Volvos Notbremsassistent bremst auch für Tiere

Weiterentwicklung der Fußgängererkennung

Volvos Notbremsassistent bremst auch für Tiere
Auch im Dunkeln kann Volvos Assistent die Tiere erkennen © Volvo

Volvo schützt seine Fahrzeuge vor Wildunfällen. Allerdings wird das System erst in einigen Jahren serienreif sein.

Elchtest mal anders: An einer Tiererkennung mit Notbremsfunktion arbeitet derzeit der schwedische Automobilhersteller Volvo. Das neue System ist eine Weiterentwicklung der bereits bekannten Fußgängererkennung mit automatischer Notbremsfunktion, die im vergangenen Jahr erstmals in der Limousine S60 vorgestellt worden ist. Das System zur Tiererkennung, das in einigen Jahren serienreif sein soll, kombiniert eine Radareinheit und eine Infrarotkamera. Es ist sowohl tag- als auch nachtaktiv, denn besonders in der Abenddämmerung und nachts sind die Wildtiere aktiv.

Lernfähiger Computer

Die Wärmebildkamera beobachtet permanent das Verkehrsgeschehen vor der Fahrzeugfront. Wird ein Tier innerhalb der Gefahrenzone erfasst, ertönt ein akustisches Warnsignal. Falls der Fahrer darauf nicht reagiert, leitet das System eine automatische Notbremsung ein. "Die neue Technik ist vor allem für Fahrten und Geschwindigkeiten in ländlichen Gebieten mit dem Ziel ausgelegt, Kollisionen vollständig zu verhindern oder zumindest die Aufprallstärke soweit wie möglich zu reduzieren, sodass die Gefahr schwerer Verletzungen für die Insassen deutlich verringert werden kann", erläutert Andres Eidehall, Experte für aktive Sicherheitssysteme bei den Schweden.

Nach demselben Prinzip arbeitet auch die "City Safety" genannte Fußgängererkennung. Anders, als das nur bis 30 km/h Geschwindigkeitsdifferenz eingreifende Fußgängersystem, muss der Notbremsassistent für Tiere somit auch bei höheren Geschwindigkeiten zuverlässig funktionieren. Außerdem muss der Bordcomputer "lernen", Tiere von Gegenständen zu unterscheiden.

Forschungen im Tierpark


Jetzt gilt es, eine Software zu programmieren, die verschiedene Tierarten und -größen verlässlich erkennt. Eine Herausforderung, vor der die Sicherheitsingenieure bereits bei der Fußgängererkennung gestanden haben, als es galt, abweichende Bewegungsmuster etwa von gehbehinderten Personen oder Kindern zu erkennen. Damals haben die Schweden das "Auftreten" von über 10.000 Personen ausgewertet und ins System eingespeist.

Am wahren Leben orientieren sich die Forscher auch diesmal. So hat ein Forschungsteam beispielsweise einen Tierpark besucht, um das artentypische Verhalten verschiedener Tierarten zu studieren. Der Schwerpunkt der Unfallforscher hier liegt zunächst auf Elchen, Rot- und Damwild, die besonders häufig an schweren Unfällen beteiligt sind. Allein in Schweden ereignen sich jedes Jahr rund 7 000 Kollisionen mit Elchen. Auch auf deutschen Straßen gibt es jedes Jahr rund 2 500 Wildunfälle mit Personenschaden. Oft mit verheerendem Ausgang: Schon bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h entwickelt ein 20 Kilogramm leichtes Reh ein Aufprallgewicht von knapp einer halben Tonne.

Neben der Software-Entwicklung muss es darum gehen, den bestmöglichen Einsatzzeitpunkt und den zweckmäßigsten Auslösemechanismus für das Sicherheitssystem zu finden. Denkbar wäre auch, dass ein Fernlichtassistent automatisch die Scheinwerfer abblendet, um zu verhindern, dass auf der Fahrbahn stehendes Wild geblendet wird. (mid)

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