kritisierte aber „die Salami-Taktik bei der Preisgabe von weiteren Informationen“.

Katastrophale Unternehmenskultur als Ursprung für Betrügereien

Auch Gerd Lottsiepen sieht in der Unternehmensstruktur, die "schlicht und einfach eine Katastrophe" sei, den Ursprung, der "zu den dummen Betrügereien geführt" habe. Überrascht hat den verkehrspolitischen Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) die nun erfolgte Bestätigung der Manipulation nicht, wie er der Autogazette sagte. "Bei den CO2-Werten schummeln doch alle Hersteller. Und die Schere der Abweichungen wird immer größer", so Lottsiepen.

Der Verkehrsexperte wartet nun auf die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt angekündigten Testergebnisse der Fahrzeuge anderer Hersteller. "Es ist wichtig nun auch die anderen Hersteller zu überprüfen." Spekulieren könnte man, ob das VW mit der Selbstbezichtigung auch vorhatte und somit "eine Flucht nach vorn" unternommen habe. Denn laut Testergebnissen unabhängiger Prüforganisationen wie dem ADAC liegt VW mit seinen Abweichungen in der Mitte der Anbieter.

Zahlreiche Prüfungen auf den Ständen der Hersteller

Der TÜV Nord, der Großteile der VW-Flotte prüft, sieht jedenfalls keine Unregelmäßigkeiten bei den Tests. Typprüfungen werden ausschließlich gemäß den gesetzlichen Vorschriften betreut. Wörtlich sagte ein TÜV-Nord-Sprecher: «Wir haben die Meldungen aus dem VW-Konzern selbstverständlich zum Anlass genommen, unsere Prozesse zu untersuchen. Dabei sind auf unserer Seite keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.»

Die überwiegenden Tests finden dabei auf den Testständen der Hersteller statt. "Das ist bei den anderen Herstellern aber auch der Fall", sagt Lottsiepen. Allerdings merkt Lottsiepen auch an, dass die "Dienstleister in Konkurrenzsituationen" mit anderen Prüforganisationen stehen würden. Auch dadurch könnten Manipulationen Tor und Tür geöffnet werden. (AG/FM/TF/dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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