«Jeder dritte verkaufte Volvo wird ab 2025 ein Elektroauto sein»

Volvo-Entwicklungsvorstand Peter Mertens

«Jeder dritte verkaufte Volvo wird ab 2025 ein Elektroauto sein»
Peter Mertens wird neuer Entwicklungschef bei Audi. © Volvo

Volvo setzt nicht nur auf Sicherheit, sondern auf die Elektrifizierung seiner Fahrzeuge. So will der Autobauer bis 2025 eine Millionen Elektroautos abgesetzt haben. Ab diesem Zeitpunkt soll zudem mindestens jeder dritte verkaufte Volvo einen Elektroantrieb haben, wie Entwicklungsvorstand Peter Mertens sagte.

Von Frank Mertens

Volvo befindet sich weltweit auf Wachstumskurs und hat sich für die Zukunft hohe Absatzziele gesetzt. So wollen die Schweden bis zum Jahr 2020 weltweit 800.000 Fahrzeuge absetzen. Im Vorjahr lag der Absatz bei über 503.000 Einheiten.

Diese Zuversicht, den Absatz derart zu steigern, schöpft der Autobauer aus seiner Modelloffensive. Nachdem im Vorjahr das Premium-SUV XC 90 auf den Markt kam, stehen nun die Limousine S90 und der Kombi V90 in den Startlöchern. Sie kommen im Juli beziehungsweise September auf den Markt. «Das ist für uns die wichtigste Produktpräsentation in diesen Jahr, sie ist noch weitaus wichtiger als die Vorstellung des XC90», sagte Volvo-Entwicklungsvorstand Peter Mertens bei der Fahrvorstellung der neuen Modelle in Marbella.

Dass Volvo nicht nur weiß, wie man SUVs baut, haben sie mit dem XC90 bewiesen, der weltweit als sicherster Geländewagen gilt, wie die Höchstbewertung beim EuroNCAP zeigt. Doch bei Volvo kann man auch Limousinen und vor allem Kombis. Fragt man sich künftig, wie schöne Kombis aussehen, dürfte kaum ein geschmackssicherer Kunde an dem von Designer Thomas Ingenlath gezeichneten V90 vorbeikommen.

Sicherheit als Priorität

Doch Design ist das eine, die Technik das andere. Und dafür ist Peter Mertens verantwortlich. Er hat dem S90 und V90 alles mitgegeben, was man an technischen Highlights bei den Themen Sicherheit und hier insbesondere den Fahrassistenzsystemen kennt und was bereits im XC 90 verbaut ist. Hinzu kommt ein verbesserter Pilot Assist, der bis Tempo 130 km teilautonomes Fahren ermöglicht. Daneben gibt es auch eine Wildtierkennung, die nicht nur bei Elchen bremst. So weist Mertens beispielsweise auf die hohe Zahl von Unfällen mit Hirschen hin. In den USA, für den Wachstumskurs der Schweden ein wichtiger Markte, kam es zu 150.000 Unfällen mit Hirschen.

Doch ob diese Systeme den Fahrer nun vor Unfällen mit Elchen, Hirschen, Wildschweinen oder anderen Verkehrsteilnehmern bewahren - am Ende steht die Vision Zero. So soll, so wird Mertens nicht müde zu betonen, bis zum Jahr 2020 kein Mensch mehr in einem Volvo schwer verletzt oder zu Tode kommen. Darum geht es bei allem Bemühungen der Schweden: Sie wollen das Autofahren sicherer machen - und dazu gehört auch, dass sie das autonome Fahren Schritt für Schritt weiterentwickeln.

Vollautonomes Fahren ab 2020

Volvo XC90 als Drive me-Testwagen in Göteborg unterwegs
Ein vollautonomer Volvo XC90 Volvo

Darum werden Pilotprojekte ab 2017 mit 100 autonom fahrenden Volvo XC90 nicht nur rund um Göteborg begonnen, sondern ähnliche Projekte auch in London auf den Weg gebracht. Für 2020 kündigte Mertens den nächsten Schritt auf dem Weg zum vollautonomen Fahren an. Dann werden die Fahrassistenzsysteme bei Volvo es ermöglichen, dass man fast vollautonom unterwegs sein kann.

Im ersten Schritt wird das zunächst auf Autobahnen geschehen. Es wird sich dabei um autonomes Fahren nach der Stufe 4 handeln, wie Mertens sagt. Darunter versteht man nach der Definition der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast), dass man vollautomatisiert unterwegs ist, das System dabei alle Aufgaben selbst bewältigen kann, sodass eine unbegrenzte Nebentätigkeit bei fahrerlosem Betrieb möglich ist.

Von der Elektroprämie profitieren

Perspektivisch geht es Mertens und seinem Team aber darum, die Elektromobilität im Modellangebot auszubauen. Derzeit haben die Schweden den V60 und den XC90 als Plug-in-Hybrid im Angebot. Und das Premium-SUV der Schweden übertrifft als Twin Engine die Erwartungen. Wie Mertens sagt, sei man beim XC90 von einem weltweiten Absatz von zehn Prozent bei den Plug-in-Hybriden ausgegangen. «Doch mittlerweile entscheiden sich bereits 20 Prozent aller XC90 Kunden für einen Plug-in-Hybriden.»

Angesichts dieser Zahlen zeigt sich Mertens zuversichtlich, dass Volvo bis zum Jahr 2025 auf einen kumulierten Absatz von einer Million Elektroautos kommt. "Das Elektroauto wird mehr und mehr den Verbrennungsmotor ersetzen, auch wenn der für uns derzeit natürlich weiter eine hohe Bedeutung hat." Da die beiden Fahrzeugarchitekturen SPA und CMA von Volvo bereits auf den Elektroantrieb ausgelegt sind, geht Mertens davon aus, dass der Anteil der Elektroautos am Absatz stetig steigen wird. «Ich gehe für das Jahr 2025 davon aus, dass bis dahin mindestens 30 Prozent aller unserer weltweit verkauften Fahrzeuge einen Elektroantrieb haben werden, also jeder dritte verkaufte Volvo ein Elektroauto sein wird.» Natürlich sei dies ein hohes Ziel, sagt Mertens. «Doch nur, wenn man sich hohe Ziele setzt, kann man sie auch erreichen.» Für 2019 kündigte Mertens das erste reine E-Auto der Schweden an.

Auch in Deutschland besteht eine hohe Nachfrage nach dem XC90. Der Anteil des Plug-in-Hybriden liegt bei rund 15 Prozent, auch hier waren zehn Prozent erwartet worden. Durch die gerade verabschiedete Kaufprämie für E-Autos erhofft sich Thomas Bauch, Geschäftsführer von Volvo Deutschland, auch Auswirkungen auf den Absatz des XC90, auch wenn die Prämie nur für Fahrzeuge mit einem Preis von bis zu 60.000 Euro gilt. «Diese Kaufprämie wird das Umfeld für Elektroautos positiv beeinflussen. Davon werden auch wir profitieren.» Für Bauch ist dabei der Ausbau der Ladeinfrastruktur, in die seitens der Regierung 300 Millionen Euro investiert werden, noch wichtiger als die reine Kaufprämie.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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