US-VW-Händler verklagt Volkswagen

US-Händler fordern klares Bekenntnis von VW

US-VW-Händler verklagt Volkswagen
VW hat eine wichtige Hürde genommen in den USA © VW

Volkswagen ist im Zuge der Abgas-Affäre eine Klage aus dem eigenen Haus zugestellt worden. Der VW-Händler soll in den USA aber einen Sonderfall darstellen, so der Verband der Vertragshändler.

In dem Skandal um manipulierte Abgaswerte steht Volkswagen der erste Rechtsstreit mit einem Händler aus dem eigenen US-Vertragsnetz ins Haus. Der Besitzer dreier Autohäuser reichte am Mittwoch bei einem Gericht im US-Bundesstaat Illinois Klage wegen Betrugs gegen den deutschen Hersteller ein, wie die zuständige Anwaltskanzlei Hagens Berman mitteilte. Bei den Vorwürfen gegen VW geht es auch um unlautere Vertriebspraktiken und Preisgestaltung.

Der Handelspartner fühle sich durch den Abgas-Schwindel systematisch getäuscht, so Hagens Berman. Die Kanzlei will die Weichen für eine Sammelklage stellen, der sich weitere Händler anschließen könnten. "Volkswagen prüft die Klageschrift", sagte eine Sprecherin. Man sehe sich verpflichtet, die Diesel-Probleme so schnell wie möglich zu lösen und das Vertrauen der Kunden und Händler zurückzugewinnen.

US-Händler fordern finanzielle Unterstützung

Die Mehrheit der VW-Autohäuser in den USA distanzierte sich in einer Stellungnahme des Verbands der Vertragshändler von dem Rechtsstreit. Bei der Klage handele es sich um einen "Sonderfall", erklärte Alan Brown, der Vorsitzende der Vereinigung. Der weit überwiegende Teil des US-Vertriebs verstehe, dass es entscheidend sei, die Auseinandersetzung mit VW vereint zu klären.

Die etwa 650 US-Händler von VW fordern als Kompensation für ihre Nachteile durch den Abgas-Skandal ein klares Bekenntnis zum US-Markt und finanzielle Unterstützung des Konzerns. Sollte sich der Vertrieb auf breiterer Front gegen den Konzern wenden, wäre das für die ohnehin schwierige Zukunft in den USA hochbrisant. Die Händler sind der Schlüssel zur Kundschaft.

Weitere Klage gegen VW in der Schublade

Mit der Installation von illegalen Betrugs-Programmen zur Abgas-Manipulation habe Volkswagen Vertragshändler gezielt betrogen und in illegale Praktiken verwickelt, meint Klägeranwalt Steve Berman. "VW hat Informationen über das "Dieselgate"-Fiasko zurückgehalten und die Händler sich selbst überlassen, als der Skandal ausbrach."

Der Frust im Vertragsnetz war zuletzt gestiegen. Auch eine andere Kanzlei hat laut dem Fachblatt "Automotive News" eine vorbereitete Klage in der Schublade. Anfangs hatten sich die Autohäuser noch loyal gegenüber VW gezeigt. Doch der Unmut nahm im März mit dem Rücktritt des beim Vertrieb hochgeschätzten US-Chefs Michael Horn zu. Inzwischen fordern Händler immer offener Entschädigungen.

US-Händler leiden erheblich

VW-Markenchef Herbert Diess hatte am vergangenen Samstag bei einem Treffen in Las Vegas versucht, die Verkäufer milde zu stimmen. Wie die künftige Strategie des Konzerns auf dem US-Markt konkret aussehen wird, blieb jedoch weitgehend offen. Die Händler leiden erheblich unter dem Diesel-Skandal. Die Affäre hat das Vertrauen in VW erschüttert und die Verkaufszahlen stark sinken lassen.

Volkswagen hatte im September nach Vorwürfen der US-Umweltbehörde EPA eingeräumt, seit 2009 mit einer speziellen Software Abgastests in den USA ausgetrickst zu haben. Tatsächlich lag der Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid um ein Vielfaches über den gesetzlichen Grenzwerten. Der Konzern ist mit Hunderten Zivilklagen und strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert. Es drohen Milliardenstrafen. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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