«Der Boss der Bosse kneift vor dem deutschen Parlament»

Piëch sagt nicht vor Ausschuss aus

«Der Boss der Bosse kneift vor dem deutschen Parlament»
Ferdinand Piëch hat sein Aktienpaket dem Bruder überlassen © dpa

Ex-VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wird nicht vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Abgasskandal aussagen. Das ließ Piëch von seinem Anwalt mitteilen. Der Ausschussvorsitzende wirft dem Österreicher nun mangelnde Aufklärungsbereitschaft vor.

Der Vorsitzende des Abgas-Untersuchungsausschusses hat Ex-VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mangelnde Bereitschaft zur Aufklärung des Diesel-Skandals bei Volkswagen vorgeworfen. Piëch hatte zuvor über seinen Anwalt erklären lassen, er werde nicht vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen.

«Wenn er nichts zu verbergen gehabt hätte, hätte er kommen müssen», sagte der Ausschussvorsitzende Herbert Behrens (Linke) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es gehe Piëch wohl nicht um eine Aufklärung des Skandals, er habe offenbar andere Motive. «Der Boss der Bosse kneift vor dem deutschen Parlament», sagte der Politiker.

Zur Aussage nicht verpflichtet

Angesichts neuer Anschuldigungen im Abgas-Skandal wollten Linke und Grüne den früheren VW-Aufsichtsratschef im Untersuchungsausschuss als Zeuge vorladen. Er werde auf das «Angebot einer öffentlichen Anhörung vor einem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages nicht eingehen», ließ Piëch am Freitagabend über seinen Rechtsanwalt Gerhard Strate mitteilen. Als Österreicher ist der 79-Jährige nicht zur Aussage verpflichtet. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn stellte sich indes unlängst den Fragen des Ausschusses.

Der Grünen-Politiker Oliver Krischer betonte, Piëch sei nicht bereit, seinen Beitrag zur Aufklärung des Abgas-Skandals zu leisten. «Das bekräftigt das Sittengemälde von einigen Verantwortlichen eines Konzerns, dem es mehr um sich selbst als um das Wohl des größten deutschen Autobauers geht», sagte Krischer als Obmann im Untersuchungsausschuss am Samstag in Berlin. Dass bis heute niemand zu seiner Verantwortung stehe und reinen Tisch mache, stürze ein einstiges Vorzeigeunternehmen immer weiter in die Krise.

Kein weiterer Kommentar von Piëch

Zuletzt hatte Piëch laut Medienberichten Anschuldigungen gegen mehrere aktuelle Aufsichtsräte erhoben. So sollen unter anderem Weil und Betriebsratschef Bernd Osterloh bereits Anfang März 2015 von Hinweisen auf Abgas-Manipulationen in den USA erfahren haben - und damit viel früher als bisher bekannt. Der Skandal war erst Mitte September 2015 öffentlich bekanntgeworden.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Piëch deshalb das Verbreiten gefälschter Nachrichten vor. "Ich bedauere, dass ein Mann mit unbestreitbaren Verdiensten wie Ferdinand Piëch inzwischen zu Mitteln greift, die man neudeutsch nur als "Fake News" bezeichnen kann", hatte Weil am Donnerstag in Hannover gesagt. Zu Piëchs möglicher Motivation meinte er, es sei bekannt, dass dieser im Streit aus dem VW-Gremium ausgeschieden sei: "Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang."

Der 79-Jährige ließ nun mitteilen, er habe im April 2016 gegenüber der von VW beauftragten Kanzlei Jones Day Aussagen gemacht und diese gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig im Dezember wiederholt. Zum Inhalt äußerte er sich nicht. «Herr Prof. Dr. Piёch denkt nicht daran, das, was als angebliche Inhalte der Vernehmungen kolportiert wird, seinerseits öffentlich zu kommentieren», hieß es in der Erklärung seines Anwalts.(AG/dpa)

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